Hochschulaktionstag an der Goethe-Uni: Wir nennen es Arbeit

An der Goethe-Uni kämpfen Angestellte für (bessere) Tarifverträge

  • Lucas Rudolph
  • Lesedauer: 3 Min.

Kundgebungen gibt es häufiger an der Goethe-Universität Frankfurt. Selten dabei sind Streikwesten und Trillerpfeifen. Am Montag war das anders. Rund 500 Beschäftigte versammelten sich vor dem Sitz der Universitätsleitung und forderten bessere Arbeitsbedingungen. Aufgerufen hatten die Hochschulgewerkschaft Unter_bau, die GEW und Verdi im Rahmen des bundesweiten Hochschulaktionstags unter dem Motto »Schluss mit prekären Wissenschaften«. In 70 Städten fanden Streiks und Aktionen statt.

Die Umstände für noch mehr Streikwesten und Trillerpfeifen auf dem Frankfurter Universitätscampus sind günstig: Es gibt einen Haustarifvertrag, der zum Februar 2024 ausläuft. Unter_bau, GEW und Verdi fordern für die kommende Tarifrunde deutliche Gehaltserhöhungen und Entfristungen für Wissenschaftler*innen wie für administrativ-technische Beschäftigte. Für die studentischen Hilfskräfte fordern sie erstmalig einen Tarifvertrag (TVStud). Den gibt es in Berlin, aber sonst nirgendwo. Kein Wunder – studentische Beschäftigte werden von den Universitäten nicht als Personal, sondern als Sachmittel abgerechnet.

Geht es nach der Außendarstellung der Hochschulen, dann gibt es sie dort ohnehin nicht, die leidige Arbeit – nur freie Forschung und Lehre, Wissenschaftskarriere für die besten Köpfe. Die Beschäftigten sehen das anders. Nach der Kundgebung, beim »Work Slam« des Unter_bau, berichteten sie einander von ihrer täglichen Plackerei. Und siehe da: Es wird doch gearbeitet – und zwar unter miesen Bedingungen. Wissenschaftler*innen hangeln sich von Befristung zu Befristung und machen haufenweise unbezahlte Überstunden, um die eigene Karriere irgendwie am Laufen zu halten. Die administrativ-technischen Beschäftigten arbeiten unter hohem Zeitdruck; die Aufgaben werden immer mehr und immer komplexer; bei Ausfällen gibt es keine Vertretung – und das Gehalt ist in den letzten Jahren kaum gestiegen. Studentische Hilfskräfte verdienen kaum mehr als den Mindestlohn, erledigen oft Aufgaben auf Abruf, auch abends und am Wochenende. Manche nehmen keinen Urlaub und arbeiten Krankheitstage nach.

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Den Beschäftigten war ihre Empörung anzumerken. Von den studentischen Hilfskräften waren bei der Kundgebung immer wieder Sprechchöre zu hören: »Tarifvertrag jetzt!« Und vereinzelt: »Nie, nie, nie wieder Nullrunde!« Man merkt: Einige fremdeln noch mit besagten Streikwesten und Trillerpfeifen. Aber sie organisieren sich – und wissen sehr wohl, dass an Universitäten nicht nur geforscht und gelehrt, sondern auch Arbeitskraft verkauft wird. Eine Erkenntnis, die wohl nicht zuletzt auf das strukturierte Organizing zurückgeht, das die Gewerkschaften seit Monaten betreiben.

Zur Kundgebung und dem »Work Slam« war auch die Universitätsleitung eingeladen. Sie hielt sich fern. Mit der aktuellen Tarifbewegung wird sie sich aber noch auseinandersetzen müssen. Denn die Zeichen stehen auf Arbeitskampf. Streikwesten und Trillerpfeifen wird man deshalb wohl noch häufiger sehen auf dem Campus der Goethe-Universität.

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