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Bayer Leverkusen will nach dem Meistertitel noch das Triple

Der ersten Fußball-Meisterschaft sollen in den nächsten Wochen Siege im DFB-Pokal und in der Europa League folgen

  • Andreas Morbach, Leverkusen
  • Lesedauer: 4 Min.
Väter des Erfolgs: Trainer Xabi Alonso (M.) und Geschäftsführer Simon Rolfes (l.)
Väter des Erfolgs: Trainer Xabi Alonso (M.) und Geschäftsführer Simon Rolfes (l.)

Xabi Alonso ist ein Mann mit ausgesprochen guten Manieren – und er war exzellent vorbereitet auf seinen großen Tag. Hinter seinem Rücken summte und brummte, knallte, dudelte und schepperte es. Es waren die Geräusche, die aus dem Innenraum der Leverkusener Fußball-Arena an die Ohren des Cheftrainers drangen. Tausende glückseliger Fans hatten dort mit dem Schlusspfiff den Rasen gestürmt, feierten eine ausgelassene Party und verdrückten zwischendurch auch mal eine Träne – wegen der Klubhistorie, die Señor Alonso, auch wenn er seinen Job an der Dhünn erst vor 18 Monaten begonnen hat, nur allzu gut kennt.

Das Spiel bei West Ham United am Donnerstag, in dem Bayer wie im Vorjahr den Einzug ins Halbfinale der Europa League schaffen kann? Das Ligaduell am Sonntag mit den Dortmundern, denen sein Team gerade eindrucksvoll gezeigt hatte, wie man die endlose Regentschaft der Bayern stoppt? Alles egal, winkte Alonso ab, der von der spanischen Zeitung »Marca« kurzerhand zu »Xabi I. von Deutschland« gekürt wurde. Stattdessen betonte er: »Jetzt ist der Moment, den wir genießen müssen. Für die Geschichte, für diesen Verein – zum ersten Mal nach 120 Jahren.«

So alt ist der Klub, der seine Premieren-Meisterschaft am Sonntag mit einem 5:0 gegen Bremen vollendete. Eine Meisterschaft wie aus dem Bilderbuch, und der Architekt dieses Kunstwerks sendete die passende Botschaft dazu: »Es ist«, betonte Alonso, »gesund für die Bundesliga und für den deutschen Fußball, auch mal andere Mannschaften siegen zu sehen.« Andere Teams als den FC Bayern also, der den Titel zuletzt elfmal in Folge geholt hatte, dreimal davon mit Alonso selbst im Mittelfeld.

Nun hat Leverkusen den Münchnern das Meisterabo auf beeindruckende Weise gekündigt: fünf Spieltage vor Schluss. Mit 16 Punkten Vorsprung. Mit einem ebenso leichtfüßigen wie dominanten Fußball, mit dem die Rheinländer dem für die Rekorde ansonsten allein zuständigen FC Bayern mal eben zwei Bestmarken abgeluchst haben: nach 29 Spieltagen in der Liga noch ungeschlagen zu sein und dabei 79 von 87 möglichen Punkten auf das Konto gebucht zu haben.

Als Hommage an den dafür zuständigen Coach hatten die Leverkusener Fans die Schilder an der Bismarckstraße, die direkt am Stadion vorbeiführt, am Sonntag überklebt und in Xabi-Alonso-Allee umbenannt. Auch andere Straßen der Chemie-Stadt wurden auf diese Weise auf den Namen jenes Mannes umsigniert, zu dessen Erfolgsrezept neben dem riesigen Erfahrungsschatz des einstigen Weltklassefußballers auch der enge Draht zu seinen Spielern gehört.

Während der Pressekonferenz nach der Bremen-Partie verpassten diese Alonso die obligatorische Bierdusche. Der Coach stand sofort auf, tanzte und sang eine Runde mit seinen Spielern. Und als die euphorisierte Bande, die am Montag frei bekam, wieder abgezogen war, erläuterte der 42-jährige Spanier seine generelle Einstellung: »Ich will nah bei den Spielern sein. Denn ich weiß, was sie fühlen. Diese Empathie ist wichtig – und ich nutze diese Verbindung zur Mannschaft.«

Zu einer Mannschaft, die Simon Rolfes auch in der nächsten Saison »auf jeden Fall« als »konkurrenzfähig in der Spitzengruppe der Bundesliga« ansieht. »Das ist ein wichtiger Grund, warum Xabi trotz großen Interesses anderer Klubs hier bleibt. Er hat das Gefühl, am richtigen Ort zu sein«, erwähnte Leverkusens Sport-Geschäftsführer nach einer »nicht allzu langen Nacht« am Montagvormittag. Und berichtete außerdem, die Spieler seien von der Party im Stadion aus »noch weitergezogen«.

Dem ohnehin starken Zusammenhalt in einem auf höchstem Niveau ausgeglichenen Team wird die gemeinsame nächtliche Meistersause sicher nicht schaden. Das ahnte wohl auch Übungsleiter Alonso, als er den feiernden Fans mit ungebremstem Offensivgeist zurief: »Wir wollen mehr. Wir wollen den Pokal und die Europa League.«

Das wären dann drei Trophäen in einer Saison. Für einen Klub, der es zuvor in 119 Jahren auf insgesamt zwei Titel brachte – und dessen erster Meistertrainer am Sonntag die wichtige Vorarbeit vieler seiner nicht ganz so erfolgreichen Vorgänger lobte. Namentlich nannte er dabei Christoph Daum, Klaus Toppmöller und Roger Schmidt – und kommentierte: »Ich will das teilen mit vielen Leuten.« Schließlich ist Xabi Alonso ein Mann mit ausgesprochen guten Manieren.

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