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- Fußball-WM der Frauen
Fußballstar Megan Rapinoe geht früh, aber in Würde
Der US-Fußballstar konnte die WM 2023 nicht so dominieren wie die davor. Nach ihrem 202. Länderspiel ist nun Schluss. Ihr Vermächtnis bleibt
Da stand Megan Rapinoe nun mit geröteten Augen und blau gefärbtem Haar vor einem Pulk von Mikrofonen und lachte schon wieder. So wie es der Fußballsuperstar auch unmittelbar nach dem kruden Fehlschuss im WM-Stadion von Melbourne getan hatte. Kurz danach waren die USA am Sonntagabend gegen Schweden im Elfmeterschießen (4:5) bei der WM 2023 ausgeschieden. Ein surrealer Schlussakkord für die 38-jährige Vorkämpferin. »Ich habe noch nie einen Elfmeter verschossen«, behauptete sie hernach. Zumindest habe sie noch nie so weit daneben gezielt. »Das ist einfach nur ein kranker Scherz.«
Aber diese Frau zerfließt nicht in Selbstmitleid. So viel ihr der Fußball bedeutet, so wenig definiert sie sich darüber. Also verzichtete sie auf Kritik an Trainer Vlatko Andonovski, der die zweifache Weltmeisterin und Weltfußballerin nur in drei Partien eingewechselt hatte. Sie habe jeden Moment geliebt, daher könne sie nach dem letzten von 202 Länderspielen sagen: »Ich werde es zu Tode vermissen, aber es fühlt sich wie der richtige Zeitpunkt an.« Ganz aufhören will sie im Herbst.
Ihr Vermächtnis bleibt: ihr unerschütterlicher Einsatz für Gleichberechtigung und Menschenrechte. Sie kniete als erste weiße Sportlerin während der US-Hymne, um ein Zeichen gegen Rassismus zu setzen. Sie verklagte den eigenen Verband darauf, Frauen und Männern gleiche Prämien zu zahlen. Sie lieferte sich während der WM 2019 ein Wortgefecht über die Medien mit dem damaligen Präsidenten Donald Trump. Rapinoe machte auch schon vor elf Jahren als eine der ersten Spielerinnen ihre Homosexualität öffentlich.
Durch das Achtelfinal-Aus der USA bleibt das Land mit der größten Basis erstmals seit der WM-Premiere 1991 medaillenlos. In der Machtverschiebung fand Rapinoe aber auch Trost: »Das ist ein Beweis für den Fortschritt, den so viele Teams auf der Welt gemacht haben. Ich habe das Gefühl, dass der Fußball gut aufgehoben ist. Da kann ich in Würde abtreten.«
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