Roger Corman, der König des Trashfilms ist tot

Roger Corman machte billige Filme in eigener Verantwortung: Über 400 Stück seit 1954

  • Niko Daniel
  • Lesedauer: 3 Min.

Er war der Meister von Trash- und Horrorfilmen, doch er wollte sie nicht als »B-Movies« bezeichnet wissen. Denn die Billig-Filme von Roger Corman waren keine Anhängsel zum Hauptfilm, sondern liefen als eigenständige Produktionen in den Kinos, wie er stets betonte. Nun ist der legendäre Regisseur und Produzent, der in seiner langen Karriere spätere Filmgrößen wie Jack Nicholson, Sylvester Stallone, Dennis Hopper und Top-Regisseure wie Francis Ford Coppola, Martin Scorsese, Jonathan Demme oder James Cameron förderte, am vergangenen Donnerstag zu Hause in Santa Monica gestorben. Er wurde sagenhafte 98 Jahre alt.

Geboren 1926 in Detroit, studierte Corman als Sohn eines Ingenieurs in Stanford Elektrotechnik, arbeitete dann aber nach seinem Abschluss nur vier Tage in dem Beruf, weil er erkannte, dass er »einen Riesenfehler« gemacht habe, wie er seinem Chef mitteilte, als er kündigte. Stattdessen fing er 1953 bei der Filmindustrie an – in der Poststelle der Hollywood-Studios von 20th Century Fox, wo er schnell zum Lektor für Drehbücher aufstieg, unterstützt von seinem jüngeren Bruder Gene, der als Filmagent in Hollywood arbeitete.

In seiner Freizeit schrieb er sein erstes eigenes Drehbuch für den Noir-Krimi »Highway Dragnet«, das er 1954 als Low-Budget-Produktion selbst finanzierte, nicht um Geld zu verdienen, sondern um »Erfahrungen« zu machen, wie er später meinte. Und die müssen nicht schlecht gewesen sein, denn seitdem inszenierte und produzierte Corman über 400 Filme für Leinwand und Fernsehen, darunter Klassiker wie »Die letzten Sieben«, »Die Verfluchten«, »Kleiner Laden voller Schrecken« und »Die wilden Engel«.

Corman war als extrem sparsamer Filmemacher für Ruckzuck-Produktionen bekannt. Sein Rekord waren zwei Tage und eine Nacht, die er 1960 für »Kleiner Laden voller Schrecken« brauchte, mit dem Jack Nicholsen seine Karriere begann. Er habe damals selbst eine Schauspielschule besucht, um als Regisseur etwas über Darsteller zu lernen, sagte Corman. »Und da im Unterricht habe ich Jack zum ersten Mal getroffen. Er war mit Abstand der talentierteste Schauspieler in der Klasse«.

Von den großen Hollywoodstudios hielt der Independent-Filmer meist Abstand. Ihn störte, »dass so viele Leute mitreden wollen, wenn es um das große Geld geht. Und da ich absolut antiautoritär veranlagt bin, lag mir das nicht. Wenn ich meine eigenen Filme mache, kann ich meine eigenen Entscheidungen treffen«, sagte er 2011 am Rande des Filmfests München. Corman hielt den Horrorfilm für das »sicherste Genre« und die Komödie für die gefährlichste: »Wenn der Horrorofilm nicht besonders gut ist, baust du noch ein paar Schreckensschreie ein und kommst damit durch. Aber wenn keiner über deine Komödie lacht, bist du tot.«

2009 wurde Corman mit einem Ehren-Oscar für sein Lebenswerk geehrt. Zwei Jahre später schaffte es sein eigenes Leben auf die Leinwand. In dem Dokumentarfilm »Corman’s World: Exploits of a Hollywood Rebel« (deutscher Titel: »Ufos, Sex und Monster – Das wilde Kino des Roger Corman«) würdigen prominente Fans wie Robert De Niro und Ron Howard seine Verdienste. Kurz vor seinem 90. Geburtstag begeisterte er sich für ein neues Projekt als Produzent des Remakes von »Death Race 2000« und freute sich auf »spektakuläre Fahrzeuge und Action zum Totlachen, im wahrsten Sinne des Wortes«, wie er 2016 dem »Hollywood Reporter« sagte. 1975 hatte er das Original mit David Carradine und Sylvester Stallone (deutscher Titel: »Frankensteins Todesrennen«) als Produzent ins Kino gebracht.

Und hier noch ein Tipp von Corman für den Nachwuchs beim Horrorfilm: Das Monster muss immer größer sein als die »leading lady«.  mit Agenturen

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