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Bitterfelds Volleyballer in den Playoffs – und auf Sponsorensuche
Aufsteiger VC Bitterfeld-Wolfen fordert vor den ersten Playoffs seiner Klubgeschichte mehr Unterstützung
Michael Eisel hätte eigentlich allen Grund zum Jubeln. Sein VC Bitterfeld-Wolfen hat gleich in seiner ersten Saison in der Volleyball-Bundesliga als Tabellensiebter die an diesem Wochenende beginnenden Playoffs erreicht. Alle drei anderen Aufsteiger wurden in der Hauptrunde bezwungen, ebenso die Teams aus Königs Wusterhausen und Haching. Doch Eisel ist eher ein »Ich bleib auf dem Boden«-Typ. »Die Playoffs sind zwar eine tolle Sache, aber deswegen hüpfen wir nicht vor Freude an die Decke. Wir wissen einfach, dass es wahrscheinlich nur noch zwei Spiele sind«, sagt der Vereinspräsident. Schließlich ist seinem Team gegen die sechs besser platzierten Klubs kein einziger Sieg gelungen. Somit sind die Favoriten- und Außenseiterrollen im Duell mit dem Vorrundenzweiten aus Giesen klar verteilt. »Unsere Spieler hätten sich gewünscht, mal gegen eines der Teams da oben zu gewinnen. Aber die sind individuell besser aufgestellt.«
Natürlich ist Eisel dennoch zufrieden mit dem sportlich Erreichten, »weil wir nicht mal mit einem Playoff-Platz im ersten Anlauf geliebäugelt hatten«, als sich der Klub vor einem Jahr zum Aufstieg entschieden hatte. Strukturell aber sei es kaum vorangegangen, berichtet er im Gespräch mit »nd«. Es sei schlimm, dass man sich über einen bestimmten Playoff-Gegner mehr freue als über andere, weil die Anreise zu ihm viel kürzer sei und man deswegen 5000 Euro für einen großen Reisebus, Essen und Hotelübernachtungen spare. »Den Kostenunterschied zur 2. Liga haben wir in der Größenordnung erst mitten in der Saison so richtig überschaut.«
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So musste der VC Bitterfeld-Wolfen punktuell ein paar finanzielle Löcher stopfen, auch weil manche der vielen kleinen Sponsoren nicht immer pünktlich zahlen konnten. »Das haben wir überstanden«, sagt Eisel. »Aber uns fehlen weiterhin große Sponsoren. Und von alleine meldet sich keiner. Zum Glück haben wir in der Saison noch ein paar dazugewonnen, sonst hätten wir die Zusatzkosten gar nicht abfangen können.«
Die größte Kritik äußert der Vereinspräsident wie schon zum Saisonstart an den Kommunalpolitikern in Sachsen-Anhalt. »Die Stadt Bitterfeld freut sich zwar, dass wir in der Bundesliga spielen. Aber sie macht dafür nichts.« So sei das Sponsoring durch kommunale Unternehmen nach dem Aufstieg für ein seltenes Aushängeschild der Region nicht erhöht worden.
Größter Zankapfel bleibt aber die Hallensituation. Noch immer spielt das Bundesligateam in der Bernsteinhalle Friedersdorf, in die kaum 400 Fans passen. »Der Oberbürgermeister hatte den Bau einer Mehrzweckhalle in seinem Wahlprogramm. Aber man weiß ja, wie Wahlprogramme so sind. Daraufhin jetzt angesprochen, muss plötzlich erst mal geprüft werden. Und alles sei so schwierig. Das ist eine Hinhaltetaktik«, beschwert sich Eisel.
Einen Umzug etwa in die recht nahe Arena mitten in Leipzig schließt er aber aus: »Die Miete hätte 20 000 Euro gekostet. Wenn 2000 Zuschauer kommen, die alle zehn Euro zahlen, wären wir vielleicht sogar bei plus/minus null rausgekommen. Aber wir hätten dann noch eine Firma beauftragen müssen, die unseren mobilen Boden transportiert und aufbaut. So einen hat die Arena für Volleyball nämlich nicht. Damit war das für uns erledigt«, erläutert Eisel, der dem Ganzen aber auch etwas Positives abgewinnen kann, zumindest taktisch gesehen: »Ich bin ohnehin Anhänger davon, in unserer Halle zu spielen und damit auch den Finger in die Wunde aller Kommunalpolitiker zu legen. Die sollen sich ruhig ein bisschen dafür schämen, dass sie einem Bundesligisten keine spielfähige Halle bieten können.«
Natürlich wäre selbst die gewünschte neue Mehrzweckhalle erst nach mehreren Baujahren für attraktive Heimspiele nutzbar. Das weiß auch der Vereinsboss. Doch schon die Aussicht darauf wäre wohl für den langfristigen Verbleib in der Volleyball-Bundesliga wichtig. Noch ist diese heilfroh, dass sie überhaupt wieder zwölf Klubs zusammen hat, nächste Saison könnten es dem Vernehmen nach 14 werden, da ein Abstieg für alle Teams über zwei Jahre ausgeschlossen ist.
Um Zweitligisten den Gang ins Oberhaus aber überhaupt schmackhaft zu machen, waren einige Zugeständnisse notwendig. Die Klubs müssen nicht mehr alles mit hauptamtlichen Strukturen leisten. LED-Banden sind ebenso keine Pflicht mehr wie Hallen, in die mindestens 1000 Leute passen. »Vor ein paar Jahren hätten wir nie eine Lizenz bekommen. Wie lange die Bundesliga das so aber akzeptiert, kann ich nicht sagen«, so Eisel. Die Liga wolle schließlich den Rückstand in Sachen Vermarktung und Professionalität zu Handball und Basketball verringern. »Wenn wir es nach den drei Jahren, in denen unser Platz garantiert ist, nicht schaffen, Kommune, Sponsoren und das Umfeld von der 1. Bundesliga zu überzeugen, dann können wir dicht machen«, droht der ehrenamtlich arbeitende Rentner.
Vorerst aber soll der Blick der Bitterfelder nur maximal eine Woche nach vorn gerichtet sein: auf das erste Playoff-Viertelfinalspiel der Vereinshistorie gegen die Grizzlys aus Giesen vor eigenem Publikum an diesem Samstag und das zweite Duell in Niedersachsen am kommenden Freitag. Es sei etwas unglücklich, dass die Reihenfolge der beiden Partien aufgrund von Hallenproblemen in Giesen getauscht werden musste. »Wir hätten nach dem zweiten Spiel zu Hause einen schönen Saisonabschluss feiern können. Auswärts wird da wohl nicht viel passieren«, macht sich Eisel kaum Hoffnungen auf eine sportliche Überraschung durch den Außenseiter.
»Wir haben wohl nur eine Chance, wenn sich bei Giesen noch drei, vier Stammspieler verletzen. Aber das ist natürlich kein sportlicher Wunsch, den wir hegen.« Die makaber wirkende Aussage solle nur verdeutlichen, dass Giesen als Vorrundenzweiter nun auch unbedingt das Halbfinale erreichen wolle. Das wäre eine Premiere für den Verein, der noch vor wenigen Jahren selbst als Aufsteiger sportlich chancenlos schien, aber recht schnell den Anschluss an die Spitze geschafft hat. Eine Entwicklung, die den vier Aufsteigern um den VC Bitterfeld-Wolfen als leuchtendes Beispiel dienen soll: Nur Geduld und dranbleiben, lautet die Devise.
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