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Impfstoffe: Afrikas erster mRNA-Standort
Biontech weiht Anlage in Ruanda ein und hofft auf ein ganzes Impfstoff-Ökosystem
Kigali. Der Impfstoffhersteller Biontech hat im Beisein von viel Prominenz in Ruandas Hauptstadt Kigali den ersten afrikanischen Standort eingeweiht. Dieser sei ein »wichtiger Meilenstein auf dem Weg zu einer digitalisierten und standridsierten mRNA-Produktion«, sagte Firmengründer Ugur Sahin am Montag bei einer Veranstaltung in Kigali.
Während der Corona-Pandemie waren die schnell verfügbaren mRNA-Impfstoffe zunächst fast ausschließlich in Industrie- und einige Schwellenländer geliefert worden. Insbesondere arme Länder gingen fast ganz leer aus. »Die Impfstoffungerechtigkeit hat Afrika sehr hart getroffen«, kritisierte Ruandas Präsident Paul Kagame in seiner Ansprache. »Fast jede Tür war verschlossen, die Situation war schrecklich.« Seinerzeit sei gesagt worden, dass eine Impfstoffproduktion in Afrika technisch nicht machbar sei, erinnerte er. Erst eine entsprechende Initiative der Afrikanischen Union habe für Bewegung gesorgt. Finanzielle Unterstützung dafür kam von internationalen Gesundheitsinstitutionen, der afrikanischen Entwicklungsbank und der EU.
Der Mainzer Hersteller Biontech lehnte zwar die Forderung nach Freigabe von Patenten und der Weitergebe von Know-how ab, kündigte dann allerdings an, selbst eine mRNA-Impfstoff-Produktion in Ruanda und Senegal aufbauen zu wollen. Im Juni 2022 fand in einer Sonderwirtschaftszone in Kigali die Grundsteinlegung für die Fabrik statt. Im März dieses Jahres wurde die erste Produktionseinheit in Spezialcontainern geliefert, die mittlerweile aufgebaut ist. Laut Sahin sollen hier im Jahr 2025 die ersten Testchargen produziert werden. Insgesamt könnten in Ruanda pro Jahr 50 Millionen Impfstoff-Dosen hergestellt werden.
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Ob es sich dabei um den Covid-19-Impfstoff handeln wird, ist unklar. Es gibt inzwischen ein weltweites Überangebot, die Nachfrage ist auch in Afrika stark zurückgegangen. Biontech will indes die mRNA-Technologie auch dafür nutzen, Impfstoffe für Krankheiten zu entwickeln, die in Afrika besonders verbreitet sind: Malaria, Tuberkulose, HIV und Mpox. Die ersten Vakzine befinden sich laut Sahin in klinischen Studien.
mRNA gilt als fortschrittlichste Impfstofftechnologie, allerdings sind noch nicht alle offenen Fragen beantwortet. Neben Vakzinen wird auch an der Entwicklung von Krebsmedikamenten gearbeitet, womit auch Biontech als Start-up begonnen hatte. Konkurrent Moderna gab vor wenigen Tagen bekannt, in zwei Jahren einen Impfstoff gegen schwarzen Hautkrebs auf den Markt bringen zu wollen, da klinische Studien gute Ergebnisse gezeitigt hätten. Voraussetzung wäre aber eine beschleunigte Zulassung durch die Behörden.
Biontech hat indes hochtrabende Pläne bei Vakzinen: Dem Unternehmen schwebt ein »ganzheitliches mRNA-Impfstoff-Ökosystem« vor, wie es Gründer Sahin ausdrückte. Dieses soll neben der Herstellung alles umfassen, von der Entwicklung über klinische Studien bis hin zu sicheren Lieferketten, Informationskampagnen und der systematischen Überwachung der Sicherheit nach der Markteinführung. Weltumspannend sollen Impfstoffe für die jeweils regionalen Bedürfnisse hersgestellt werden. Die Anlage in Kigali kann dafür die Rolle eines Pilotprojekts spielen. Interesse gibt es auch anderswo, etwa in Barbados, dessen Präsidentin Mia Motley bei der Feier in Kigali anwesend war.
Auch Bundesaußenministerin Annalena Baerbock (Grüne) war nach Ruanda gereist, um neben einem Treffen mit Außenminister Vincent Biruta und einen Besuch an der Gedenkstätte für den Völkermord an der Einweihung teilzunehmen. Sie bezeichnete die Impfstoff-Fabrik als »Hoffnung für Millionen« und würdigte zum Auftakt ihrer Reise, das kleine Land sei »jetzt schon oft Entwicklungsmodell für einen ganzen Kontinent«.
Ob sich die großen Pläne Biontechs erfüllen werden, ist unklar. Die Malariaforscherin Rose Gana Fomban Leke aus Kamerun sieht die Bedeutung der Anlage eher praktisch. Die Schaffung von Innovation-Hubs könnte jungen afrikanischen Wissenschaftlern endlich eine Perspektive auf dem Kontinent bieten. Bisher fehle es vielen Einrichtungen an Mitteln. Leke schloss ihre Ansprache mit einem Appell an die anwesenden Staats- und Regierungschefs: »Bitte investieren Sie in die Forschung!«
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