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Trainer Vincent Kompany hat den FC Bayern München im Griff
Ruhig, selbstbewusst und fordernd tritt der Belgier bei seiner Vorstellung auf
Als sich Vincent Kompany, Jan-Christian Dreesen und Max Eberl am Ende noch für die Fotografen zum Gruppenbild versammelten, hatte die Szene etwas Putziges. Links im Pressekonferenzsaal der Münchner Arena stand Vorstandschef Dreesen im Sakko, rechts Sportvorstand Eberl im schlichten Pullover. Und in die Mitte hatten sie lächelnd ihren neuen Trainer Kompany genommen. Aber eigentlich war es eher umgekehrt: Denn der kräftige und 1,90 Meter große Kompany legte in seinem weißen, weit aufgeknöpften Hemd seine Arme um die Schultern seiner deutlich kleineren Vorgesetzten. Das Bild vermittelte die Botschaft, dass Kompany sie im Griff hat und nicht umgekehrt. Es passte auch inhaltlich ganz gut zur Präsentation des neuen Chefcoaches am Donnerstag, der einen Vertrag bis 2027 unterschrieben hat und mehr als zehn Millionen Euro Ablöse kosten soll.
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Kompany, das darf festgehalten werden, hat seinen ersten Auftritt in München souverän hinbekommen. Ruhig, bedacht, selbstbewusst und fordernd, aber nicht vorlaut sprach der 38 Jahre alte Belgier über seinen neuen Job und seine Ziele beim FC Bayern. Er strahlte dabei nicht nur körperlich, sondern auch inhaltlich jene unaufgeregte Dominanz aus, die sich als hilfreich erweisen könnte im Umgang mit der traditionell schwierigen Kabine an der Säbener Straße. Meistens sprach Vincent Kompany auf Deutsch, manchmal Englisch. Immer dann, wenn er ins Englische wechselte, konnte man sich ihn auch gut als College-Coach vorstellen, der seinen Jungs mit seiner natürlichen Autorität ein paar Merksätze aus seiner Trainerphilosophie mitgibt.
»Als Coach musst du coachen, wie du als Person bist«, sagte er zum Beispiel und verwies auf seinen Charakter. Er sei mutig und im sportlichen Sinne aggressiv. Und so wolle er auch seine Mannschaft sehen und herausfinden, welche Spieler hungrig und echte Gewinner seien. Ein anderes Beispiel für seine Sicht der Dinge, gerade auch wegen des FC Bayern, seines bisher größten Arbeitgebers als Trainer: »Den Job zu haben, ist keine Errungenschaft. Eine Errungenschaft ist, im Job erfolgreich zu sein.«
Zuvor hat Kompany als Trainer erst beim RSC Anderlecht, dann beim FC Burnley gearbeitet, den er 2023 als Zweitligameister in die Premier League geführt hatte, der nun aber wieder direkt abgestiegen war. Zum Druck, sagte der frühere Innenverteidiger des Hamburger SV und von Manchester City, habe er ohnehin einen anderen Zugang. Es bringe nichts, sich darüber ständig Gedanken zu machen, auch nicht über die internen Erwartungen an ihn und teils auch Zweifel. »Ich weiß, dass ich nicht nur die Entscheidung bin von Max und Christoph (Sportdirektor Freund), sondern auch von Karl-Heinz und Uli (Aufsichtsräte Rummenigge und Hoeneß)«, sagte Kompany. »Für mich ist nicht so wichtig, dass vorher alle überzeugt sind, ich will überzeugen mit meiner Arbeit auf dem Platz.«
Was seine Präsenz auf der Bühne angeht, hat er das schon ganz gut hinbekommen. In der Vorbereitung auf die Saison wird es darum gehen, auch die Mannschaft mit seinen Ideen und seinem Auftreten zu überzeugen. Dreesen und Eberl versuchten, die Zweifel an dem noch recht unerfahrenen Coach zu zerstreuen. Kompany sei »der Eine für alle«, versicherte Dreesen, obwohl bekannt geworden war, dass sich Hoeneß und Rummenigge zuletzt noch für Hansi Flick eingesetzt hatten, der nun nahezu zeitgleich beim FC Barcelona angeheuert hat. Indirekt hatte Rummenigge die unterschiedlichen Auffassungen bei der Trainerwahl jüngst bestätigt: »Unser Vorstand hat sich für Vincent Kompany als neuen Cheftrainer entschieden.« Damit war auch schon mal geklärt, wer geradestehen muss, wenn es nicht funktionieren sollte.
Eberl gibt sich überzeugt, dass er mit seiner Wahl richtig liegt, wenngleich sie wohl die siebte war, angefangen mit dem Topkandidaten Xabi Alonso aus Leverkusen. Nun habe man in Kompany »einen der interessantesten Trainer Europas gefunden«, befand der Sportchef. Der langjährige Kapitän von Manchester City habe eine »unfassbare Persönlichkeit« und ohnehin »einfach alles, außer die Erfahrung, auf höchstem Level gearbeitet zu haben«. Am meisten, sagte Eberl noch, ärgerten er und Freund sich, nicht schon vor sechs Wochen Kompany kontaktiert zu haben. Denn dann, fügte er hinzu, hätte man sich viele Unannehmlichkeiten sparen können. Kompany biete »eine Chance, zurückzurudern und wieder eine Einheit zu werden«. Das war als Botschaft nach innen zu verstehen.
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