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Eintracht Frankfurt: Die Frauen spielen um die Champions League

Frankfurts Fußballerinnen wollen nach enttäuschender WM in die Königsklasse

  • Frank Hellmann, Frankfurt am Main
  • Lesedauer: 4 Min.
Im großen Frankfurter Stadion wollen die Frauen der Eintracht den zweiten Schritt zur Champions League machen.
Im großen Frankfurter Stadion wollen die Frauen der Eintracht den zweiten Schritt zur Champions League machen.

Das spezielle Fluidum des Europapokals bei einem Klub wie Eintracht Frankfurt konnten auch die Fußballerinnen schon genießen. Nicht umsonst hatte der Verein bei seinen Reisen nach Barcelona und Sevilla zum Europa-League-Triumph der Männer vor einem Jahr auch seine Frauen eingeladen – nun sollen sie sich selbst den Traum von der Champions League erfüllen. Mit einem in der Mainmetropole ausgerichteten Mini-Turnier startet der beschwerliche Weg in die Königsklasse für die Frankfurterinnen: Der Bundesliga-Dritte ist Favorit, wenn es an diesem Mittwoch im Stadion am Brentanobad zunächst gegen den 1. FC Slovácko aus Tschechien geht.

Mit dabei sind auch Juventus Turin und der WFC Okzhetpes aus Kasachstan. Läuft alles nach Plan, dann treffen im Finale am Sonnabend die Eintracht und Juve aufeinander. Deshalb ist bereits die große Arena im Stadtwald gebucht – verbunden mit der Hoffnung, die erste größere Aufmerksamkeit für den Fußball der Frauen in der neuen Saison zu erzeugen, bevor eine Woche darauf endlich auch der Bundesliga-Betrieb mit dem Eröffnungsspiel SC Freiburg gegen Meister FC Bayern startet.

»Es ist eine riesengroße Ehre, in dieser Stadt dieses Turnier spielen zu dürfen. Vor Fans, die uns pushen werden«, sagt die Frankfurter Kapitänin Tanja Pawollek, die natürlich die Zielvorgabe aus der Vorstandsetage kennt, dass bitte Männer wie Frauen bis mindestens Weihnachten international beschäftigt sind. Nur der Sieger des Mini-Turniers kommt in die Playoff-Runde, die wegen der WM in Australien und Neuseeland erst im Oktober ausgespielt wird. Durch dieses herbstliche Nadelöhr muss sich auch der Champions-League-Finalist VfL Wolfsburg als Vizemeister erst noch zwängen, um in die Gruppenphase zu kommen. Bei den Frauen spielen nur 16 und nicht wie bei den Männern 32 Teams mit.

So ist auch für die Zweiten und Dritten aus Deutschland, England, Spanien oder Frankreich die Qualifikation für die Champions League kein Selbstläufer: Manchester City scheiterte bereits zweimal an Real Madrid, Eintracht Frankfurt im Vorjahr an Ajax Amsterdam, durch ein Gegentor in der Nachspielzeit. Eine bittere Erfahrung, die Trainer Niko Arnautis als Ansporn versteht. »Das hat uns nicht umgeworfen«, versichert der 43-Jährige: Man habe daraus »eine Extraportion Motivation« gezogen.

Definitiv gilt das für seine fünf deutschen Nationalspielerinnen, die ihren Frust von der vollends missglückten WM-Mission längst wieder in Lust umgewandelt haben. Dass Stina Johannes als dritte Torhüterin nur eine Nebenrolle spielen würde, war hinlänglich bekannt, doch die vier Feldspielerinnen Sophia Kleinherne, Sara Doorsoun, Laura Freigang und Nicole Anyomi wunderten sich schon, als ihnen vor Turnierstart mitgeteilt wurde, dass sie auf ihren Positionen nur die zweite Wahl seien. Über die Bevorzugung der Wolfsburgerinnen im DFB-Team wird innerhalb der Liga bis heute viel geraunt.

Die Frankfurterinnen hätten darüber am lautesten klagen können, denn dass die so formstarke Flügelspielerin Anyomi in keinem Gruppenspiel den Vorzug vor der formschwachen Jule Brand bekam, war mindestens genauso fragwürdig wie der Fakt, dass die zuverlässige Defensivallrounderin Kleinherne keine WM-Minute spielte, obwohl mit Carolin Simon und Felicitas Rauch zwei etatmäßige Linksverteidigerinnen ausfielen. Stattdessen gab auf dieser Position die nach Wolfsburg gewechselte Chantal Hagel eine überforderte Notlösung ab. Kleinherne verkniff sich jeden Seitenhieb, als die 23-Jährige auf ihrem Instagram-Profil rückblickend zur WM schrieb: »Wir brauchen nicht zu leugnen, dass das Ergebnis unter unseren Ansprüchen lag. Trotzdem durfte ich auf der Reise unglaublich viel erleben, für das ich unendlich dankbar bin.« Das Schönste sei jedoch, »dass der Blick nach vorne bei den bevorstehenden Aufgaben keineswegs schwerfällt.«

Die Spielerinnen selbst könnten einordnen, was sie in Down Under erlebt hatten, erklärt Arnautis vielsagend, gerade seine deutschen Stützen würden sich jetzt auf die »schönen« Aufgaben mit »ihrer« Eintracht freuen. Noch mit keiner Silbe will der Coach über die mögliche Paarung gegen den italienischen Vizemeister sprechen, erst einmal müssten die Hausaufgaben gegen den besten tschechischen Ausbildungsklub erledigt werden. Auch das klang wie eine Lehre aus dem deutschen WM-Versagen, als die Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg vor der Gruppenphase gegen vermeintliche Underdogs wie Marokko, Kolumbien und Südkorea oft über ein mögliches Achtelfinale gegen Brasilien und Frankreich sprach, zu dem es dann bekanntlich in Australien nie gekommen ist.

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