Saudi-Arabien übernimmt UN-Kommission zur Förderung der Frauen

Joel Schmidt über die durchsichtige PR-Strategie des saudi-arabischen Königshauses

Saudi-Arabien übernimmt den Vorsitz der UN-Kommission zur Förderung der Frauen. In einer besseren Welt könnte diese Nachricht durchaus Anlass zur Hoffnung geben, dass sich in dem islamischen Land in puncto Frauenrechte in den vergangenen Jahren tatsächlich etwas bewegt hat.

In der Eigenwahrnehmung des autokratischen Herrschers, Kronprinz Mohammed bin Salman, mag das sogar zutreffen. Erst vor wenigen Jahren sorgte das Land mit der Ankündigung für Schlagzeilen, dass es Frauen nicht länger verboten sei, selber Auto zu fahren. Auch arbeiten und studieren dürfen Frauen mittlerweile. Sind sie älter als 21 Jahre, können sie sogar einen Reisepass beantragen und reisen – und das ganz ohne Zustimmung eines männlichen Vormundes!

Warum Saudi-Arabien dieser nahezu paradiesischen Verhältnisse für Frauen zum Trotz einem Bericht des Weltwirtschaftsforums zufolge bei der Gleichstellung der Geschlechter lediglich Platz 132 von 146 belegt? Vielleicht, weil es zum Wesen einer absolutistischen Monarchie gehört, dass so etwas Banales wie Menschenrechte dort nicht für alle Untertanen gleichermaßen gelten können.

Ablenkung von Menschrechtsverletzungen

Dass das im 21. Jahrhundert nicht bei allen Wirtschaftspartnern gleich gut ankommt, hat natürlich auch die saudische Führung längst erkannt. Nicht umsonst versucht sie seit geraumer Zeit das öffentliche Image des eigenen Landes aufzupolieren, etwa mit milliardenschweren Investitionen im Fußball. Zu dieser PR-Strategie, die Kritiker*innen als Sportwashing bezeichnen, gesellt sich mit der nun erfolgten Adelung durch den Kommissionsvorsitz eine weitere Komponente.

Geschmückt mit den Lorbeerblättern der Vereinten Nationen lässt es sich fortan gleich viel unbeschwerter Regimegegner*innen mit drakonischen Strafen verfolgen. Oder andere, dem Königshaus unliebsame Personengruppen, wie Journalist*innen und Homosexuelle, aus dem Weg räumen.

Wir-schenken-uns-nichts
Unsere Weihnachtsaktion bringt nicht nur Lesefreude, sondern auch Wärme und Festlichkeit ins Haus. Zum dreimonatigen Probeabo gibt es ein Paar linke Socken und eine Flasche prickelnden Sekko Soziale – perfekt für eine entspannte Winterzeit. Ein Geschenk, das informiert, wärmt und das Aussteiger-Programm von EXIT-Deutschland unterstützt. Jetzt ein Wir-schenken-uns-nichts-Geschenk bestellen.
- Anzeige -

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.