Landtagswahl: »Darf ich meine Stimme verkaufen?«

Studierende gestalteten die Ausstellung zur Landtagswahl in der Potsdamer Landeszentrale für politische Bildung

  • Matthias Krauß
  • Lesedauer: 3 Min.
Auch bei der Landtagswahl 2019 hatte jeder Wähler eine Erst- und eine Zweitstimme zu vergeben.
Auch bei der Landtagswahl 2019 hatte jeder Wähler eine Erst- und eine Zweitstimme zu vergeben.

Weniger als drei Monate vor der Landtagswahl am 22. September widmet sich die brandenburgische Landeszentrale für politische Bildung ihrer Kernaufgabe. In der neu eröffneten Ausstellung »Mitstimmen, Abstimmen, Bestimmen« werden Fragen rund um die Landtagswahl beantwortet. Studierende der Fachhochschule Potsdam gestalteten eine vielseitige Schau, in der grundsätzliche, aber auch ganz spezielle Fragen beantwortet werden.

Bei der Landtagswahl »entscheiden die Brandenburgerinnen und Brandenburger über Personen und Themen, die sie ganz unmittelbar selbst betreffen«, hält der Begleittext fest. Man findet jedoch leider nirgends etwas dazu, warum in der Vergangenheit viele Menschen sich genau davon immer weniger überzeugt zeigten und von ihrem Wahlrecht keinen Gebrauch machten.

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Allgemeine Angaben fehlen in der bunten Schau natürlich nicht, etwa dass rund 2,1 Millionen Brandenburger aufgerufen sind, ihre Stimme abzugeben, dass die Einwohner des Bundeslandes schon ab Vollendung des 16. Lebensjahres wählen dürfen und der Landtag für fünf Jahre gewählt wird. Es werden Fragen beantwortet, auf die man erst mal kommen muss: »Darf ich meine Stimme verkaufen?« (Natürlich nicht.) Oder: »Gilt im Wahllokal eine bestimmte Kleiderordnung?« Nein, jeder dürfe im Prinzip anziehen, was er wolle, aber natürlich durch seine Erscheinung kein »öffentliches Ärgernis erregen«.

Und warum weicht die Prognose, die unmittelbar nach Schließung der Wahllokale um 18 Uhr veröffentlicht wird, unter Umständen erheblich vom später festgestellten Endergebnis ab? Weil sie nur auf einer stichprobenmäßigen Befragung vor den Wahllokalen beruht. Eine Landtagswahl kostet drei Millionen Euro, ist zu erfahren, zumindest ist das die Summe, die das Land an die Kreise und Kommunen für die Aufwendungen überweist. Auf Tafeln und Karten der Ausstellung findet die geschlechtergerechte Sprache Verwendung: Bewerber heißen Bewerbende, Wahlhelfer sind Wahlhelfende.

Die Leiterin der Landeszentrale, Martina Weyrauch, versichert, die Ausstellung wende sich »an alle«. Sie lobt die Studierenden der Fachhochschule, sie hätten eine »wunderbare Ausstellung« auf die Beine gestellt. Es sei gelungen, das komplexe Thema »einfach und verständlich« darzubieten. Politikverdrossenheit entstehe laut Weyrauch nämlich auch deshalb, weil »viele Menschen das nicht verstehen und nicht wissen, worum es eigentlich geht«. Diese Menschen erhielten in der Ausstellung Antworten, hin und wieder mit einem »Augenzwinkern«. Für Weyrauch soll eine Demokratie auch Spaß machen und »wirklich eine witzige Sache« sein.

Betreut wurde das Projekt von der Professorin Lisa Bucher, die ebenfalls den »Witz« in den studentischen Arbeiten lobte. Umgegangen werde auch mit Fake News und Verschwörungserzählungen. Nicht umgangen werde die Frage: Was passiert eigentlich, wenn ich nicht wählen gehe? Es sei wichtig, nicht im eigenen Milieu zu verharren. Man müsse die eigene »Blase« auch mal verlassen, betont die Wissenschaftlerin.

Studentin Samira Rehmort ist die Anmerkung wichtig, dass die Ausstellung der Politikverdrossenheit entgegenwirke und man in dieser auch erfahre, wo und wie man den Wahrheitsgehalt politischer Aussagen überprüfen könne.

Ausstellung »Mitstimmen, Abstimmen, Bestimmen«, Landeszentrale für politische Bildung, Heinrich-Mann-Allee 107, Haus 17, 14473 Potsdam. Geöffnet Mo bis Fr 9–15 Uhr, Di 9–18 Uhr; Besichtigungstermine für Gruppen oder Schulklassen unter: (0331) 866 35 41

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