- Politik
- Iran
Nasila Marufian: Unbeugsame Regimekritikerin
Die iranische Journalistin Nasila Marufian ist wieder frei – und nimmt kein Blatt vor den Mund
Kein Kopftuch, die Hand zum Victory-Zeichen erhoben: Das erste Bild, das Nasila Marufian am Sonntag nach vielen Monaten von sich bei Instagram veröffentlichte, spricht eine deutliche Sprache: »Nehmt die Sklaverei nicht hin – ihr habt das Beste verdient«, schrieb sie. Vor rund zehn Monaten hatten die iranischen Behörden die 23-Jährige erstmals festgenommen; im Januar war sie zu zwei Jahren Haft auf Bewährung verurteilt worden. Der Vorwurf: Verbreitung von Falschinformationen. Die Journalistin hatte zuvor online ein Interview mit dem Vater der in Polizeigewahrsam gestorbenen Mahsa Amini veröffentlicht. Darin beschuldigt Amdschad Amini die iranischen Behörden, über den Tod seiner Tochter die Unwahrheit zu behaupten. Nach offiziellen Angaben führten »gesundheitliche« Probleme zum Tod der 22-jährigen Amini. Die Familie geht hingegen davon aus, dass sie von Polizisten durch einen Schlag auf den Kopf getötet wurde. Der Vorfall hatte zu monatelangen Massenprotesten gegen die Kopftuchpflicht und die massiven Einschränkungen der persönlichen Freiheit in der islamischen Republik geführt. Mehr als 500 Menschen kamen ums Leben; Tausende wurden inhaftiert, einige zum Tode verurteilt.
Marufians Geste der Unbeugsamkeit zeigt einmal mehr, dass sich viele im Iran nicht mehr einschüchtern lassen. Nachdem sie sich wieder einmal öffentlich gegen das Regime gewandt hatte, wurde sie im Juli erneut festgenommen und in das für seine extrem harschen Haftbedingungen bekannte Ewin-Gefängnis gebracht. Kurz darauf machten Berichte die Runde, ihr Gesundheitszustand habe sich drastisch verschlechtert. Sie habe Atemnot und Herzrasen gehabt, bestätigte Marufian am Sonntag. Soziale Netzwerke sind im Iran sehr beliebt. Auch Journalist*innen verlagern ihre Berichterstattung verstärkt dorthin. Denn die offiziellen Medien werden streng zensiert.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft
Das »nd« bleibt gefährdet
Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.