• Sport
  • Deutsche Eishockey-Liga

Eisbären Berlin vor dem letzten Schritt zur Meisterschaft

Der Eishockey-Rekordmeister könnte sich am Freitag seinen zehnten DEL-Titel holen

Berlins Ty Ronning (r.) entschied Spiel vier der Finalserie gegen Bremerhaven mit drei Toren fast im Alleingang.
Berlins Ty Ronning (r.) entschied Spiel vier der Finalserie gegen Bremerhaven mit drei Toren fast im Alleingang.

Die aktuelle Konstellation in der Finalserie der Deutschen Eishockey-Liga (DEL) könnte zu einer saloppen Feststellung verleiten: Das Ding ist gelaufen. Und das Eishockey-Märchen in Bremerhaven wird schon bald abrupt beendet – ganz ohne Happy End. Die Fischtown Pinguins von Trainer Thomas Popiesch hatten nicht nur die Hauptrunde als Sieger beendet, sondern danach auch in den Playoffs erst Vizemeister Ingolstadt und dann Titelverteidiger München aus dem Rennen geworfen. Gemeinsam mit ihren Fans strebten sie dem ersten Meistertitel der Vereinsgeschichte entgegen. Doch diese Krönung, so scheint es, wird dem »Überflieger der Saison« im Duell mit dem Rekordmeister Eisbären Berlin nach der jüngsten 1:4-Niederlage im vierten Finalspiel vermutlich versagt bleiben.

»Es wird jetzt ein bisschen schwierig«, weiß Bremerhavens Trainer die Lage realistisch einzuschätzen. Popiesch schlägt aber wie üblich auch optimistische Töne an, um dem Team den Rücken zu stärken: »Wir waren in Spiel vier ab dem zweiten Drittel die bessere Mannschaft, haben daraus aber zu wenig gemacht. Meine Mannschaft hat gezeigt, dass sie hierher gehört, dass sie an sich glaubt und gewinnen kann. Das werden wir im nächsten Spiel wieder zeigen.« Ein Heimerfolg an diesem Freitag ist wahrlich nicht ausgeschlossen, aber trotz des Höhenflugs der Pinguins – drei Siege in Folge kämen schon einem Eishockeywunder gleich.

nd.Kompakt – unser täglicher Newsletter

Unser täglicher Newsletter nd.Kompakt bringt Ordnung in den Nachrichtenwahnsinn. Sie erhalten jeden Tag einen Überblick zu den spannendsten Geschichten aus der Redaktion. Hier das kostenlose Abo holen.

Bei den im Titelrennen mit dem 3:1-Siegvorteil nun favorisierten Berliner Eisbären vermeidet auch Cheftrainer Serge Aubin vor den maximal noch drei Duellen an diesem Freitag in Bremerhaven, am Sonntag in Berlin und am Dienstag wieder im hohen Norden jeden euphorischen Zungenschlag. »Wir wissen, dass der vierte Sieg immer der schwierigste ist. Wir werden unsere beste Leistung brauchen, um die Finalserie schon am Freitag zuzumachen.«

Auch Aubin lobte seine Männer nach dem Heimsieg am Dienstag: »Wir konnten in den Schlüsselmomenten zuschlagen und besonders in Überzahl überzeugen. Nun wollen wir gleich die erste von drei Chancen nutzen.« Berlins Kapitän Kai Wissmann zeigte sich ebenso auf das fünfte Finalspiel fokussiert: »Wir gehen das Auswärtsspiel so an, als wäre es Spiel sieben für uns. Ich warne vor Übermut. Wir wissen, dass der Kampf noch lange nicht vorbei ist.«

Bei den Eisbären ist in der Endphase der Meisterschaft besonders deutlich geworden, worauf der Chefcoach seine Arbeit ausgerichtet hat, nachdem im vergangenen Jahr die Playoffs verpasst worden waren: »Mir gefällt vor allem die kämpferische Leistung und die mannschaftliche Geschlossenheit.« Das sei Ausdruck der »Breite des Kaders.« Diese erweist sich für die Berliner im entscheidenden Moment der Saison tatsächlich als großer Vorteil.

Dabei stellte sich mit dem 26-jährigen Kanadier Ty Ronning besonders ein Spieler ins Rampenlicht. In den Finalspielen drei und vier war mit Berlins Topscorer und Nationalspieler Marcel Noebels der schon seit Jahren überragende Eisbär verletzungsbedingt ausgefallen. Für ihn rückte Flügelstürmer Ronning in die erste Angriffsreihe an die Seite von Zach Boychuk und Leonhard Pföderl, der beim 4:1-Heimsieg mit vier Vorlagen der »stille Held des Abends« war.

Ronning war mit drei Toren der laute. Damit krönte der nur 1,75 Meter große Stürmer, der zu Saisonbeginn vom Vizemeister Ingolstadt nach Berlin gewechselt war, seine nach sechswöchiger Verletzungspause immer stärker werdenden Playoff-Leistungen. Schon beim längsten Finalspiel der DEL-Geschichte, dem 2:1 nach 98 Minuten in Bremerhaven, hatte er für die 1:0-Führung gesorgt und damit zum 1:2 in der Serie beigetragen. Der Heimvorteil liegt nun bei den Eisbären.

Der gefeierte Stürmer selbst gibt sich bescheiden: »Ohne meine Mitspieler kann ich keine Tore schießen. Der Sieg war ein Erfolg des gesamten Teams. Wir sind eine großartige Mannschaft, in der alle bis zum Ende kämpfen«, sagte er pflichtbewusst. Die Aufgabe sei ohnehin noch nicht erledigt. »Wenn wir jetzt so weitermachen, wird unser Titeltraum aber wahr.« Möglicherweise schon an diesem Freitag in Bremerhaven.

App »nd.Digital«

In der neuen App »nd.Digital« lesen Sie alle Ausgaben des »nd« ganz bequem online und offline. Die App ist frei von Werbung und ohne Tracking. Sie ist verfügbar für iOS (zum Download im Apple-Store), Android (zum Download im Google Play Store) und als Web-Version im Browser (zur Web-Version). Weitere Hinweise und FAQs auf dasnd.de/digital.

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.

Vielen Dank!