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Basketball-WM in Asien: Suche nach neuen Kunden und Rekorden

Bei zwei der drei WM-Gastgeber ist Basketball sehr beliebt, Medaillenchancen bestehen trotzdem kaum. Die Ausrichterwahl hatte andere Gründe

  • Felix Lill, Manila/Tokio
  • Lesedauer: 5 Min.
Jordan Clarkson (o.) soll die philippinischen Basketballer bei der Heim-WM anführen und mehr als 50 000 Fans in die riesige Philippine Arena locken.
Jordan Clarkson (o.) soll die philippinischen Basketballer bei der Heim-WM anführen und mehr als 50 000 Fans in die riesige Philippine Arena locken.

John Lucas erwartet, dass in diesen Tagen Rekorde gebrochen werden: »Das ist das größte Sportereignis, das je in den Philippinen stattgefunden hat«, schwärmte der Turnierveranstalter letzte Woche. »Die Philippine Arena kann bis zu 50 000 Zuschauer fassen. Und ich denke, das können wir auch erreichen.« Der Zuschauerrekord für ein WM-Spiel der Basketballer liegt bisher bei 32 616, aufgestellt 1994 in Toronto, Kanada. Aber am Rande der Hauptstadt Manila, wo mit der Philippine Arena den Guinness-Rekordjägern zufolge das größte gemischt genutzte Indoor-Theater der Welt steht, soll nun eine neue Bestmarke her.

Dabei soll nicht nur der Zuschauerrekord fallen, wenn die Basketball-Weltmeisterschaft der Männer vom 25. August bis zum 10. September unter anderem in den Philippinen stattfindet. Schon jetzt steht fest: Nie war eine Basketball-WM größer und internationaler. Die Spiele der 32 Mannschaften werden schließlich gleich in drei Ländern veranstaltet: Neben den Philippinen zählen auch Japan und Indonesien zu den Gastgeberländern.

Vor allem in den Philippinen ist das eine riesige Sache. Für den Tag der Turniereröffnung hat die Regierung schulfrei angeordnet. Beamte dürfen zudem der Arbeit fernbleiben. Und weil die Hauptstadtregion rund um Manila für ihre prekäre Verkehrslage bekannt ist, werden die hier untergebrachten Mannschaften von ihren Hotels mit Polizeiwagen zu den Spielstätten eskortiert. Auch die Zuschauerinnen und Zuschauer werden auf untypische Weise unterstützt, damit sie ausnahmsweise mal nicht im täglichen Stau hängen bleiben.

»Für das Publikum wollen wir wirklich etwas Besonderes vorantreiben«, prahlte dieser Tage etwa Charlie Cuna, ein weiteres Mitglied des lokalen WM-Organisationskomitees. »An zwölf strategischen Punkten in der Metropolregion Manila haben wir 400 Sonderbusse stationiert, für einen Shuttleservice. Von dort kommt man direkt zur Spielstätte.« Man müsse nur sein Ticket vorzeigen und könne sich sogar vorher online anmelden. »Wir ermutigen alle, nicht mit dem Auto zu kommen, sondern die Shuttlebusse zu nehmen.«

In einer auf den Autoverkehr ausgelegten Metropole wie Manila zeigt schon diese Ansage, wie besonders die Situation ist. Warum sich sein Land derzeit tatsächlich in einer Art Ausnahmezustand befindet, erklärt Cuna so: »Wir sind eben eine basketballverrückte Nation. Wir sind begeistert, all den Fans das Beste zu bieten.«

Im Basketball sind die Philippinen, wo die Menschen im Durchschnitt etwas kleiner sind als in den USA oder Europa, zwar kaum eine Weltmacht. Der mit Abstand beliebteste Sport ist Basketball in dem südostasiatischen Land trotzdem. Plätze mit Körben findet man hier sogar auf dem Gelände von Kirchen, auf Hinterhöfen und in praktisch jedem Dorf. Eingeführt wurde der Sport vor gut einem Jahrhundert, als die USA hier Kolonialmacht waren. Aber der einzige Filipino, der heute in der weltweit führenden US-Liga NBA spielt, ist Jordan Clarkson – ein Halbfilipino, der im US-amerikanischen Tampa aufwuchs und nie in den Philippinen gelebt hat.

Ähnlich sind Lage und Geschichte des Basketballs im zweiten Gastgeberland: Japan. Das ostasiatische Land, das am Freitag sein erstes Spiel in Okinawa gegen die deutsche Mannschaft bestreiten wird, war zwar nie eine Kolonie der USA. Aber der ab Ende des 19. Jahrhunderts intensive politische und wirtschaftliche Austausch mit dem Mutterland des Basketballs prägte das Land auch kulturell stark. Basketball zählt heute in Japan ebenfalls zu den beliebtesten Sportarten.

Mit Rui Hachimura bejubelt das Land auch einen Spieler in der NBA, der zudem in Japan geboren und ausgebildet wurde. Allerdings hat es Hachimura vorgezogen, sich auf die neue Saison vorzubereiten und der WM fernzubleiben. Nationaltrainer Tom Hovasse erklärte im Vorfeld des Turniers dennoch, dass seine Truppe über die Gruppenphase hinauskommen wolle: »Ich will, dass wir aggressiv spielen, wie selbstverständlich nach hinten arbeiten, Rebounds holen. So können wir die Nummer eins Asiens werden. Dann qualifizieren wir uns für Olympia in Paris.«

Weniger kompetitiv ist das dritte Austragungsland Indonesien, das trotz Gastgeberstatus die Qualifikation für die Endrunde verpasst hat. Nicht nur weil die Spiele in der indonesischen Hauptstadt Jakarta nun ohne lokale Beteiligung stattfinden, könnte dieser WM-Ort daher unter einem Mangel an Turnieratmosphäre leiden. Zwischen dem japanischen Austragungsort Okinawa und dem indonesischen Jakarta liegen immerhin zehn Flugstunden. Ein kompaktes Turnier – geschweige denn eines mit möglichst geringem ökologischen Fußabdruck – ist diese WM also kaum.

Wichtiger war dem Basketballweltverband Fiba offensichtlich ein anderer Gedanke: Nicht zuletzt in Konkurrenz zum weltweit boomenden Fußball will man auch Basketball in Asien, dem mit Abstand bevölkerungsreichsten Kontinent der Erde, so sehr pushen wie möglich. Nach China 2019 ist dies schon die zweite Basketball-WM in Folge, die in Asien ausgetragen wird. Und der Gastgeber 2027 steht auch schon fest: Katar, ein weiteres asiatisches Land.

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