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DFB-Team der Frauen zittert ideenlos Richtung Olympia

Das 0:0 gegen Wales in der Nations League reicht nur zum Weiterkommen, weil Island den Deutschen hilft. Die nächste Aufgabe wird schwieriger

  • Frank Hellmann
  • Lesedauer: 4 Min.
Die deutschen Fußballerinnen um Svenja Huth (r.) fanden keinen Weg vorbei an der Abwehr der Waliserinnen.
Die deutschen Fußballerinnen um Svenja Huth (r.) fanden keinen Weg vorbei an der Abwehr der Waliserinnen.

Es war wohl die letzte Dienstreise, die Joti Chatzialexiou gemeinsam mit den deutschen Fußballerinnen unternommen hat. Sein Job als Sportlicher Leiter Nationalmannschaften ist in der neuen Organisationsstruktur beim Deutschen Fußball-Bund (DFB) demnächst hinfällig – und für die Frauen soll bald Nia Künzer als Sportdirektorin verantwortlich sein. Immerhin freute sich Chatzialexiou »über das vorzeitige Nikolausgeschenk, das uns die Isländerinnen gemacht haben«, wie der 47-Jährige als Augenzeuge eines verstörenden Auftritts der DFB-Fußballerinnen in Wales (0:0) sagte.

Denn nur durch den 1:0-Sieg Islands in Dänemark blieb die uninspirierte deutsche Darbietung vom Dienstagabend folgenlos. Dabei hätte es zu einem Länderspieljahr voller Irritationen gepasst, wenn die Chance auf die Olympischen Spiele von einem Ensemble in Swansea weggeworfen worden wäre, das vier Tage zuvor in Rostock noch gefeiert worden war. Horst Hrubesch hatte danach zwar davor gewarnt, dass der letzte Schritt immer der schwerste sei (»Ich weiß, wie diese Spiele laufen.«), aber auch den Interimstrainer dürfte der Rückfall in ideenlose WM-Zeiten irritiert haben. Von der Siegermentalität zuletzt gegen Dänemark (3:0) war nichts mehr zu sehen. Dieses Team gibt Rätsel in Endlosschleife auf.

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Dennoch konstatierte der Bundestrainer: »Wir haben geschafft, was wir uns vorgenommen haben: Wir sind noch im Geschäft.« Der Traum von Olympia lebt weiter. Die zwei freien Startplätze vergibt die Europäische Fußball-Union Uefa erstmals über ihre neue Nations League. Die Finalrunde ist vom 23. bis 28. Februar 2024 terminiert, am Montag werden die Halbfinals ausgelost, gleichzeitig auch das Heimrecht. Anders als bei den Männern spielen die Frauen kein Turnier auf neutralem Platz aus.

»Mir wäre Frankreich sehr lieb, dann hätten wir zwei Möglichkeiten, uns zu qualifizieren«, sagte Hrubesch. Kommen die als Gastgeber bereits qualifizierten Französinnen ins Endspiel, reicht schließlich auch ein Sieg im Spiel um Platz drei. Die weiteren möglichen Gegner sind Weltmeister Spanien und die Niederlande, die durch einen Last-Minute-Treffer gegen Belgien (4:0) noch Vizeweltmeister England eliminierten. Der 72-Jährige Hrubesch gab zu, sein Team trete »nicht als Favorit« an.

»Wir haben uns das Spiel aus der Hand nehmen zu lassen, waren immer zu spät und sind in der ersten Halbzeit nur hintergelaufen«, kritisierte er. »Das war nicht unser Anspruch, meiner schon gar nicht.« Seine Spielerinnen schienen auf den Widerstand des Absteigers gar nicht eingestellt, Leistungsträgerinnen wie Giulia Gwinn und Sydney Lohmann vom FC Bayern zu schonen, war ein Fehler – genau wie die Startaufstellungen der intern sogar beim VfL Wolfsburg von Sportdirektor Ralf Kellermann angezählten Jule Brand und der diesmal überforderten Newcomerin Elisa Senß von Bayer Leverkusen. »Es kann nicht sein, dass wir gegen Dänemark so eine Leistung bringen und dann heute so ein Spiel spielen«, sagte Mittelfeldspielerin Sjoeke Nüsken vom FC Chelsea.

Hrubesch macht über den Jahreswechsel weiter. »So ist es geplant«, verriet er. Ihm würde auch der Traum nicht verwehrt, mit Alexandra Popp und Co. bei den Olympischen Spielen (26. Juli bis 11. August 2024) anzutreten. Dennoch ist es nur professionell, wenn DFB-Geschäftsführer Andreas Rettig – sicherlich bereits in enger Absprache mit Künzer – im Hintergrund die Frage der Trainernachfolge abklopft, um spätestens für den nächsten Sommer gewappnet zu sein. Erste Voraussetzung soll Erfahrung im Frauenbereich sein, daher sind Stefan Kuntz oder Miroslav Klose kein Thema.

Zum Kandidatenkreis gehören dem Vernehmen nach neben den Bundesliga-Trainern Tommy Stroot (VfL Wolfsburg) und Stephan Lerch (TSG Hoffenheim) auch der früher beim FC Bayern arbeitende Thomas Wörle (SSV Ulm Männer). Ebenso der erfahrene Colin Bell (Südkorea), die inzwischen bei Eintracht Frankfurt angestellte, frühere U16-Nationaltrainerin Friederike Komp und sogar Jill Ellis, zweimalige Weltmeistertrainerin der USA, die derzeit die Technische Studiengruppe des Weltverbands Fifa leitet. Die 57-Jährige spricht allerdings kein Deutsch.

Den Blick schon jetzt in die Zukunft zu richten, ist unerlässlich, denn bereits im Frühjahr 2024 startet die nächste Auflage der Nations League, über die dann auch die Qualifikation für die EM 2025 in der Schweiz erfolgt. Deutschland muss in der A-Kategorie mindestens Gruppenerster oder -zweiter werden, um sich direkt zu qualifizieren. Diesmal hatte das DFB-Team die leichteste der vier Topgruppen erwischt. Trotzdem hat es Schützenhilfe von charakterstarken Kickerinnen aus Island gebraucht, um die Premiere des neuen Wettbewerbs nicht mit einer Peinlichkeit zu beenden.

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