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Julian Assange: Geheimnisse der Mächtigen enthüllt
Julian Assange hat Tausende geheime militärische und diplomatische Dokumente veröffentlicht und damit auch Kriegsverbrechen aufgedeckt
Die einen verehren ihn als Held und bewundern seinen Mut, die anderen hassen ihn, betrachten ihn als Staatsfeind und Sicherheitsrisiko. Julian Assange ist einer der Menschen unserer Zeit, die wie Elon Musk oder Donald Trump zu einer Art Markenzeichen geworden sind und gleichzeitig die Gemüter spalten.
Mit Wikileaks, einer von ihm 2006 gegründeten Enthüllungsplattform im Internet, veröffentlichte der Australier Tausende Daten, die Unternehmen und Regierungen als geheim deklariert hatten und die Kriegsverbrechen, Spionagefälle und Korruption zeigten. Dabei geht es der Plattform darum, Ungerechtigkeiten und illegale Handlungen aufzudecken, die unter dem Mantel der Staatssicherheit vertuscht werden sollen.
Wikileaks neuartiger Journalismus, den Assange selbst »wissenschaftlichen Journalismus« nennt, hatte auch andere alteingesessene Medien animiert, das Material auszuwerten, das vor allem für die USA rufschädigend ist. Dazu gehören der britische »Guardian«, die »New York Times«, »El Pais« in Spanien und der »Spiegel« in Deutschland.
Besonders brisant sind Tausende geheime Dokumente über US-amerikanische Aktivitäten im Irak und in Afghanistan, die Assange vom damaligen Geheimdienstoffizier Bradley (heute Chelsea) Manning zugespielt worden waren und die er 2010 publizierte. Manning kam dafür 2013 für 35 Jahre ins Gefängnis, doch ein Großteil der Strafe wurde der ehemaligen Soldatin vom einstigen US-Präsidenten Barack Obama 2017 erlassen. Seit März 2020 ist Manning auf freiem Fuß.
Unter dem veröffentlichten Material zum sogenannten Krieg gegen den Terror war ein US-Militärvideo, das zeigt, wie etliche unschuldige Menschen im Stadtteil Al-Jidida der irakischen Hauptstadt Bagdad von einem Kampfhubschrauber aus mit Schüssen kaltblütig ermordet werden. Unter den Opfern waren auch zwei Nachrichtenmitarbeiter von Reuters. Für diese Veröffentlichung geheimen Materials wollten die USA Assange vor ein US-Gericht stellen. Assanges Taten hätten die nationale Sicherheit der Vereinigten Staaten gefährdet und die namentlich genannten Personen einer großen Gefahr ausgesetzt, hieß es wiederholt von US-Seite. Die maximale Gefängnisstrafe für seine vermeintlichen Vergehen beträgt 175 Jahre.
»Als seine Frau befürchte ich, dass er bis zu seinem Tod in der tiefsten, dunkelsten Ecke des US-Gefängnissystems begraben wird«, schrieb seine Frau Stella Assange einst in einem Beitrag für den australischen Sender ABC. Mit ihr hat Assange, der bereits einen erwachsenen Sohn aus erster Ehe hat, zwei Kinder gezeugt, als er noch in der ecuadorianischen Botschaft festsaß.
Doch Assange ist bei all seinen Verdiensten nicht unumstritten. Der 1971 in Townsville geborene Australier ist so hochintelligent wie schwierig. Er hat Programmieren, aber auch Mathematik und Physik studiert, dabei aber nie einen Abschluss gemacht. Mit dem Gesetz geriet er auch vor seinen Wikileaks-Aktivitäten bereits in Konflikt. Zwischenzeitlich wurde er wegen sexueller Delikte in Schweden angezeigt und von Interpol per Haftbefehl gesucht. Die Ermittlungen dazu wurden jedoch 2017 eingestellt. Und auch während seiner recht nomadischen Jugend in Australien – er soll insgesamt 37 Schulen besucht haben – hatte er wegen seiner Internet-Aktivitäten bereits Ärger mit der Polizei. Die britische Zeitung »The Guardian« nannte ihn in einem Artikel einst »Australiens versiertesten Hacker«.
Auch politisch versuchte er sein Glück. Assange kandidierte bei den australischen Wahlen 2013 für die damals neu gegründete Wikileaks-Partei für den australischen Senat, konnte jedoch keinen Sitz gewinnen. Nach internen Streitereien gingen der Partei die Mitglieder aus, sie wurde 2015 wieder aufgelöst.
Bereits während seiner politischen Phase hielt sich Assange aus Angst vor einer Auslieferung an die USA in der Botschaft Ecuadors in London auf, die ihm vorübergehend Asyl gewährt hatte. Als er diese nach sieben Jahren schließlich verlassen musste, wurde er 2019 von der Londoner Polizei festgenommen. Seitdem saß der Australier im britischen Hochsicherheitsgefängnis Belmarsh und kämpfte sich durch das Gerichtssystem, um seine Auslieferung an die USA zu stoppen. Nach dem Deal mit der US-Regierung scheint dieses Kapitel nun beendet.
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