Israel: Tod nach 38 Jahren Gefängnis

Palästinensischer Autor Walid Dakka stirbt in israelischer Haft

  • Raul Zelik
  • Lesedauer: 2 Min.
Palästinenser protestieren für die Freilassung des schwer kranken Gefangenen Walid Dakka aus dem israelischen Gefängnis.
Palästinenser protestieren für die Freilassung des schwer kranken Gefangenen Walid Dakka aus dem israelischen Gefängnis.

Fast 38 Jahre verbrachte der palästinensische Autor Walid Dakka, der am Wochenende in einem israelischen Gefängnis an Knochenmarkkrebs starb, hinter Gittern. Der 1961 geborene Dakka wurde als Mitglied der PFLP (Palästinensische Volksbefreiungsfront) wegen der Ermordung des israelischen Soldaten Moshe Tamam 1987 verurteilt. Die israelische Justiz warf Dakka damals zwar keine unmittelbare Tatbeteiligung vor, aber hielt ihn für den Drahtzieher der Tat. Dakka hingegen leugnete jede Verantwortung am Tod Tamams.

Die PFLP bildete in den 1980er Jahren den linken Flügel der PLO und kämpfte für ein laizistisches Palästina. Wegen der Ablehnung der PFLP gegenüber dem Friedensprozess der 1990er Jahre blieb Dakka in Haft. Dort machte er sich als Autor einen Namen und äußerte Kritik an der Gewalt palästinensischer Organisationen. Dank herausgeschmuggelten Spermas wurde er 2020 Vater einer Tochter.

Teller und Rand – der Podcast zu internationaler Politik

Teller und Rand ist der nd.Podcast zu internationaler Politik. Andreas Krämer und Rob Wessel servieren jeden Monat aktuelle politische Ereignisse aus der ganzen Welt und tischen dabei auf, was sich abseits der medialen Aufmerksamkeit abspielt. Links, kritisch, antikolonialistisch.

Nach dem Bekanntwerden seiner Krebserkrankung forderten unter anderem Amnesty International und die liberale israelische Tageszeitung »Haaretz« die Freilassung des PFLP-Veterans, der seine Haftstrafe 2023 vollständig abgesessen hatte. Doch weil Dakka daran beteiligt gewesen sein soll, Handys ins Gefängnis zu schmuggeln, verurteilte ihn die israelische Justiz zu weiteren zwei Jahren Haft.

Der Tod Dakkas verweist auf die Lage der palästinensischen Gefangenen. Etwa 10 000 Palästinenser*innen sitzen zur Zeit in Israel ein, etwa 2000 davon in sogenannter Administrativhaft. Bei dieser Form der Inhaftierung werden Betroffene ohne Anklage und Urteil festgehalten – im Fall des PFLP-Führers Ahmed Sa’adat wird die Regelung seit 2006 immer wieder verlängert. Besonders heftig kritisiert wird von Menschenrechtsorganisationen dabei das Vorgehen gegen Minderjährige. Die NRO Save the Children schreibt in ihrem aktuellen Bericht, dass von den bis zu 1000 minderjährigen Palästinenser*innen, die jährlich von israelischen Sicherheitskräften verhaftet werden, 86 Prozent von Schlägen und 69 Prozent von sexuellen Übergriffen durch israelische Soldaten berichten. Und seit dem Massaker der Hamas am 7. Oktober hat sich diese Lage verschärft. Weitere 2200 Palästinenser*innen wurden verhaftet, 14 Gefangene sind seitdem in Haft verstorben.

Israels Innenminister Itamar Ben Gwir kommentierte den Tod von Walid Dakka, der im letzten halben Jahr keinen Besuch mehr empfangen durfte und sich dementsprechend nicht von seiner Familie verabschieden konnte, auf X übrigens mit der Bemerkung, er bedauere Dakkas Tod, weil der »die Todesstrafe für Terroristen« verdient gehabt hätte.

Wir-schenken-uns-nichts
Unsere Weihnachtsaktion bringt nicht nur Lesefreude, sondern auch Wärme und Festlichkeit ins Haus. Zum dreimonatigen Probeabo gibt es ein Paar linke Socken und eine Flasche prickelnden Sekko Soziale – perfekt für eine entspannte Winterzeit. Ein Geschenk, das informiert, wärmt und das Aussteiger-Programm von EXIT-Deutschland unterstützt. Jetzt ein Wir-schenken-uns-nichts-Geschenk bestellen.
- Anzeige -

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.