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FC Bayern München macht gegen Real Madrid zwei Fehler zu viel
Nach dem 2:2 blicken die Münchner hoffnungsvoll auf das Halbfinalrückspiel in Madrid
Schnellen Schrittes kam Minjae Kim als einer der ersten Spieler des FC Bayern aus der Kabine. Unverzüglich strebte der Innenverteidiger dem Ausgang der Münchner Arena entgegen. Betreten schaute der Südkoreaner drein, sein 1,90 Meter großer Körper wirkte nun gar nicht mehr so wuchtig wie sonst. Das lag wohl nicht nur daran, dass er sich seiner beiden schwerwiegenden Fehler vor den Gegentoren beim 2:2 (0:1) gegen Real Madrid bewusst war. Womöglich hatte auch Trainer Thomas Tuchel mit seiner schonungslosen Offenheit dazu beigetragen, dass Kim wie ein wandelndes Häuflein Elend in die Nacht entschwand.
»Er war zweimal zu gierig«, kritisierte Tuchel den Abwehrspieler auf der Pressekonferenz ähnlich deutlich wie zuvor vor den Fernsehkameras und auch in der Kabine, wie die Spieler berichteten. Kims wiederholte Havarie war auch deshalb bemerkenswert, weil er im vergangenen Sommer als offiziell bester Innenverteidiger der italienischen Serie A für 50 Millionen Euro Ablöse aus Neapel gekommen war. Doch inzwischen hat Tuchels 27 Jahre alter Wunschspieler einen ähnlichen Hang zu groben Schnitzern entwickelt wie zuvor sein Kollege Dayot Upamecano, den der FC Bayern im Sommer 2021 für 42,5 Millionen Euro aus Leipzig geholt hatten. Auch deshalb hat sich Eric Dier, bis Januar bei Tottenham nur Reservist, kurioserweise zum Abwehrchef der Bayern gemausert.
Diers Präsenz und Ruhe bewahrten Kim jedoch nicht davor, wie ein übereifriger Lehrling vorm 0:1 in die Falle zu tappen, als ihn Vinicius Junior mit seinem Laufweg ins Mittelfeld herauslockte, um dann an ihm vorbei in die Tiefe zu starten und den perfekten Steilpass von Toni Kroos in der 24. Minute zur Führung zu verwerten. Das war ein Tor wie der Biss einer Kobra, die in der Schlussphase erneut zuschlug, nachdem Kim der nächste entscheidende Fehler unterlaufen war. Im Strafraum hielt der Vertreter des angeschlagenen Matthijs de Ligt Reals Rodrygo fest und stellte zudem seinen linken Oberschenkel in den Weg. Damit verursachte er jenen Foulelfmeter, den Vinicius Junior in der 83. Minute zum Endstand verwandelte. »Auch da: Keine Not, so aggressiv zu verteidigen«, bemängelte Tuchel. Immerhin schob der Trainer eine Aufmunterung für Kim nach: »Da muss er jetzt durch, ist passiert und weiter geht’s.«
Ob es für den FC Bayern weitergeht ins Finale, darüber könnten in der Rückschau auf beide Spiele gegen Real womöglich Kims Fehler entscheiden. Sicher ist, dass die Münchner den verpassten Sieg als Hypothek mitnehmen zum Rückspiel am kommenden Mittwoch ins tosende Estadio Santiago Bernabéu. Neben Dier dürfte dort Kim eher nicht verteidigen, sondern entweder de Ligt, sofern er nach seiner Knieblessur fit wird, oder eben Upamecano.
Fernab der Fehler hatte der Dienstagabend aber auch gezeigt, dass durchaus Anlass besteht, mit Zuversicht aufs Rückspiel zu blicken. »Wir haben gesehen, dass wir mehr als mithalten können«, sagte Rechtsverteidiger Joshua Kimmich. »Es ist immer möglich, gegen Real zu Torchancen zu kommen, und ich glaube, das wird uns auch in der nächsten Woche gelingen.«
Tatsächlich hatten die Münchner mit dem starken Konrad Laimer im zentralen Mittelfeld deutlich mehr Abschlüsse verzeichnet als Madrid – und brachten die Arena zweimal zum Beben. Zunächst durch Leroy Sané, der von rechts nach innen zog und mit einem strammen Linksschuss in der 53. Minute ins kurze Eck traf. Vier Minuten später holte Jamal Musiala mit einem Dribbling einen Foulelfmeter heraus, den Harry Kane zum 2:1 verwertete.
Doch dann zeigte Carlo Ancelottis Mannschaft, dass immer mit ihr zu rechnen ist. »Das ist genau Real Madrid. Die machen aus ganz wenig sehr viel«, sagte Bayerns Sportvorstand Max Eberl, »du darfst dir halt keine Fehler erlauben.« Worauf es nun in Madrid ankommen werde? »Genauso zu spielen, ohne die Fehler zu machen«, sagte Eberl. »Relativ simpel hört sich das an, aber wenn wir das schaffen, können wir auch bei Real Madrid gewinnen.« Davor warnte auch Reals deutscher Nationalspieler Kroos: »Wir wissen, dass wir zu Hause gut sind. Wir wissen aber auch, dass Bayern in einem Spiel jeden schlagen kann.«
Im Hintergrund rückt derweil die Verpflichtung von Ralf Rangnick näher. Laut Medienberichten habe der 65-Jährige bei den Münchnern seine grundsätzliche Bereitschaft hinterlegt, zur kommenden Saison Tuchels Nachfolge anzutreten. Noch sind demnach aber Details zu klären. Zudem müssen sich die Bayern mit dem Österreichischen Fußball-Bund auf eine Ablöse für den Nationaltrainer verständigen. Man befinde sich »in sehr guten Gesprächen« mit Rangnick, sagte Bayern-Präsident Herbert Hainer. »Gut Ding will Weile haben, aber irgendwann kommt es zu einem guten Ende«, meinte Eberl. Geht es nach ihm, soll dieses jedoch warten bis nach dem erhofften Happy End im Rückspiel von Madrid. Also bis nach dem angestrebten Einzug ins Finale von Wembley.
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