Nach New York ab Teltow

Busfahrplan im Berliner Umland kostenneutral überarbeitet

  • Andreas Fritsche
  • Lesedauer: 4 Min.
Ein Plusbus biegt am Donnerstag zur Präsentation am Markt von Teltow ein.
Ein Plusbus biegt am Donnerstag zur Präsentation am Markt von Teltow ein.

16 600 sozialversicherungspflichtige Jobs gibt es in Ludwigsfelde. 21 500 Beschäftigte pendeln zur Arbeit ein und aus. Nächsten Monat knacke die Stadt im Landkreis Teltow-Fläming die Marke von 30 000 Einwohnern, sagt Bürgermeister Andreas Igel (SPD) am Donnerstag voraus. »Viele Zugezogene aus Berlin und Potsdam haben kein Auto, und es wäre schön, wenn sie sich keins kaufen müssen.«

Ohne einen guten Öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) kann das aber nicht funktionieren. Den zu verbessern ist keine leichte Aufgabe. »Der ÖPNV kostet. Er muss auch finanziert werden«, weiß Steven Koch, Vizelandrat im benachbarten Landkreis Potsdam-Mittelmark.

Dabei kämpft der kommunale Verkehrsbetrieb Regiobus schon mit sinkenden Einnahmen. Wie alle anderen Verkehrsbetriebe in Deutschland leidet er darunter, dass Besucher sich kein extra Ticket mehr kaufen müssen, wenn sie mit ihrem 49-Euro-Ticket wie überall in der Bundesrepublik einfach einsteigen können. Immerhin: Die kürzlich zwischen Dienstleistungsgewerkschaft Verdi und Kommunalem Arbeitgeberberband Brandenburg ausgehandelte Tariferhöhung für die Busfahrer war erwartbar und laut Thorsen Müller von Regiobus im Wirtschaftsplan seines Unternehmens schon eingepreist.

Regiobus hat trotz alledem einen Weg gefunden, kosten- und aufwandsneutral das Liniennetz in der Region von Kleinmachnow, Teltow und Stahnsdorf zu optimieren und einen neuen Plusbus an den Start zu bringen. Auch Ludwigsfelde profitiert davon. Plusbusse verkehren unter der Woche mindestens stündlich und auch am Wochenende. Sie kommen an Bahnhöfen so an, dass die Fahrgäste direkten Anschluss zu den abfahrenden Zügen haben.

Schon seit 2020 fährt so ein spezieller Schnellbus, genannt »Teltower Rübchen«, von Potsdam-Hauptbahnhof über den S-Bahnhof Teltow-Stadt zum Bahnhof Teltow. Er wird ab 8. April ergänzt durch einen neuen Plusbus von Teltow-Stadt bis in die Innenstadt von Ludwigsfelde zum dortigen Bahnhof. Es ist nach Angaben des Verkehrsverbunds Berlin-Brandenburg (VBB) der 43. Plusbus in Brandenburg und wird sicher nicht der letzte sein. Deutschlandweit gebe es 160 dieser Schnellbus-Linien.

Die am 8. April wirksam werdenden Fahrplanänderungen haben einen einfachen Hintergrund: Ohne diese wären die Fahrzeuge des Verkehrsbetriebs Teltow-Fläming (VTF) und die von Regiobus fast zeitgleich, also hintereinanderweg, zum Potsdamer Hauptbahnhof gefahren. Darum dünnt Regiobus sein eigenes Angebot an dieser Stelle aus und verwendet die frei werdenden Ressourcen anderswo – und für die Fahrgäste bleibt es nach Potsdam trotzdem beim Zehn-Minuten-Takt. Besonders beim Personal ist das entscheidend. Denn neue Busfahrer müsste man erst einmal finden. Davon gibt es gegenwärtig viel zu wenige.

Durch die Reduzierung von Leerfahrten und Standzeiten sei es Regiobus gelungen, ohne Mehrausgaben und ohne höheren Personalaufwand unter dem Strich mehr Fahrten anzubieten, erläutert Müller. Stellenweise wird der Fahrplan auch ausgedünnt, wo sich herausstellte, dass der Bedarf nicht so hoch ist und die Busse oft nur mit einer Handvoll Fahrgäste unterwegs sind.

»Die Stadtverordneten sind informiert und sehr zufrieden«, berichtet Teltows Stadtsprecher Jürgen Stich. Zwar wird eine Linie nach Süden verlegt und deswegen fahren künftig weniger Busse in einer Gegend, in der noch Wohnungen gebaut werden sollen. Doch Regiobus umgeht damit einen Kreisverkehr, an dem es oft zu Staus kommt, weshalb sich die Busse verspäten und Anschlüsse am Potsdamer Hauptbahnhof dann nicht mehr erreicht werden können. »Im Moment reicht es aus«, kommentiert Stadtsprecher Stich die jetzt reduzierte Anbindung. Wenn die Wohnungen dann fertig seien, müsse man »nachsteuern«.

»Das ist nicht für die nächsten 50 Jahre in Stein gemeißelt«, versichert Regiobus-Verkehrsleiter Müller. An Veränderungen, die sich später ergeben sollten, werde der Fahrplan dann angepasst.

Für Teltow, Kleinmachnow und Stahnsdorf von Bedeutung sind neben der Anbindung an Berlin auch die nach Potsdam und die zum Hauptstadtflughafen BER. Mit Blick auf einen Busanschluss zum Airport freut sich Teltow-Flämings Vizelandrätin Kirsten Gurske (parteilos): »Wir haben damit eine Anbindung bis nach New York.«

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