Hörspaziergang zu Potsdam 1933

Zehnter Audiowalk des Brandenburger Aktonsbündnisses gegen Rechtsextremismus

  • Andreas Fritsche
  • Lesedauer: 2 Min.

Der einstündige Spaziergang startet am Alten Markt. Im heute nicht mehr vorhandenen Potsdamer Stadtschloss – die Fassade des ansonsten modernen Landtags ist nur eine Kopie davon – tagte ab 1919 die Stadtverordnetenversammlung. Bei der Kommunalwahl am 12. März 1933 erzielte die NSDAP 41,5 Prozent der Stimmen und erhielt 19 von 43 Sitzen, die mit ihr verbündete deutschnationale DNVP 29,7 Prozent und 14 Sitze. Dem KPD-Stadtverordneten Adolf Hausmann wurde sein Mandat umgehend einfach aberkannt, den acht SPD-Stadtverordneten geschah dies im Juni. Kommunist Hausmann und Sozialdemokrat Ludwig Levy wurden ins KZ Oranienburg verschleppt.

Zu erfahren ist dies bei einem neuen Audiowalk, einem Hörspaziergang also, den die Macher am Mittwoch vorstellten und der ab Donnerstag frei verfügbar ist. Interessierte können sich zu sieben Stationen Audiosequenzen aufs Mobiltelefon herunterladen und vor Ort, aber auch bequem zu Hause anhören. Hinter dem Projekt steht das brandenburgische Aktionsbündnis gegen Gewalt, Rechtsextremismus und Rassismus. Ähnliche Audiowalks gibt es bereits für Bad Belzig, Brandenburg/Havel, Buckow, Cottbus, Fehrbellin, Luckenwalde, Neuruppin, Teupitz und Wittenberge. Nun also einer für Potsdam – erarbeitet von Maica Vierkant, Geschäftsstellenleiterin beim Aktionsbündnis, und Werner Treß, Vizedirektor des Moses-Mendelssohn-Zentrums.

Die Stimme von Vierkant ist kurz zu hören. Sie kündigt am Ende der bis zu sechs Minuten langen Sequenzen die jeweils nächste Station an. Den sonstigen Text sprechen Hanna Adugna, Ritchy Fondermann und Ron Henseler.

Es gibt eine Station an der Friedrich-Ebert-Straße 112 zur Entrechtung jüdischer Rechtsanwälte und eine auf dem Bassinplatz, wo im Mai 1933 wie in mehr als 100 anderen Kommunen in Deutschland eine Bücherverbrennung stattfand. In der Brandenburger Straße 31 ist der Boykott jüdischer Geschäfte am 1. April 1933 Thema – am Beispiel des 1879 gegründeten Warenhauses M. Hirsch. SA- und SS-Männer standen Posten. »Mancher Käufer ließ sich nicht abhalten, trotzdem den Laden zu betreten«, heißt es. Mit dem Warenhaus Hirsch habe einst die Entwicklung der heutigen Geschäftsstraße begonnen.

Muckefuck: morgens, ungefiltert, links

nd.Muckefuck ist unser Newsletter für Berlin am Morgen. Wir gehen wach durch die Stadt, sind vor Ort bei Entscheidungen zu Stadtpolitik – aber immer auch bei den Menschen, die diese betreffen. Muckefuck ist eine Kaffeelänge Berlin – ungefiltert und links. Jetzt anmelden und immer wissen, worum gestritten werden muss.

An der Dortustraße 17 geht es um den Nazi-Überfall auf die SPD-Zeitung »Potsdamer Volksblatt«, an der Hausnummer 48 um die Durchsuchung beim Alfred-Protte-Verlag, der sozialistische Bücher und Zeitschriften im Programm hatte. Letzte Station ist die Garnisonkirche, deren laufender Wiederaufbau »umstritten« genannt wird. Hier hatte Adolf Hitler am 21. März 1933 dem Reichspräsidenten Paul von Hindenburg die Hand gedrückt.

www.brandenburg-33.de

Wir-schenken-uns-nichts
Unsere Weihnachtsaktion bringt nicht nur Lesefreude, sondern auch Wärme und Festlichkeit ins Haus. Zum dreimonatigen Probeabo gibt es ein Paar linke Socken von Socken mit Haltung und eine Flasche prickelnden Sekko Soziale – perfekt für eine entspannte Winterzeit. Ein Geschenk, das informiert, wärmt und das Aussteiger-Programm von EXIT-Deutschland unterstützt. Jetzt ein Wir-schenken-uns-nichts-Geschenk bestellen.

Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.

Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.

Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.

Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.