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KfW: Verlängerter Arm der Bundesregierung
Die Kreditanstalt für Wiederaufbau wird 75 Jahre alt
Zum Ende ihres 75. Jahres blickt die KfW nach vorne. »Wir befinden uns im Jahrzehnt der Entscheidung«, schreibt Vorstandsvorsitzender Stefan Wintels im Jubiläumsband, der anlässlich des Geburtstages der staatseigenen Großbank am 18. November 2023 erscheint. »Unser« Handeln und Nicht-Handeln entscheide darüber, ob sich auch für kommende Generationen »das Wohlstandsversprechen der Sozialen Marktwirtschaft« erfülle. Daher müsse das Jahrzehnt der Entscheidung auch ein Jahrzehnt der Umsetzung sein, erläutert Wintels.
Als »Umsetzer« betätigt sich die Bank des Bundes beim Schutz des Klimas und der natürlichen Lebensgrundlagen. Das Feld ist breit, welches die KfW hier beackert. So stellt sie zinsgünstige Kredite für klimafreundliche Aktivitäten von Unternehmen bereit, jeweils bis zu 25 Millionen Euro. Bekannter ist das sogenannte Baukindergeld oder die Finanzierung von Eigenheimen.
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Angesichts des allgemeinen Anstiegs der Zinsen gelten die KfW-Kredite unter Häuslebauern (wieder) als günstig. Für ein »Effizienzhaus 40« gibt es bis zu 150 000 Euro als zinsgünstigen Kredit. Die Kennzahl 40 gibt an, dass das Haus nur 40 Prozent der Energie eines Referenzgebäudes verbraucht. Die Förderung ist also an den Energieverbrauch, nicht aber an die Reduzierung etwa des CO2-Ausstoßes und der Feinstaub-Belastung gekoppelt. Kritik wird ebenfalls an den üppigen Tilgungszuschüssen laut: Diese verringern den zurückzuzahlenden Kreditbetrag um bis zu 67 500 Euro. Ähnlich wie bei der Förderung der E-Mobilität profitieren vornehmlich »Besserverdiener« von den staatlichen Subventionen.
Die Kreditanstalt für Wiederaufbau, kurz KfW, ist ein Kind des Marshallplans. In Westdeutschland war erst wenige Monate zuvor die »Deutsche Mark« eingeführt worden, und die Bundesrepublik gab es noch gar nicht, als am 18. November 1948 die Kreditanstalt im vornehmen Gutleutviertel in Frankfurt am Main startete.
Der »Wiederaufbau« im Namen war Programm: Ein Viertel des Wohnungsbestandes und ein Fünftel aller Betriebe waren während des Krieges zerstört worden. Hermann Josef Abs, zuvor Vorstand und später Vorstandssprecher der Deutschen Bank, wird die Kreditanstalt entscheidend prägen. Abs steuert über »seine« KfW die Vergabe der amerikanischen Marshallplan-Kredite – er plant und lenkt damit die zukünftige Struktur der Industrie in der BRD. Faktisch eine private Industriepolitik.
Als Initialzündung genügte die schon damals eher überschaubare Summe von umgerechnet rund einer Milliarde Euro. Doch durch eine Art von Schneeballsystem trug die KfW maßgeblich zum »Wirtschaftswunder« bei: Kaum war ein Kredit getilgt worden, wurde das Geld erneut verliehen.
Später beginnt die Förderbank, den Mittelstand mit preiswerten Krediten zu versorgen. Was sie bis heute tut. Pionier war die KfW außerdem bei der Exportförderung. Es kommen noch zahlreiche Geschäftsfelder hinzu: Startkapital für Existenzgründer sowie Start-ups, die Finanzierung von wärmeisolierten Dächern, Darlehen für Studierende. Die Bank sprang und springt ebenfalls ein, wenn der Bund Unternehmen retten oder privatisieren will, etwa bei der Telekom, dem Impfstoffhersteller Curevac oder dem Rüstungsproduzenten Hensoldt. Am Regierungsprogramm »Aufbau Ost« wurde die KfW nach dem Ende der DDR ebenfalls maßgeblich beteiligt: In zwanzig Jahren werden rund 170 Milliarden Euro als Darlehen für den »Wiederaufbau« in die neuen Länder vergeben, heißt es in der Hausgeschichte. Mit lediglich 8000 Beschäftigten verwaltet die KfW mittlerweile eine Bilanzsumme von 555,2 Milliarden Euro. Damit ist sie heute die drittgrößte deutsche Bank.
Dem Bund gehören 80 Prozent der KfW, 20 Prozent den Ländern (davon drei Prozentpunkte den ostdeutschen). So spielt die Mega-Bank ebenfalls eine wichtige Rolle bei der Umsetzung von sogenannten Sondervermögen wie dem Wirtschaftsstabilisierungsfonds. Dieser sollte zunächst nur helfen, die Corona-Folgen abzufedern. Mittlerweile aber verschafft er der Bundesregierung finanziellen Spielraum außerhalb des regulären Etats bis 2024. Nach dem Urteil des Bundesverfassungsgerichts vom Mittwoch, mit dem der Nachtragshaushalt 2021 für nichtig erklärt wurde, dürfte die Bedeutung der KfW für die Finanzierung von Bundesaufgaben noch zunehmen.
Unter dem langjährigen Vorstandvorsitzenden Ulrich Schröder war die KfW zu einem Global-Player herangewachsen: »Wir engagieren uns weltweit« – in der europäischen Wirtschaft, in Entwicklungs- und Schwellenländern. Traditionell (auch) zum Nutzen deutscher Interessen und Unternehmen: Bereits 1960 wird ein Erzbergwerk in Liberia für die deutsche Stahlindustrie finanziert. Um ihr globales Auslandsengagement zu stützen, nimmt die KfW sogar Anleihen in Fremdwährung auf, in malaysischem Ringgit oder früher in russischem Rubel.
Obwohl das Fördervolumen in ihrem Jubiläumsjahr auf 80,8 Milliarden Euro stieg, konnte der verlängerte Arm der Bundesregierung in den ersten neun Monaten einen überdurchschnittlichen Gewinn von 1,2 Milliarden Euro verbuchen. Zwar vergibt die KfW aus Sicht von Unternehmen, Häuslebauern und Schwellenländern überaus günstige Darlehen. Doch sie selber kann sich als deutsche Staatsbank auf dem globalen Finanzmarkt noch günstiger Geld leihen. Für das Jahrzehnt der Entscheidungen.
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