BSW in Dresden: Ein Kandidat wider Willen

Neuer Büroleiter von Pirnas AfD-Rathauschef steht für Wagenknecht-Bündnis auf Wahlschein in Dresden

  • Hendrik Lasch
  • Lesedauer: 2 Min.
Timo J. Backofen – BSW in Dresden: Ein Kandidat wider Willen

Menschen, die für Rathauschefs Reden schreiben und Termine vorbereiten, erregen kaum öffentliches Interesse. Bei Timo J. Backofen ist das anders. Er wurde jetzt von Tim Lochner, dem bundesweit ersten Oberbürgermeister der AfD im sächsischen Pirna, als Büroleiter vorgestellt.

Dem gelernten Verwaltungsfachmann Backofen, der für die rechtskonservative DSU der letzten DDR-Volkskammer angehörte, zeitweilig auch in der SPD aktiv war und derzeit beim Freistaat angestellt ist, scheinen Positionen der AfD nicht fernzuliegen. In sozialen Medien spricht er von der Corona-Zeit als »Regimehölle« und bezeichnet die politische Distanzierung von der rechtsextremen AfD als »Brandmauerkasperltheater«.

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Pikant ist das, weil Backofen auch bei einer anderen politischen Kraft auftaucht: dem Bündnis Sahra Wagenknecht (BSW). Für dieses wird er auf den Stimmzetteln zur Stadtratswahl in Dresden als einer von zwei Bewerbern im Wahlkreis 4 geführt. Schickt die Partei, die sich eine akribische Auswahl ihrer Mitglieder zugute hält, also einen Mann mit AfD-Nähe in das Kommunalparlament?

Für BSW-Landeschefin Sabine Zimmermann ist die Causa Backofen tatsächlich ein Beleg dafür, dass die gründliche Prüfung berechtigt ist. Denn Backofen sei nie Mitglied geworden; sein entsprechender Antrag wurde abgelehnt. Als Unterstützer habe er »alles getan, Mitglieder gegeneinander aufzuhetzen«. Damit ist eine BSW-Karriere Backofens beendet, bevor sie begann. Er selbst schreibt, er sei »zur Zeit suspendiert«, und wirft dem Landesvorstand »innerparteilichen Stalinismus« vor.

Dass der unerwünschte Unterstützer in Dresden von einer Basisversammlung dennoch als Ratskandidat aufgestellt wurde, ist der Partei deutlich unangenehm. Sollte er gewählt werden, werde er einer möglichen BSW-Fraktion nicht angehören, betont Zimmermann. Die Personalie kommt für die Partei indes zur Unzeit. An diesem Samstag stellt sie ihre Kandidaten für die Landtagswahl im Herbst auf. Die Öffentlichkeit dürfte nun noch genauer hinschauen, wer die Bewerber sind.

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