Die Grünen Berlin: Selbstlos sein statt selbstsüchtig

Die Berliner Grünen sollten ihre Oppositionsrolle erfüllen

  • Andreas Fritsche
  • Lesedauer: 2 Min.

Irgendwas würde fehlen, wenn sich die Grünen nicht bis aufs Messer streiten. Denn das ist bei denen so eine Art Kulturerbe aus ihren Anfangszeiten, als sie noch mit grob gestricken Pullovern und Jesuslatschen unterwegs waren. Damals sind sie noch für den Weltfrieden eingetreten. Aber die Flügel – Fundis und Realos – haben sich untereinander heftig bekämpft.

Es ist schon bezeichnend, dass die Grünen für ihre Landesparteitage extra Beauftragte benennen, die sich darum kümmern sollen, dass niemand unterdrückt und gedemütigt wird und sich alle wohlfühlen. Wer moralische Ansprüche erhebt, der sollte sich bekanntlich auch an sie halten. Leider ist das hier zumindest bei einem Teil der Grünen überhaupt nicht der Fall. Fairerweise gehört dazugesagt: Auch bei anderen Parteien gibt es solche Missstände. Denen gelingt es nur, dies nicht permanent so öffentlich auszuleben.

Muckefuck: morgens, ungefiltert, links

nd.Muckefuck ist unser Newsletter für Berlin am Morgen. Wir gehen wach durch die Stadt, sind vor Ort bei Entscheidungen zu Stadtpolitik – aber immer auch bei den Menschen, die diese betreffen. Muckefuck ist eine Kaffeelänge Berlin – ungefiltert und links. Jetzt anmelden und immer wissen, worum gestritten werden muss.

Die Streitereien bei den Berliner Grünen sind höchst bedauerlich. Denn gerade jetzt braucht es eine funktionierende starke Opposition, die dem Kurs des Regierenden Bürgermeisters Kai Wegner (CDU) etwas entgegensetzt. Die Einschätzung der neuen Landesvorsitzenden Nina Stahr, der schwarz-rote Senat wolle die Stadt zurück in Verhältnisse der 1950er Jahre bringen, ist zwar überzogen. Aber mit Rückschritt statt Fortschritt ist die Koalition im Kern durchaus gut beschrieben. Da gilt es, dagegenzuhalten.

Angeblich ist dieser Senat das Beste für Berlin. So lautete die Überschrift der Koalitionsvereinbarung. Aber besser als Nina Stahrs Ko-Landesvorsitzender Philmon Ghirmai lässt sich kaum beschreiben, wie es tatsächlich aussieht: »Der Senat baute viel Mist. Aber er baute nicht, was er hätte bauen sollen: Wohnungen!«

Nina Stahr machte am Mittwochabend den Einruck, sie könnte das Ruder herumreißen. Es bleibt Berlin zu wünschen, dass sich die Grünen mit den Problemen der Stadt beschäftigten statt mit sich selbst. Die Einwohner haben das verdient.

Werde Mitglied der nd.Genossenschaft!
Seit dem 1. Januar 2022 wird das »nd« als unabhängige linke Zeitung herausgeben, welche der Belegschaft und den Leser*innen gehört. Sei dabei und unterstütze als Genossenschaftsmitglied Medienvielfalt und sichtbare linke Positionen. Jetzt die Beitrittserklärung ausfüllen.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.