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Langsam weg vom Kiefernforst

Umweltsenatorin Manja Schreiner (CDU) stellt Mischwaldprogramm der Berliner Forsten vor

Gleich alt, gleich groß und überall die gleiche rotbraune Borke. In den Berliner Wäldern dominiert die Waldkiefer. Gut 60 Prozent der Waldfläche Berlins sind von diesen Bäumen bewachsen. Diese naturfernen Bestände stellen ein Problem für die Berliner Forsten dar, das aber angegangen wird. Am Mittwoch stellte Umweltschutzsenatorin Manja Schreiner (CDU) im Wald bei Müggelheim die Ergebnisse des 2012 gestarteten Mischwaldprogramms der Berliner Forsten vor.

»Wir haben in der letzten Pflanzsaison 550 000 Bäume gepflanzt«, erklärt Senatorin Schreiner. Gleichzeitig denke man darüber nach, wie man das Mischwaldprogramm an die neuesten wissenschaftlichen Erkenntnisse anpassen kann. Im Fokus steht an diesem Tag jedoch ein Projekt von Auszubildenden der Berliner Forsten.

Die Fläche, um die es geht, setzt sich klar von den sonst omnipräsenten Kiefern ab, nicht nur wegen des Zaunes, der die 0,2 Hektar umgibt. Einzelne circa 150 Jahre alte Kiefern stehen noch, der Rest ist auf den ersten Blick relativ kahl. Einer der Azubis, die die Fläche bearbeitet haben, ist Markus Paul, der im dritten Lehrjahr bei den Berliner Forsten arbeitet. Er erklärt im Gespräch mit »nd« das Ziel des Projekts: »Wir wollen hier einen Mischwald haben.« Die Kiefern, die noch stehen, seien gesund. »Einige Bäume hier waren vom Pilz befallen und wurden deswegen gefällt«, erklärt der Azubi den Kahlschlag.

Auf den zweiten Blick zeigt sich, dass die 0,2 Hektar Waldboden dicht mit jungen Setzlingen bestückt sind. »Jede der vier Ausbildungsförstereien hat 2500 Pflanzen zur Verfügung gestellt bekommen«, erklärt Paul. Die Azubis hätten dann eine Fläche ausgesucht, auf der sie die Pflanzen, die der zuständige Förster ausgewählt hatte, in den Boden brachten. Bei Müggelheim sind das vor allem Stiel- und Traubeneichen sowie Ulmen. »Wir haben auf der Fläche viel Licht und auch besonderen Boden, und die können mit diesen Gegebenheiten gut umgehen.« Alle Jungbäume werden nicht überleben. »Das ist abhängig davon, wie der Regen fällt. Wir müssen hoffen, dass die Bäume genug Feuchtigkeit bekommen, damit sie anwachsen«, sagt Paul.

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Die klimakatastrophenbedingte zunehmende Trockenheit in Berlin und Brandenburg macht nicht nur den Setzlingen zu schaffen. Sie bedroht auch die Trinkwasserversorgung in Berlin, wo Trinkwasser aus Grundwasser gewonnen wird. Mischwälder sind wesentlich besser darin, Niederschlagswasser zu halten und dadurch den Grundwasserspiegel zu stabilisieren. Um die Hälfte der Berliner Wälder entsprechend umzubauen, müssten pro Jahr 300 Hektar bearbeitet werden, geschafft wurden seit 2012 etwas über 100 Hektar jährlich.

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Mischwald heißt aber nicht nur, dass neben der Kiefer eine Eiche steht, sondern auch, dass die Bäume unterschiedlich alt sind, erklärt Gunnar Heyne, Amtsleiter der Berliner Forsten. »Das schafft man nicht in zehn Jahren und auch nicht in 50.« Eindrücklich lässt sich das an einem weiteren eingezäunten Waldstück sehen, wo vor zehn Jahren Bäume gepflanzt wurden. Diese sind gerade etwas über 1,50 Meter hoch, auch wegen der mageren Böden. Das zeigt auch die Begrenztheit der Handlungsmöglichkeiten der Forstbetriebe. »Wenn ich suggeriere, wir machen ein Mischwaldprogramm und haben in zehn Jahren die Welt gerettet, dann ist das nicht richtig. Da sollten wir ehrlicher werden«, meint Heyne. »Wir müssen auch auf Selbstregulierungskräfte des Waldes hoffen.«

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