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- Handball-EM 2024
Von jetzt an nur noch Endspiele für deutsche Handballer
Das DHB-Team will sich von der ersten Niederlage bei seiner Heim-EM nicht entmutigen lassen
Ein empfindlicher Rückschlag lag hinter den deutschen Handballern. Aber Andreas Wolff weigerte sich nach der 30:33-Niederlage gegen Olympiasieger Frankreich, deswegen gleich die Fassung zu verlieren. Im Grunde sei nicht viel passiert, suggerierte der Torwart nach dem Abschluss der Vorrunde dieser 16. Europameisterschaft. »Frankreich hat eine Weltauswahl«, ordnete Wolff den Berliner Abend lässig ein. »Das ist kein Weltuntergang.«
Wolff selbst hatte den höchsten Ansprüchen genügt. Der 32-Jährige, der sein Gehalt sonst beim polnischen Spitzenklub aus Kielce verdient, kam auf eine starke Fangquote (36 Prozent), dabei hatte er viele freie Würfe der Franzosen pariert und damit die Arena am Ostbahnhof immer wieder zum Kochen gebracht. Aber die anderen Mannschaftsteile waren nicht gut genug, um eine bessere Ausgangslage für die an diesem Donnerstag beginnende Hauptrunde zu schaffen. »Wir haben noch alle Chancen«, machte sich Mittelblocker Julian Köster dennoch Mut für den weiteren Turnierverlauf.
In die Hauptrunde startet die Auswahl des Deutschen Handballbundes (DHB) nun mit einer Hypothek von null Punkten und steht damit schwer unter Druck. »Unser Ziel ist es, in das Halbfinale zu kommen«, bekräftigte Bundestrainer Alfred Gislason noch einmal. »Und deshalb dürfen wir kein Spiel mehr verlieren.« Insofern stehen seinem Team gegen Island (Donnerstag), Österreich, Ungarn und Kroatien vier Endspiele bevor. Das seien alles »Gegner auf Augenhöhe«, findet Linksaußen Lukas Mertens.
Tatsächlich war die Niederlage gegen Frankreich vor dem Turnier durchaus einkalkuliert worden. Für viele Experten kam es also nicht überraschend, dass am Ende die enorme Qualität im französischen Rückraum den Ausschlag gegeben hatte. Stars wie Dika Mem (FC Barcelona), Nedim Remili, Kentin Mahé (beide Veszprém) und Nikola Karabatic (Paris St. Germain) stählen sich schließlich seit Jahren auf höchstem Niveau in der Champions League und nutzten diese Erfahrung in der entscheidenden Endphase der Partie.
Die erste Reihe im deutschen Rückraum – der Halblinke Julian Köster, Regisseur Juri Knorr und der Halbrechte Kai Häfner – kommt hingegen noch auf keinen einzigen Einsatz in der Königsklasse. Das gilt auch für den Göppinger Halblinken Sebastian Heymann, dem Gislason am Ende vertraute, weil Köster eine Pause benötigte. Insofern waren die drei Fehlwürfe Heymanns beim Stand von 27:27 erklärlich, ebenso die vielen deutschen Fehlpässe an den Kreis. Die griffige französische Abwehr konnte sich angesichts der mangelnden Wucht im deutschen Rückraum darauf konzentrieren, die Räume für Kreisläufer Johannes Golla einzuschränken.
Auch der Mann, den die französische Sportzeitung »L’Equipe« vor dem Turnier als »Wunderkind« gefeiert hatte, der deutsche Spielmacher Knorr, stieß gegen die Abwehrstrategen an Grenzen. Der 23-Jährige erzielte zwar acht Tore und steht damit an der Spitze der Torjägerliste. Aber aus dem Feld verwandelte er nur bescheidene fünf seiner zwölf Würfe. Auch Knorr hat die Zuversicht aber längst noch nicht verloren. »Wir werden weiter Gas geben und an uns glauben, bis es zu Ende ist«, versicherte der Aufbauspieler.
Optimismus schöpfen die deutschen Handballer zum einen aus dem Umzug nach Köln. Die Atmosphäre in Düsseldorf und in Berlin sei fantastisch gewesen, sagte Knorr. »Aber Köln ist das Mekka des Handballs. Das wird noch einmal gigantischer.« Seit dem sensationellen WM-Sieg 2007 umweht ein Mythos die Arena in der Domstadt. Auch bei der Heim-WM 2019 profitierte die DHB-Auswahl dort sehr von der Wucht auf den Rängen.
Tatsächlich sind die Chancen durch das Ausscheiden Spaniens gestiegen, das als zweiter Topfavorit für Köln eingestuft worden war, die Iberer liegen den deutschen Handballern bekanntlich nicht. Die Kadertiefe Österreichs – dank zweier Remis gegen Kroatien und Spanien die große Überraschungsmannschaft des Turniers – hingegen ist weniger beeindruckend. Nach Lage der Dinge dürften Ungarn, das mit zwei Punkten in die Hauptrunde startet, und Kroatien (1) die größten Konkurrenten im Kampf um das Halbfinale werden.
Um die Chance auf die K.o-Runde zu erhalten, ist jedoch zum Hauptrundenauftakt gegen Island ein Sieg zwingend nötig. Für den Bundestrainer ist das Duell mit seinem Heimatland »natürlich ein besonderes Spiel«, wie er einräumte. Nicht nur wegen seiner Herkunft. Gislason hat isländische Stars wie den Mittelmann Gisli Thorgeir Kristjansson (SC Magdeburg) selbst schon trainiert. Er werde, kündigte der 64-Jährige vor der Reise nach Köln an, beide Nationalhymnen mitsingen – sich aber dann voll seiner Aufgabe als Bundestrainer widmen. »Ich werde alles tun, dieses Spiel zu gewinnen. Das kann ich garantieren.«
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