Lärmbelastung in Berlin: Anwohnerfreundliche Temperaturen

Der »Lärmomat« an der Admiralbrücke wird wieder abgebaut

  • Moritz Lang
  • Lesedauer: 3 Min.
Der Lärmomat an der Admiralbrücke in Kreuzberg hat die vergangenen drei Monate Luft gefiltert und auf zu hohe Lautstärke hingewiesen. Jetzt wird er abgebaut.
Der Lärmomat an der Admiralbrücke in Kreuzberg hat die vergangenen drei Monate Luft gefiltert und auf zu hohe Lautstärke hingewiesen. Jetzt wird er abgebaut.

Regen und Blätter fallen, ein kalter Wind zieht über den Landwehrkanal. Bei Herbstwetter sind die Pflastersteine der Admiralbrücke in Kreuzberg weniger einladend zum Verweilen und Biertrinken. Der Jahreszeitenwechsel ist auch Anlass für das Bezirksamt Friedrichshain-Kreuzberg, das Pilotprojekt »Lärmomat« am Montag wieder zu beenden. Gestartet wurde es, um die Lärmbelastung für Anwohner*innen des touristischen Hotspots zu mindern.

Seit Ende Juli stand dafür eine drei Meter hohe Säule nahe der Admiralbrücke. Integriert sind zwei Bildschirme und Lichter, die nachts rot aufleuchten, wenn zehn Minuten lang ein Geräuschpegel von über 55 Dezibel gemessen wird. Die höchsten gemessenen Werte betrugen 75 Dezibel, die Stunde zwischen 22 und 23 Uhr war in der Regel die lauteste.

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Im Innern der Säule befindet sich Moos, das die Umgebungsluft filtert und kühlt. Laut Entwickler wurden in den drei Monaten Betrieb 76 Gramm Feinstaub aus der Luft gefiltert, so viel würde eine 1500 Kilometer lange Fahrt mit dem Auto verursachen. Um mehrere Grad gekühlt werden könne eine Fläche von zehn Quadratmetern, das entspreche 81 neu gepflanzten Bäumen.

Laut Clara Herrmann (Grüne), Bezirksbürgermeisterin von Friedrichshain-Kreuzberg, kostete der »Lärmomat« für den Zeitraum 10 000 Euro an Miete und 200 Euro monatlich für den Betrieb, finanziert von der Senatsverwaltung für Wirtschaft. Die Auswertung des Projekts gemeinsam mit Polizei und Ordnungsamt stehe noch aus, sagt Herrmann. Erst dann könne man faktenbasiert einschätzen, ob die Lärmwarnung wirklich zu ruhigeren Nächten geführt habe.

Parallel zum Projekt wurden zwei »Kiezläufer« eingesetzt, die Freitag- und Samstagnacht stark frequentierte Orte zwischen Admiralbrücke und Warschauer Straße abliefen. Vor Ort wurden Feiernde angesprochen und um Ruhe gebeten.

Die Lärmsäule habe nicht viel gebracht, meint Reinhold. Er wohnt seit 24 Jahren an der Admiralbrücke und hat die Entwicklung zum Touristenhotspot live miterlebt.

Anfang der 2010er Jahre hätten sich immer mehr Menschen bis spät in die Nacht auf der Brücke getroffen, Alkohol getrunken, lautstark geredet und Musik gespielt. Für Anwohner*innen sei dies zum Dauerthema geworden, gerade in warmen Sommernächten sei es nicht mehr möglich gewesen, mit offenem Fenster zu schlafen. Es war ein langer Kampf, bis die Bezirksverwaltung die Situation richtig wahrnahm und die Brücke regelmäßig um 22 Uhr geräumt wurde. Nachhaltig gelöst war das Party-Problem damit aber nicht. Oft hätten sich die Menschen anschließend am Kanalufer verteilt, sagt Reinhold.

Auch von Nachbarn aus dem anliegenden Graefekiez höre er Beschwerden: Dort werden seit zwei Jahren Parkflächen mit Blumentöpfen und Bänken bebaut. Das Bezirksamt und die Senatsverwaltung für Umwelt wollen damit »lebendige Lern- und Inspirationsorte« schaffen. Laut Reinhold zum Nachteil der Anwohner*innen, die sowieso schon unter der wachsenden Beliebtheit der Gegend leiden: »Die Polizei räumt die Brücke und dann baut man denen die Sitzmöglichkeiten zum Weiterfeiern.«

Was geholfen habe, sei die Umgestaltung des Böcklerparks. Er liegt unweit der Admiralbrücke. Er bietet nun mit Bänken und Treppenstufen viele Möglichkeiten zum Sitzen und zusätzlich einen eindrucksvollen Blick auf das Urban-Krankenhaus am anderen Ufer. Hier gibt es weniger Probleme, wenn es mal etwas lauter wird, die nächsten Häuser sind weiter entfernt und von Bäumen abgeschirmt.

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