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- Neues »Luftkampfsystem«
Cyberkampfjet könnte Billionen kosten
Organisationen erneuern Kritik an Hochrisikoprojekt FCAS
Ab 2040 wollen Deutschland, Frankreich und Spanien einen hochmodernen und atomwaffenfähigen Kampfjet der »sechsten Generation« einführen. Dieses neue »Luftkampfsystem« verfügt den Planungen zufolge über autonome Fähigkeiten und besteht aus drei Komponenten: Dem eigentlichen Jet, mitfliegenden Drohnen sowie einer »Gefechtswolke«, in der auch andere militärische Einheiten miteinander vernetzt werden. Wesentliche Funktionen werden dabei von einer Künstlichen Intelligenz (KI) übernommen.
An diesem »Future Combat Air System« (FCAS) arbeiten Konzerne aus den drei beteiligten Ländern seit 2018 gemeinsam, Belgien kam als Beobachter des Projekts hinzu. Die wichtigsten Hersteller sind jedoch der europäische Airbus-Konzern (mit seiner deutschen Rüstungssparte) sowie der französische Konkurrent Dassault. Derzeit befindet sich das FCAS in der Konstruktionsphase, hierzu haben die Regierungen Deutschlands, Frankreichs und Spaniens vor einem Jahr die Freigabe 3,2 Milliarden Euro beschlossen.
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Insgesamt soll die Entwicklung des FCAS rund 100 Milliarden Euro kosten. Allerdings sind darin wesentliche Faktoren nicht einkalkuliert, wie eine kürzlich veröffentlichte Greenpeace-Studie nachweisen konnte: Wird der gesamte Lebenszyklus des Waffensystems betrachtet, betragen die Ausgaben bis zu zwei Billionen Euro, heißt es darin. Besonders teuer sind demnach die Unterhaltskosten bis in die 2070er Jahre. »Eine finanzielle Hypothek für kommende Generationen«, warnt Christoph von Lieven, der Greenpeace-Experte für Frieden und Abrüstung. Dies bedeute zwangsläufig Kürzungen in den Bereichen Soziales und Klimaschutz.
Seit mehreren Jahren organisieren sich zivilgesellschaftliche Gruppen im Bündnis »FCAS stoppen!« gegen die Pläne. Mit Rückenwind aus der Greenpeace-Studie haben sie eine neue Kampagne gestartet. Sie zielt auf die Abgeordneten des Bundestages, die über die Milliardenausgaben noch abstimmen müssen.
Die Kampagne kritisiert neben den Kosten auch die zunehmende Roboterisierung in der zukünftigen Kriegsführung, für die im Rahmen des FCAS mehrere deutsche Konzerne zuständig sind. »Eine ernstzunehmende menschliche Kontrolle ist bei Kämpfen mit Maschinengeschwindigkeit unmöglich. Für militärische KI und autonome Waffensysteme gibt es keine Regulierungen, welche die inhärenten Gefahren der Technologie adressieren würden«, sagt Christoph Marischka von der Informationsstelle Militarisierung dazu dem »nd«.
Mit dem FCAS betritt die europäische Luftfahrtindustrie »technologisches Neuland«, schreibt das Verteidigungsministerium im aktuellen Rüstungsbericht. Neben technischen Herausforderungen ergeben sich in der deutsch-französischen Zusammenarbeit zur Entwicklung des FCAS aber auch politische Probleme: Airbus baut derzeit den Kampfjet »Eurofighter«, Dassault den »Rafale«; beide sollen durch das neue »Luftkampfsystem« abgelöst werden.
Die beiden Partnernationen kämpfen im FCAS also auch um technologische Vorreiterschaft, Patentrechte, nationale Souveränität und Exportinteressen. Das hat zuletzt im Herbst zu Turbulenzen zwischen Berlin und Paris geführt, wie britische Beobachter mit Schadenfreude beobachteten. Am »Eurofighter« ist derzeit auch Großbritannien beteiligt, das im Projekt »Tempest« ein eigenes FCAS als Nachfolger entwickelt.
Den Plänen zufolge sollte ab Anfang der Dreißigerjahre kein neuer »Eurofighter« und »Rafale« mehr an die deutsche und die französische Luftwaffe ausgeliefert werden. Das würde bedeuten, dass wesentliche Aufträge für die großen Rüstungsindustrien beider Länder für ein Jahrzehnt wegfielen – sofern die Entwicklung des FCAS bis 2040 überhaupt im Zeitplan bleibt.
Mutmaßlich um die Auftragsbücher der Konzerne trotzdem zu füllen hat jüngst das Auswärtige Amt die Erlaubnis für den Export von bis zu 48 »Eurofightern« für rund 120 Millionen Euro pro Stück nach Saudi-Arabien angekündigt. Auch entsprechende Raketen könnten geliefert werden, verkündete die Außenministerin Annalena Baerbock (Grüne) vor vier Wochen in Jerusalem.
Der Rüstungsindustrie ist das nicht genug, sie fordert nun, dass auch Deutschland 100 zusätzliche »Eurofighter« bestellt, um die Produktionslücke bis zur ersten Auslieferung des FCAS zu füllen. Dabei soll es sich um einen Kampfjet der »fünften Generation« handeln, der also Komponenten enthielte, die später auch in den Cyberkampfjet eingebaut werden sollen. Hierzu soll der Bundestag noch in dieser Legislaturperiode eine Grundsatzentscheidung fällen, fordert der bei Airbus für das Eurofighter-Programm zuständige Manager.
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