- Berlin
- Repression
Berlin: Linke Frauengruppe Zora wehrt sich
Pressekonferenz der linke Frauengruppe Zora zu Razzien im Dezember
»Jetzt erst recht: Gegen Gewalt und Repression!« stand auf dem großen Transparent, das am Samstagnachmittag im Robert-Havemann-Saal des Hauses der Demokratie aufgespannt war. Dorthin hatte die linke Frauengruppe Zora zu einer Pressekonferenz geladen.
Zora will eine Polizeiaktion gegen Mitglieder der Gruppe einordnen. Am 20. Dezember 2023 hatten 170 Polizeibeamt*innen an acht Orten in Berlin Razzien durchgeführt wurden. Auf der Pressekonferenz stellt Anna, die wegen Kriminalisierungsdrohungen ihren richtigen Namen nicht in der Zeitung lesen will, die Position ihrer Gruppe vor. Die Gruppe fordert eine Entschädigung für die bei der Razzia entstanden Schäden und Konsequenzen bei der Polizei. Zudem sollen alle Verfahren gegen die Zora-Mitglieder fallengelassen und die bei der Razzia beschlagnahmten Handys, Laptops und Speichergegenstände zurückgegeben werden. Beschlagnahmt wurden auch Computer von Vereinen, die in den Räumen arbeiteten und seitdem an ihrer Arbeit gehindert sind. Die Zora-Vertreterin betonte, dass sich ihre Gruppe von der Repression nicht einschüchtern lassen will.
Neben Privatwohnungen von Beschuldigten waren auch das Kollektivcafé Karanfil in Neukölln und ein Büro im Wedding betroffen. Nach Angaben der Polizei erfolgten die Durchsuchungen wegen zwei »Ermittlungsverfahren wegen des Verwendens von Kennzeichen verfassungswidriger und terroristischer Organisationen«. Gemeint ist eine positive Bezugnahme auf die Volksfront zur Befreiung Palästinas (PFLP), die auch auf der Terrorliste der EU steht. Die Gruppierung steht auch bei Teilen der linken Bewegung in der Kritik, unter anderem weil sie sich nicht vom Angriff der Hamas in Israel am 7. Oktober distanziert hat.
Vorgeworfen wird Zora ein Halbsatz in einen Flugblatt. Dort stand, dass es wichtig für den internationalen Kampf für Frauenrechte sei, die Hamas abzulehnen und stattdessen, »fortschrittliche Kräfte wie z.B. die PFLP, die auch Teil des palästinensischen Widerstands sind, zu stärken.«
-
/ Interview: Marten BrehmerHochschulproteste in Berlin: »Ein Sieg aus dem Gemetzel heraus«Der Historiker Tom Khaled Würdemann über den Nahost-Konflikt an den Hochschulen
-
/ dpa/ndBerlin: Linker Technoclub beklagt Drohungen und AngriffeAbout Blank sieht sich im Visier propalästinensischer Gruppen
-
/ Raul ZelikBitte heute nicht über den Krieg sprechenIn Berlin unterbinden Linke eine Veranstaltung israelischer und palästinensischer Aktivisten über die Lage in Gaza
Auf der Pressekonferenz sprach auch Rechtsanwalt Alexander Gorski: Die Aussage aus dem Flugblatt sei durch Artikel 5 des Grundgesetzes, der die Meinungsfreiheit schützt, gedeckt. Es gäbe nicht einmal den Anfangsverdacht der Unterstützung einer terroristischen Vereinigung, stellte der Anwalt klar. Über die Einschätzung der Aussagen auf dem Flugblatt könne man politisch streiten, doch Grund für eine Razzia liefere er nicht, zeigte sich Gorski überzeugt.
Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.
Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.
Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.
Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.