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Berliner AK: Soll der Chef doch abhauen!

Die nd-Kolumne BallhausOst solidarisiert sich mit den unermüdlichen Kämpfern, die den BAK nach dem Abflug der Präsidentenfamilie am Leben halten

  • Frank Willmann
  • Lesedauer: 3 Min.
Geht für den Berliner AK im Poststadion bald die Sonne unter? Ein paar kämpfen noch unermüdlich für das Überleben in der Regionalliga.
Geht für den Berliner AK im Poststadion bald die Sonne unter? Ein paar kämpfen noch unermüdlich für das Überleben in der Regionalliga.

Die Berliner Institution Späti hat uns gelegentlich durstigen Stadionbesuchern schon häufig aus der Bredouille geholfen. Leider ist es sonntags inzwischen kompliziert, an das nötige Bier zu kommen, um sich über die Beschissenheit der Welt hinwegzutrösten. Nicht jeder mag Geld für überteuerte Getränke im Stadion ausgeben, die lieblos im Plastebecher gereicht werden und kaum ein Schaumkrönchen aufweisen.

Beim Berliner AK hat man diese Sorge nicht: Hinter der Haupttribüne steht Holger mit seinem kleinen Fanbüdchen. Er bietet, neben dem von ihm herausgegebenen BAK-Fanzine, Bier frisch aus dem Kasten zum humanen Preis an. Das hat auch schon manchem Auswärtsgast geholfen, denn Holger gibt jedem etwas ab. Selbst Chemnitzer wurden jüngst am Stand gesichtet und nicht vertrieben.

Ballhaus Ost

Frank Willmann blickt auf den Fußball zwischen Leipzig, Łódź und Ljubljana.

Der BAK hat einen kleinen und feinen Anhang. Die Mehrheit der schaltragenden Fans sind Engländer und Amerikaner. Warum sie ausgerechnet den BAK supporten, beantworten sie nur mit einem breiten Grinsen. Eine regelmäßig erscheinende migrantische Fanbase hat der BAK aber auch nicht. Nur bei großen Spielen sind ein paar mehr türkischstämmige Berliner auf der Tribüne anzutreffen.

Es gibt natürlich auch in diesem Verein gute Geister, die den Laden am Leben erhalten. Neben Holger ist das Burak. Burak hat sich dem Fußball seit Langem verschrieben. Als Jugendlicher stand er im Tor, nun ist er aus dem Präsidium des BAK nicht wegzudenken. Lange Jahre wurde der Verein vom Bauunternehmer Ali Han gesponsert. Dank seiner Finanzkraft etablierte sich der BAK in der Regionalliga. Parallel baute Burak Isikdaglioglu sehr erfolgreich die Jugendabteilung auf; letzte Saison spielten die Junioren in der Bundesliga! Rund ums Moabiter Poststadion gilt die Jugendabteilung als Topadresse.

Ali Han war lange Zeit König beim BAK. Vor zwei Jahren übernahm dann sein Sohn Ebubekir als Präsident. Dieser fiel den Zuschauern besonders durch seinen dicken SUV auf, den er kurz vor Spielbeginn hinter der Tribüne abstellte, damit ihn alle gut sehen konnten. Im Mai 2023 hatte den Sohn aber urplötzlich die präsidiale Lust verlassen. Er versprach, noch bis zum Jahresende eine regelmäßige Summe zu überweisen. Das ist nicht passiert. Musste ein neues Auto her? Hat die neue Firmenchefin die Reißleine gezogen? Hans abrupter Abgang war jedenfalls weder elegant noch solidarisch, weil er Menschen im Regen stehen ließ, die sich an jedem Wochenende zumeist ehrenamtlich oder für Kleingeld an den Spielfeldrand stellen, um die vielen Jugendmannschaften zu unterstützen. Und kurz nachdem er sich über Nacht vom Acker gemacht und in einem Statement von einer »großen Ehre« und »schmerzlichen Niederlagen« palavert hatte, verschwanden naturgemäß auch alle Spieler samt Trainercrew.

Burak sorgte mit engagierten Mitgliedern dafür, dass der Verein heute noch am Leben ist. Der BAK ziert aktuell das Ende der Regionalligatabelle; gegen Chemnitz setzte es am Freitag vor knapp 401 Zuschauern eine 0:1-Niederlage. Es wird eng für den Berliner AK, der vor einem Jahr noch von der Tabellenspitze grüßte.

Ich habe auf der wunderschönen Holztribüne im Poststadion einige harte Fights gesehen und würde es sehr bedauern, wenn der Verein in der nächsten Saison im Nirvana des Fußballs verschwinden würde, wo bereits Klubs wie Tennis Borussia, Tasmania oder Lichtenberg 47 am erloschenen Lagerfeuer der Verdammten abhängen. Bleib uns erhalten, BAK!

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