Finsterwalde: Mit den vier Sängern vorneweg

Die Stadt Finsterwalde lädt für das kommende Wochenende zum Brandenburg-Tag ein

  • Matthias Krauß
  • Lesedauer: 4 Min.

Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD) lässt sein zehnjähriges Amtsjubiläum nicht stillschweigend verstreichen. »Geplant ist da nichts«, sagt er zwar am Montag auf die Frage, ob er am kommenden Wochenende beim Brandenburg-Tag in Finsterwalde Lieder schmettern werde. Aber: »Ich bin spontan, und wenn die Gelegenheit kommt, werde ich sie nutzen.« Sicher sei jedenfalls, dass er das »Gute-Laune-Fest«, das nach der Corona-Pause endlich wieder stattfinden könne, am Sonnabend um zehn Uhr auf der Hauptbühne eröffnen werde.

Gemeinsam mit Bürgermeister Jörg Gampe (CDU) stellte Woidke in der Potsdamer Staatskanzlei das überreichliche Festprogramm vor. Mit rund 3000 Akteuren und etwa 1500 Künstlern wird Finsterwalde aufhorchen lassen als »die einzige Sängerstadt in Deutschland, die diesen Titel tragen darf«, wie Woidke sagte. Dazu habe nicht zuletzt die Kreismusikschule beigetragen, die sich erfolgreich am Wettbewerb »Jugend musiziert« beteiligt habe. Mit »Hier spielt die Musik« hat das Städtchen im Landkreis Elbe-Elster in den vergangenen Monaten für den Besuch des Brandenburg-Tags geworben. In vier Festbereichen werden sich »die Höhepunkte jagen«, verspricht Woidke.

Als Besonderheit präsentierte der Ministerpräsident die Idee, rund 200 Staatsgeschenke, die sich in über drei Jahrzehnten in der Potsdamer Staatskanzlei angesammelt haben, in den Räumen der örtlichen Sparkasse für wohltätige Zwecke zu versteigern.

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Fast eine halbe Million Euro hat die Landeskasse beigesteuert, um Finsterwalde am Samstag und Sonntag »zum schönsten Schaufenster des Landes Brandenburg zu machen«, wie Woidke formulierte. Ihm zufolge sind »Stolz und Optimismus« begründet. Denn in wirtschaftlichen Dingen sei das Land Brandenburg inzwischen »Taktgeber«. Der Regierungschef erinnerte an die schwierige Ausgangssituation in den 90er Jahren, die besonders auch die Region um Finsterwalde hart gebeutelt habe. Nun aber gehöre die Stadt zu den ersten, die eine »Rückkehreraktion« gestartet habe, um denen die alte Heimat schmackhaft zu machen, die einst wegen der Arbeits- und Ausbildungsplätze in den Westen gingen.

»Come back to Elbe-Elster« (Komm zurück nach Elbe-Elster) ist laut Bürgermeister Gampe das Motto der Kampagne. Weil in diesem Jahr die Landkreise in Brandenburg in ihrem derzeitigen Zuschnitt 30 Jahre alt werden, soll das Landesfest ihnen Gelegenheit zur Präsentation bieten.

Am Wochenende werde Finsterwalde die Landeshauptstadt sein, denn das gesamte Regierungskabinett habe seine Teilnahme angekündigt, heißt es. Auf die Minister wie auf alle anderen Besucher warte ein regionales kulinarisches Angebot »direkt vom Erzeuger«. Das Finsterwalder Brauhaus habe sich ein extra gebrautes »Festbier« einfallen lassen.

Auf der Hauptbühne in der Sängerstadt werden »Silly« mit Jule Neigel und
Toni Krahl zu sehen und zu hören sein. Auch das Landespolizeiorchester gibt ein anderhalbstündiges Konzert. Gampe versicherte, die Vorbereitungsgruppe habe beim Zusammenstellen des Programms ein Hauptaugenmerk auf junge Künstler gelegt. Nicht zuletzt »die besten Jugendbands« des Landes sollten an diesem Septemberwochenende zeigen, dass die Tradition der Sängerstadt auch eine moderne Note kennt.

Der 17. Brandenburg-Tag sollte ursprünglich 2021 in Bernau stattfinden,
fiel jedoch pandemiebedingt aus
. Bernau war von der Absage des Landes so genervt, dass es darauf verzichtete, später zum Zuge zu kommen. Finsterwalde bekam den Zuschlag. Erstmals wird der Brandenburg-Tag damit im Landkreis Elbe-Elster stattfinden. Die Sparkassen-Stiftung tritt als Hauptsponsor auf. Auch
der Rundfunk Berlin-Brandenburg (RBB) lässt sich dieses Fest einiges kosten.

Überregional bekannt gemacht hat Finsterwalde das Lied »Dass wir die Sänger sind, das weiß ein jedes Kind …«. Nicht von ungefähr steht das Denkmal der vier älteren Sangesbrüder im Stadtzentrum. Ursprünglich seien es drei Sangesbrüder gewesen, sagte der Bürgermeister, doch im Laufe der Zeit habe sich das Quartett durchgesetzt. Den Titel »Sängerstadt« habe sich Finsterwalde selbst
verliehen. Aber er sei deutschlandweit einmalig. »Wir tragen ihn selbstbewusst«, sagt Gampe.

Im Stadtzentrum wird auch der große Festbereich sein, für den man je nach Wetter »zwischen 80 000 und 100 000 Besucher« erwartet, wie der Bürgermeister verkündete. Es wird unter anderem eine »Blaulichtmeile« geben, auf der sich Feuerwehr, Technisches Hilfswerk und Polizei präsentieren sollen. Zu bestaunen sein wird dort unter anderem ein Großraumhubschrauber, der zum Löschen von Waldbränden das Zehnfache an Wasser aufnehmen kann wie ein herkömmlicher Hubschrauber.

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