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Landesdienst nur halb so vielfältig wie Berlin

Menschen mit Migrationshintergrund sind in der Verwaltung unterrepräsentiert

Auch Bürgerämter sollen künftig die Stadtgesellschaft widerspiegeln – also vielfältiger werden.
Auch Bürgerämter sollen künftig die Stadtgesellschaft widerspiegeln – also vielfältiger werden.

»Es ist an der Zeit, dass Politik und Verwaltung handeln«, sagt Arbeitssenatorin Cansel Kiziltepe (SPD) am Mittwoch. Sie stellt die Ergebnisse einer Befragung innerhalb der gesamten Berliner Verwaltung vor, im Rahmen derer die Beschäftigten nach einem etwaigen Migrationshintergrund befragt wurden. Die Ergebnisse zeigen: Bis die Besetzung in der Verwaltung tatsächlich die Zusammensetzung der Stadtbevölkerung widerspiegelt, ist noch einiges zu tun. Während Personen mit Migrationshintergrund in Berlin einen Anteil von 39,4 Prozent ausmachen, sind es im unmittelbaren Landesdienst nur 21,7 Prozent.

»Das ist ein Auftrag«, sagt Kiziltepe. Mit dem Partizipationsgesetz hat sich das Land Berlin zum Ziel gesetzt, dass in der Verwaltung genauso viele Menschen mit Migrationshintergrund arbeiten, wie es dem Anteil an der Stadtbevölkerung entspricht. »Konkret heißt das: Wir wollen den Anteil fast verdoppeln«, so die Senatorin. Und das nicht nur, um den eigenen gesetzlichen Verpflichtungen nachzukommen, sondern auch, weil Beschäftigte mit Migrationshintergrund eine Bereicherung für den Landesdienst seien. »Vielfalt macht Berlin zu dem, was es ist. Menschen mit Migrationshintergrund bringen eigene Erfahrungen, Ideen und neue Impulse mit.« Diese brauche man, um sich weiterzuentwickeln.

Die Ergebnisse der Befragung zeigen, dass sich die Zusammensetzung der Beschäftigten mit und ohne Migrationshintergrund stark in den verschiedenen Altersgruppen und nach Position in der Verwaltung unterscheidet. Bei den jüngeren Angestellten gibt es deutlich mehr Menschen mit Migrationshintergrund als bei den älteren. In den höheren Positionen arbeiten weniger Beschäftigte mit Migrationshintergrund – bei den Führungskräften liegt der Anteil bei 16 Prozent.

Der hohe Anteil von Menschen mit Migrationshintergrund bei den jungen Beschäftigten und vor allem den Nachwuchskräften stimmt Wolfgang Schyrocki (CDU) zuversichtlich. Der Staatssekretär der Senatsfinanzverwaltung sagt: »Es freut uns, dass wir einen erheblichen Migrationshintergrund von 41 Prozent unter den Auszubildenden haben. Das macht Hoffnung für die Zukunft.« Seine Verwaltung hatte die Befragung zusammen mit der Arbeitsverwaltung beim Amt für Statistik Berlin-Brandenburg in Auftrag gegeben.

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Aus Sicht der Finanzverwaltung, die für das Personal des Landes zuständig ist, braucht es Menschen mit Migrationshintergrund in der Verwaltung, um den hohen Personalbedarf zu decken. Dafür werden unterschiedliche Maßnahmen geplant, um die Berufe im Landesdienst besser zu bewerben und für neue Zielgruppen attraktiv zu machen. Zum Beispiel sollen das »starre System« aufgelockert und Barrieren abgebaut werden, um flexible Karrieren zu ermöglichen. Im Rahmen einer Dienstrechtsreform, die die Finanzverwaltung in naher Zukunft ins Parlament einbringen will, soll etwa für eine Beamten-Ausbildung nicht die deutsche Staatsbürgerschaft vorausgesetzt werden. Die Beantragung einer solchen zum Bewerbungszeitpunkt soll dann ausreichend sein.

Kiziltepe und Schyrocki wollen außerdem die sinnstiftende Komponente der Beschäftigung in der Berliner Verwaltung mehr nach außen tragen. Kiziltepe erzählt vom Landesamt für Arbeitsschutz: »Die Beschäftigten dort kontrollieren den Arbeitsschutz direkt in den Betrieben.« Für Schyrocki ist das Sinnstiftende sogar ein Unterschied zur Arbeit beim Bund. »Wir arbeiten hier für unsere Familien und die Bürgerinnen und Bürger in Berlin«, sagt er.

Von den 143 000 Beschäftigten der Berliner Verwaltung, die um Teilnahme an der Befragung gebeten wurden, sind dem 31 500 Menschen nachgekommen, also 22 Prozent. Das Statistikamt wertet das als eine gute Rücklaufquote, die Ergebnisse ließen sich auf die gesamte Gruppe der Beschäftigten in der Verwaltung übertragen. Die Befragung wurde anonym und freiwillig durchgeführt. Das sei auch wichtig gewesen, damit die Beschäftigten mit Migrationshintergrund teilnehmen. Weil der Zeitraum der Befragung zwischen Ende Januar und Ende März lag, seien viele durch die Erkenntnisse aus der Correctiv-Recherche zu den Deportationsplänen rechter Organisationen und Parteien verunsichert gewesen, sagt Kiziltepe. »Viele hatten Angst, auf Listen zu landen. Das haben Beschäftigte auch an die Senator*innen herangetragen.«

Das schildert auch die Integrationsbeauftragte Katarina Niewiedzial. Für sie ist die nötige Erhöhung des Anteils von Beschäftigten mit Migrationshintergrund in der Verwaltung eine Frage der Chancengerechtigkeit. »Wir werden jetzt Förderpläne erstellen«, sagt sie. Das seien Baukästen mit Maßnahmen, die dann alle Verwaltungsabteilungen verwenden könnten. Es würde schon an konkreten Maßnahmen gearbeitet, zum Beispiel soll ein Netzwerk von Menschen mit Migrationshintergrund gebildet werden und es soll Schulungen zur Sensibilisierung bei Einstellungsprozessen geben, sagt sie.

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