• Sport
  • Volleyball: Bundesliga

Comebackträume: Volleys verkürzen gegen Friedrichshafen auf 1:2

Berlins Volleyballer verhindern Meisterkrönung des VfB und hoffen auf eine Wiederholung von 2022

Die zwei wichtigsten Dinge waren schon vor Spielbeginn sichtbar: Ruben Schott stand auf dem Feld und die Berliner Max-Schmeling-Halle war voll. Hier ging es ganz offensichtlich um alles im Finale der Volleyball-Bundesliga. Die Titelverteidiger der BR Volleys standen bei einem 0:2-Rückstand in der Best-of-five-Serie mit dem Rücken zur Wand, diese dritte Partie am Samstagabend gegen den VfB Friedrichshafen hätte also die letzte der Saison sein können. Und so biss der am Sprunggelenk verletzte Kapitän Schott auf die Zähne, und alle Fans kamen, um vielleicht doch noch Zeuge eines seltenen Comebacks zu werden. Wenn alles nach Plan verläuft, müssen sie am kommenden Sonntag noch einmal wiederkommen, denn die Volleys gewannen vor 8553 Zuschauern mit 3:1 und wollen am Dienstag in Friedrichshafen die Wende vollenden.

Schott war in Spiel zwei umgeknickt. Danach verloren seine Kollegen trotz 1:0-Satzführung in Friedrichshafen alle folgenden Durchgänge. Das sollte nicht noch mal passieren. Der Kapitän bekam eine Rund-um-die-Uhr-Behandlung, sogar im Bus auf der Heimfahrt. Erst am Samstag entschied er dann, mit einer Schiene am linken Sprunggelenk zu spielen. »Der Arzt hatte uns versichert, dass der Schaden nicht größer werden könnte. Es war also nur eine Frage des Schmerzes und der Überwindung«, lobte Manager Kaweh Niroomand seinen Mannschaftsführer.

Schotts Präsenz war von Anfang an spürbar. Er holte gleich den ersten Punkt, obwohl man ihm ansah, dass er nicht bei vollen Sprungkräften war. Es folgte ein Überraschungsaufschlag aus dem Stand, von dem sich die Friedrichshafener überrumpeln ließen. Doch der VfB zeigte sich danach erneut unbeeindruckt. Der sprunggewaltige Kubaner José Masso drehte mit einer eigenen Aufschlagserie den Satz, den die Gäste schließlich mit 26:24 für sich entschieden, denn für ihren Hauptangreifer Michał Superlak hatten die Volleys immer noch kein Abwehrmittel gefunden.

nd.DieWoche – unser wöchentlicher Newsletter

Mit unserem wöchentlichen Newsletter nd.DieWoche schauen Sie auf die wichtigsten Themen der Woche und lesen die Highlights unserer Samstagsausgabe bereits am Freitag. Hier das kostenlose Abo holen.

Ein ewig langer Ballwechsel zum 8:6 im zweiten Durchgang läutete dann die Wende in dieser Partie und vielleicht sogar der ganzen Serie ein. Alle Ersatzspieler sprangen danach aufs Feld und Kapitän Schott heizte die ausverkaufte Halle weiter an. »Es war so wichtig, dass er dabei war. Er ist unser Kapitän, zu dem jeder schaut. Er zieht alle mit, auch wenn er nicht bei 100 Prozent war. Verbal war er zu 110 Prozent da«, beschrieb Mittelblocker und Nationalspieler Tobias Krick die Präsenz von Schott auf dem Feld.

Jetzt schlug auch Superlak mal ins Aus, und Berlins Zuspieler Johannes Tille fand im eigenen Angriff neue Lösungen vor allem in Verbindung mit den Mittelangreifern oder übers Hinterfeld. »Es wurde nicht besprochen, dass wir Ruben im Angriff weniger einsetzen können. Aber das war uns allen klar. Wir wussten, dass wir das anders kompensieren müssen, und da haben wir alle einen richtig guten Job gemacht, während Ruben unsere Annahme zusammengehalten hat«, so Krick.

Mit 25:19, 25:22 und 25:15 gewannen die Berliner die Sätze zwei bis vier und machten aus der Max-Schmeling-Halle mal wieder jenen Volleyballtempel, von dem nicht nur die Berliner so schwärmen. Krick, der nach mehreren Verletzungspausen eine Seuchensaison hinter sich hat, wurde als Spieler des Matches ausgezeichnet, nachdem er im Block und Angriff für ein paar krachende Highlights gesorgt hatte. Selbst in der Abwehr hatte der 2,13-Meter-Hühne einige Bälle vom Boden gekratzt. »Wir haben uns heute endlich gewehrt. Darauf kommt es an. Sogar Tobi Krick lag dreimal quer in der Luft. Das passiert sonst einmal im Jahr. Wir brauchen jetzt allerdings noch zwei weitere Male«, warf Manager Niroomand den Blick schon wieder nach vorn.

Bisher ist es erst einer Mannschaft gelungen, einen 0:2-Finalrückstand noch zu drehen: den Berlin Volleys – 2022 gegen den VfB Friedrichshafen. Krick saß damals auf der Tribüne und spielte nach seinem Wechsel im Sommer zu den Volleys nun zum ersten Mal selbst vor einer ausverkauften Max-Schmeling-Halle. »Das macht Spaß, denn die Leute ziehen einen mit und gehen ab, wenn es gut läuft. Ich hoffe, dass wir das diese Saison noch einmal erleben dürfen.« Dafür müsste vorher noch ein Auswärtssieg her. »Über 2022 wird schon gesprochen im Team. Diese Comeback-Story war sehr cool. Hoffentlich können wir sie wiederholen.«

Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.

Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.

Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.

Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.