Fachkräftemangel in Brandenburg: Zurück in die Zukunft

Über eine fragile Perspektive für Ostdeutschland

  • Andreas Fritsche
  • Lesedauer: 2 Min.

Zum Klassentreffen müssen fast alle Schulkameraden von weit her anreisen. Kaum einer ist dort geblieben, wo er aufgewachsen ist. Das ist typisch für Generationen von Ostdeutschen, die in den 1990er Jahren in den Westen gezogen sind, weil sie dort besser bezahlt wurden oder anders gar keine Ausbildungs- und Arbeitsplätze gefunden haben. Es gingen nicht selten die klügsten Köpfe, darunter insbesondere hochqualifizierte junge Frauen – ein Aderlass, dessen Folgen heute deutlich zu spüren sind.

Zwischen 1992 und 2015 sind rund 527 000 Brandenburger in den Westen gezogen. Die fehlen nun schmerzlich. Denn es kommen Investoren, weil das Bundesland Sonnenenergie und Windkraft anbieten kann – und das hat allen Unkenrufen zum Trotz Zukunft. Offene Stellen mit Rückkehrern zu besetzen, ist eine Möglichkeit – und auch eine Art Wiedergutmachung an den Menschen, die eine schwere Zeit hatten, als sie in ihren Heimatstädten und -dörfern in den 1990er Jahren für überflüssig erklärt worden sind und sich im Westen behaupten mussten, wo sie selten mit offenen Armen empfangen worden sind und viel zu oft schief angesehen und belächelt wurden.

Muckefuck: morgens, ungefiltert, links

nd.Muckefuck ist unser Newsletter für Berlin am Morgen. Wir gehen wach durch die Stadt, sind vor Ort bei Entscheidungen zu Stadtpolitik – aber immer auch bei den Menschen, die diese betreffen. Muckefuck ist eine Kaffeelänge Berlin – ungefiltert und links. Jetzt anmelden und immer wissen, worum gestritten werden muss.

Es wird aber nicht ausreichen, Arbeitsstellen, Wohnungen und Kitaplätze anzubieten. Es werden nicht alle heimkehren. So mancher hat sich im Westen etabliert, einen Partner gefunden, ein Haus gebaut. Um das Geburtendefizit auszugleichen, braucht es Zuwanderung. Doch wer wird sich auf den Weg in die Lausitz machen, wenn er im Fernsehen sieht und in den Zeitungen liest, dass diese Gegend eine AfD-Hochburg ist und dort ein fremdenfeindlicher Verein »Zukunft Heimat« sein Unwesen treibt? Die Lausitz hat durchaus eine Perspektive, aber so verspielt sie ihre Zukunftschancen. Viele Einheimische sehen diese Gefahr nicht. Doch es nützt nichts, die Augen davor zu verschließen. Dass SPD und CDU mittlerweile auch auf Abschottung setzen, ist kurzsichtig und nicht weiter gedacht als bis zur Landtagswahl im September 2024.

Wir-schenken-uns-nichts
Unsere Weihnachtsaktion bringt nicht nur Lesefreude, sondern auch Wärme und Festlichkeit ins Haus. Zum dreimonatigen Probeabo gibt es ein Paar linke Socken und eine Flasche prickelnden Sekko Soziale – perfekt für eine entspannte Winterzeit. Ein Geschenk, das informiert, wärmt und das Aussteiger-Programm von EXIT-Deutschland unterstützt. Jetzt ein Wir-schenken-uns-nichts-Geschenk bestellen.

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.