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DFB-Team hält Olympiatraum am Leben

Das 2:0 der deutschen Fußballerinnen in Island war nicht mehr als ein Arbeitssieg. In einem Monat muss es besser werden.

  • Frank Hellmann
  • Lesedauer: 4 Min.
Klara Bühl (r.) feierte ihren glücklichen Treffer zum 2:0 kurz vor Spielende in Reykjavik wie eine Erlösung.
Klara Bühl (r.) feierte ihren glücklichen Treffer zum 2:0 kurz vor Spielende in Reykjavik wie eine Erlösung.

Die Wärmejacken mit den Kapuzen reichten am Ende nicht aus: Mehrere deutsche Fußballerinnen hatten sich nach dem Abpfiff in Islands Hauptstadt Reykjavik noch Decken um die Hüften geschlungen, was irgendwie an diesem frostigen Abend auf der mystischen Insel aus Feuer und Eis ein passendes Bild ergab: Es bleibt weiterhin ungemütlich rund um die DFB-Frauen, die beim wenig überzeugenden 2:0-Sieg gegen Island bestätigten, dass auch unter Horst Hrubesch nicht auf Knopfdruck Leistungen mit internationalem Anspruch herauskommen. Immerhin lebt der Traum von einer Teilnahme an den Olympischen Spielen 2024 weiter, die für den Interimstrainer bekanntermaßen der Ansporn sind.

Der 72-Jährige kann unter den ersten Abschnitt seines »Dreistufenplans« einen Haken machen: Es gibt das »Endspiel« gegen Dänemark in Rostock am 1. Dezember (20.30 Uhr) um den Gruppensieg. Für den Showdown sind gleich am ersten Tag des Vorverkaufs 6000 Tickets abgesetzt worden. Vielleicht kommen auch viele Fans aus Skandinavien für einen Wochenendtrip mit der Fähre rüber.

Die DFB-Frauen werden im Ostseestadion volle Rückendeckung brauchen, weil für das Erreichen der Nations-League-Finalrunde ein Sieg mit mindestens zwei Toren Unterschied her muss. Wegen des direkten Vergleichs wirkt die Auftaktniederlage gegen die nordischen Nachbarinnen (0:2) schwer. Damals hatte der Deutsche Fußball-Bund (DFB) die aus dem WM-Desaster entstandenen Probleme einfach ausgesessen. Und die Blockaden in Köpfen und Beinen sind immer noch nicht gänzlich gelöst – die hohe Fehlerquote im deutschen Team erinnerte auch in Island fatal an das verpatzte Länderspieljahr unter Martina Voss-Tecklenburg, mit deren Anwalt Christoph Schickhardt hinter den Kulissen die Vertragsauflösung bereits besprochen wird.

Ihr Vorgänger und Nachfolger Hrubesch griff sich am Dienstagabend häufiger ins zerzauste Haar, dermaßen ärgerte sich der Routinier über die Mängel im deutschen Spielaufbau, Passspiel und Abschluss. Zudem vermisst der Mann bei seinen Spielerinnen auch noch Cleverness. Zwar habe ihm zum Schluss das Ergebnis gefallen, aber im selben Atemzug trug er sein Missfallen vor: »Wir lassen viele Chancen liegen. Wir müssen viel ruhiger und klarer spielen – und dann Torchancen rausspielen. Teilweise kam der letzte Pass nicht, teilweise haben wir schlechte Bälle gespielt. Wir haben uns das Leben wieder selbst schwer gemacht.« Mit »der Qualität« im Team sollte das doch einfach »besser gehen«, lautete der besorgte Befund.

Die spielerische Armut auf einem schwierig bespielbaren, weil teils gefrorenem Platz im Stadion Laugardalsvöllur war allein durch dasselbe Resultat geschönt, mit dem der Nothelfer vor fünf Jahren an derselben Stelle die Fahrkarte zur WM 2019 in Frankreich gelöst hatte. Damals spielten Svenja Huth und Co souveräner und selbstbewusster – diesmal war es »ein ziemlicher Krampf«, sagte Elfmeterexpertin Giulia Gwinn, die ihren dritten Strafstoß in Folge zum 1:0 verwandelte.

Mit Klara Bühl war die zweite Torschützin »gottfroh« über die drei Punkte und kündigte forsch an, zu Hause gegen die Däninnen »ein Feuerwerk abfackeln« zu können. Sturmkollegin Lea Schüller, die von Islands Torhüterin Telmar Ivarsdottir so brachial mit der Faust angegangen wurde, dass es dafür nach 65 Minuten den vorentscheidenden Elfmeter gab, ist ebenfalls »sehr zuversichtlich«, erst Dänemark und dann noch Wales (5. Dezember) schlagen zu können. Einfach weiterüben, »was wir jetzt auch getan haben, dann sollte es klappen«.

Dass auf dem Weg zu den Olympischen Spielen der Vizeweltmeister und Europameister England in seiner Gruppe mit den Niederlande und Belgien zu scheitern droht, zeigt allerdings, wie anspruchsvoll der Kampf um die zwei letzten Tickets in Europa ist. Platzt der deutsche Traum, sollte der DFB schnell einen neuen Coach für diese Auswahl suchen, die nach frischen Impulsen und neuen Gesichtern ruft. Der WM-Kader hat sich überholt. Hrubesch wird erst einmal hoffen, dass seine Stützen durch extrem anspruchsvolle Novemberwochen mit einer geballten Ladung von Bundesliga-, Pokal- und Champions-League-Partien kommen. Er wird sich nach der Rückreise aus Reykjavik auch nicht nach Hamburg begeben, sondern sich am Wochenende die Topspiele TSG Hoffenheim gegen SC Freiburg (Samstag) und FC Bayern gegen VfL Wolfsburg (Sonntag) ansehen.

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