- Berlin
- Geflüchtete
Feuer in Tegel verschärft Kritik an Massenunterbringung
Nach dem Großbrand im Ankunftszentrum Tegel werden Rufe nach dezentraler Unterbringung von Geflüchteten lauter
Nach dem Brand in der Geflüchtetenunterkunft auf dem Gelände des ehemaligen Flughafens Tegel fordern die Grünen im Abgeordnetenhaus Konsequenzen. »Der Großbrand in der Notunterkunft Tegel ist katastrophal«, sagte der migrationspolitische Sprecher der Grünen-Fraktion, Jian Omar, am Mittwoch. »Es braucht mehr Anstrengungen, um Alternativen zur Massenunterkunft in Tegel zu schaffen. Sie ist ungeeignet und gefährlich für die dauerhafte Unterbringung von Geflüchteten.«
Grüne wollen dezentrale Unterbringung von Geflüchteten
Omar forderte, die dezentrale Unterbringung von Geflüchteten müsse Priorität bekommen. Es gebe geeignete Flächen für Flüchtlingsunterkünfte in sogenannten Modularen Flüchtlingsunterkünften (MUF), in denen die Menschen in Wohnungen leben.
Auch Sozialsenatorin Cansel Kiziltepe (SPD) hat sich dafür ausgesprochen, Flüchtlinge zunehmend dezentral unterzubringen. Die Suche nach geeigneten Standorten für MUF-Projekte gestaltete sich in der jüngsten Vergangenheit schwierig. Der neue Präsident des Landesamts für Flüchtlingsangelegenheiten, Mark Seibert, hatte erst vor gut einer Woche erneut betont, dass es über jedes einzelne Grundstück eine langatmige Diskussion gebe.
Am Dienstagmittag war eine der Zelthallen auf dem Gelände in Tegel in Brand geraten. Das Zelt mit einer Fläche von 1000 Quadratmetern brannte den Angaben nach vollständig ab. Mehrere hundert Menschen konnten rechtzeitig in Sicherheit gebracht werden. Neun Personen mussten nach Polizeiangaben vorsorglich medizinisch untersucht werden. Ins Krankenhaus kam niemand.
nd.Muckefuck ist unser Newsletter für Berlin am Morgen. Wir gehen wach durch die Stadt, sind vor Ort bei Entscheidungen zu Stadtpolitik – aber immer auch bei den Menschen, die diese betreffen. Muckefuck ist eine Kaffeelänge Berlin – ungefiltert und links. Jetzt anmelden und immer wissen, worum gestritten werden muss.
Die Unterkunft in Tegel gehört zu den größten in Deutschland
Dem Betreiber zufolge konnten alle Bewohner die brennende Halle rechtzeitig verlassen. Die Feuerwehr verhinderte, dass das Feuer auf weitere Zelte übergriff. Die Polizei ermittelt wegen des Verdachts der schweren Brandstiftung. Die genaue Brandursache bleibt unklar.
Die Notunterkunft für Geflüchtete gehört zu den größten in Deutschland. Ursprünglich war sie lediglich als Ankunftszentrum für ukrainische Flüchtlinge geplant. Weil in Berlin Alternativen fehlten, wurde sie jedoch zur Großunterkunft ausgebaut und im Herbst noch einmal deutlich erweitert. dpa/nd
Wir behalten den Überblick!
Mit unserem Digital-Aktionsabo kannst Du alle Ausgaben von »nd« digital (nd.App oder nd.Epaper) für wenig Geld zu Hause oder unterwegs lesen.
Jetzt abonnieren!
Das »nd« bleibt gefährdet
Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.