- Berlin
- Verband der Gartenfreunde
Kleingärtner fordern mehr Beachtung durch die Parteien
Verbandschef Fred Schenk wünscht Freifahrt in Bus und Bahn für seine Ehrenamtlichen
Brandenburgs Kleingärtner fordern eine wirksame Unterstützung der ehrenamtlichen Arbeit. Ihr Verbandsvorsitzender Fred Schenk bedauert, die Ehrenamtskarte in ihrer jetzigen Form sei wenig wirksam. Er erwarte, dass die rund 4000 im Kleingartenverband ehrenamtlich Tätigen »wenigstens den ÖPNV kostenlos nutzen können«. Und Schenk sagt: Die Berufung eines Kleingarten-Beauftragten der Landesregierung »ist für uns nicht vom Tisch«.
Laut Schenk beträgt die durchschnittliche Pachtsumme für eine Parzelle in Brandenburg zehn Cent pro Quadratmeter. In und um Frankfurt (Oder) werden ihm zufolge sogar nur sechs Cent fällig und »auch in der Prignitz kann man mit dem Verpachten von Gärten nicht reich werden«. Schenk hob die landschafts- und stadtbildprägende Bedeutung der 1261 märkischen Kleingartenvereine hervor. Sie ersparen nicht zuletzt den Kommunen die kostenaufwendige Pflege großer Areale.
Mit der Beachtung durch die politischen Parteien zeigt sich Schenk nicht zufrieden. Vor der Landtagswahl 2019 habe er Wahlprüfsteine versendet, doch überhaupt nur eine einzige Antwort erhalten. »Und die war nicht zielführend.« Vor diesem Hintergrund fordert Schenk die »etablierten Parteien« auf, sich gegenüber den Kleingärtnern zu erklären, ihnen zu beweisen, »dass sie auch wählbar« seien. Ausdrücklich dankte Schenk der kleinen Landtagsfraktion der Freien Wähler. Sie sei es gewesen, die letztlich die Abschaffung der Straßenausbaubeiträge durchgesetzt haben. Das habe vielen Vereinen geholfen.
Kleingartenanlagen haben einen positiven Einfluss auf Luftqualität und Mikroklima. Laut Freie-Wähler-Fraktionschef Péter Vida ist im näheren Umfeld die durchschnittliche Temperatur um zwei Grad niedriger als anderswo. »Mehr als die Hälfte der deutschen Kleingärten liegen in Ostdeutschland«, sagt Vida. In Brandenburg gebe es vier Kleingärten auf 100 Einwohner. Mit seinen rund 60 000 Mitgliedern sei der Landesverband der Gartenfreunde der sechstgrößte in Deutschland. Im Kleingarten werde Obst und Gemüse gezogen, »das nicht mit viel Kerosin um die halbe Welt transportiert werden« müsse. Somit handle es sich um »echten Umweltschutz«.
Die Zweiteilung des Landes Brandenburg in einen Berliner Speckgürtel und
einen sich entleerenden Rest präge auch die Gartenlandschaft und die Vereinstätigkeit, erläutert Verbandschef Schenk. Während in den dünn besiedelten Regionen der teilweise Rückbau von Gartenland zu bewältigen sei, müssen in den Zuzugsgebieten rund um die Hauptstadt die Kleingärten verteidigt werden gegen den Wohnungsbau, den Straßenbau und Gewerbe – eben alles, was Raum verschlingt. Nicht zuletzt deswegen ruft der Verband seine Mitglieder auf, sich in der Kommunalpolitik zu engagieren und Einfluss zu nehmen.
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In den Corona-Jahren konnte der stetige Rückgang des Interesses am Kleingarten teilweise gestoppt werden. Die Menschen entdeckten in ihm die Möglichkeiten der Naherholung neu. Der Verband begrüßt inzwischen auch »relativ junge Mitglieder«, die nach Ausbildung, Studium und Familiengründung mit ihren Kindern den Garten wieder für sich nutzen wollen.
Der heutige Verband der Gartenfreunde ging 1990 aus dem DDR-Verband der
Kleingärtner, Siedler und Kleintierzüchter hervor. Siedler und Kleintierzüchter gründeten nach der Wende ihre eigenen Vereine. Mit über 80 000 Kleingärtnern hat der Landesverband damals begonnen. Es gibt auch Kleingärtner, die nicht im Verband organisiert sind. Besonders viele Gartenfreunde gibt es in Potsdam und Frankfurt (Oder).
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