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Alexander Stefanow: Sozialist in Ungnade
Der Historiker Alexander Stefanow ist in Russland jetzt »Ausländischer Agent«
Es ist wie so oft im heutigen Russland, in dem Bekanntheit und Repression Hand in Hand gehen. Im Mai 2018 fiel der damalige Geschichtsstudent Alexander Stefanow erstmals auf. Damals jagten »Aktivisten« in Kosakenuniformen eine Antikorruptionsdemonstration in Moskau gewaltsam auseinander. Stefanow stellte sich daraufhin mit einem Plakat, auf dem »Meinen Urgroßvater prügelte man auch mit Kosakenpeitsche – und dann gab es eine Revolution« stand, auf die Straße. An dem Tag wurde er gleich zwei Mal festgenommen. Inzwischen dürfte der 1999 in Moskau geborene und in Belarus aufgewachsene Historiker jedem politisch interessierten Internetnutzer in Russland bekannt sein.
Stefanow, der sich selber als »Sozialisten, Demokraten und Pazifisten« bezeichnet, weiß, wie man ukrainischen Bandera-Fans und russischen Z-Patrioten auf die Nerven geht. In seinem Videoblog klärt er über Ähnlichkeiten und Unterschiede zwischen historischer faschistischer Ideologie und heutiger Kriegshetze auf. Im März veröffentlichte er den im Alleingang gedrehten Dokumentarfilm »Ganz gewöhnliche Denazifizierung«, um den Alltag in den besetzten Gebieten der Ukraine zu zeigen. Den Film drehte Stefanow während seiner Arbeit als Freiwilliger beim Transport humanitärer Hilfe. Im Film kommen sowohl die Befürworter als auch Gegner der »Spezialoperation« zu Wort. Und beide Seiten konstatieren eine Verschlechterung der Lebensumstände. Von »Befreiung« und »Frieden für den Donbass« kann nicht die Rede sein, so das eindeutige Verdikt.
Über eine Million Menschen haben den Film mittlerweile gesehen. Ein Erfolg, der Stefanow auch unzählige neue Hater, Drohungen und Denunziationen brachte. Und Ende August einen Eintrag als »Ausländischer Agent«. Stefanow nimmt es mit Humor: »Eigentlich bin ich wehrpflichtig, werde ich dann als Ausländischer Agent an der Front eingesetzt?«, fragte er seine Follower.
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