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Warnstreik in Berlin: Einzelhandel teils komplett geschlossen
Penny-Filialen bleiben geschlossen, Gewerkschaft will Arbeitskampf noch ausweiten
Nachdem am Montag bereits Beschäftigte des Großhandels in den Streik getreten waren, folgten am Dienstag auch die Kolleg*innen aus dem Einzelhandel. Die Dienstleistungsgewerkschaft Verdi hatte ihre Mitglieder aus Berlin und Brandenburg für Dienstag und Mittwoch zum Ausstand aufgerufen.
Zu einer Kundgebung auf dem Breitscheidplatz kamen am Dienstagvormittag nach Schätzungen von Verdi-Fachbereichsleiterin Conny Weißbach etwa 1000 Menschen zusammen. Weitere rund 600 Beschäftigte hätten ebenfalls die Arbeit niedergelegt, sagte Weißbach »nd«.
Dem Aufruf folgten Beschäftigte von nahezu allen Supermarktunternehmen, Ikea und Thalia, sowie erneut einigen Pharmagroßhändlern. Nahezu alle Anwesenden tragen neongelbe Streikwesten. Bei der obligatorischen Anwesenheitsabfrage pusten die Mitarbeiter*innen von Kaufland am kräftigsten in die Trillerpfeifen.
Wie bei vorangegangenen Ausständen ist Galeria wieder stark vertreten. »Von uns ist heute wie eigentlich immer ein Viertel des Standorts da«, sagt ein Kollege aus der Filiale in der Schloßstraße. Die Kolleg*innen, die sich in einer Whats-App-Gruppe organisierten, treibe vor allem der geringe Personalschlüssel und die Angst vor Altersarmut um.
Bemerkenswert ist die Teilnahme von Mitarbeiter*innen zweier Penny-Filialen aus dem Berliner Nordosten. Die Märkte in der Welsestraße in Hohenschönhausen und in der Oberweißbacherstraße in Marzahn blieben am Dienstag komplett geschlossen. »Hier steht die Frühschicht und die Spätschicht«, sagt eine Angestellte aus der Welsestraße »nd«. Was am Mittwoch passiere, wisse sie noch nicht. Ihr Kollege meint jedoch: »Ich gehe morgen nicht zur Arbeit.« Das Besondere: Er ist zu diesem Zeitpunkt das einzige Gewerkschaftsmitglied.
Erst ganz spontan am Montagabend habe das Team sich entschlossen zu streiken. Neben besserer Entlohnung fordert es mehr Wertschätzung. Es würde zwar mit einer guten Work-Life-Balance geworben, doch diese sei insbesondere mit Blick auf die Personalpolitik nicht spürbar.
Eine Kollegin aus der Oberweißbacherstraße ergänzt: »Wir wehren uns dagegen, dass Penny durchsetzen will, dass für eine Schicht nur noch zwei Mitarbeiter*innen vorgesehen sind.« Auch in der Oberweißbacherstraße hätten sie sich kurzfristig zum Streik entschieden. Hier gab es bisher noch gar keine Gewerkschaftsmitglieder. Einige hätten nun aber Mitgliedsanträge ausgefüllt.
Da sind die Kolleg*innen aus der Welsestraße noch zögerlich. Sie hätten Angst, schließlich bedeute der Streik Konsequenzen für die ganze Lieferkette. Eine Beschäftigte sagt: »Gegen die Angst hilft vor allem Kommunikation, mit den Kolleg*innen zu reden.« Auch Nichtmitglieder dürfen streiken, bekommen aber kein Streikgeld.
Mitarbeiter*innen beider Penny-Filialen geben an, dass sie dem Aufruf ihres Betriebsrats gefolgt seien. Christian Sporn, eben jener Betriebsrat für Penny-Rewe, sagte »nd«: »Ich habe den Betriebsrat nach Feierabend an den Nagel gehängt und habe als Verdi-Mitglied noch Extratouren gemacht, um die Kolleg*innen zu mobilisieren.«
Die Arbeitgeber hatten für den Einzelhandel zuletzt 5,3 Prozent mehr Lohn und Einmalzahlungen geboten. Verdi schlug das Angebot aus, da es Reallohnverlusten gleichkäme. Die Gewerkschaft fordert unter anderem 2,50 Euro mehr pro Stunde, mindestens aber 13,50 Euro. Gegenüber »nd« kündigte Weißbach an, den Streik am Mittwoch für die Planung von Flashmob-Aktionen zu nutzen. Und: »Wir werden den Streik auf Donnerstag und damit erstmals drei Tage am Stück ausweiten.«
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