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Kylian Mbappé spielt stolz weiter, Lamine Yamal strahlt im Finale
Frankreichs Weltstar hat abseits des Platzes Großes geleistet, Spanien überzeugt sportlich
Der Irrsinn des europäischen Fußballs wird in diesen Tagen mal wieder offenbar. Während eine lange Saison mit dem Finale bei der Europameisterschaft am kommenden Sonntag ihren Höhepunkt finden wird, sind andere schon längst wieder im Tagesgeschäft der neuen Spielzeit aktiv: Etliche Vereine kämpfen gerade in der Qualifikation um die Teilnahme an der Champions League. Kylian Mbappé hat jetzt erstmal Pause – nach insgesamt 60 Spielen.
Das Aus kam für den Ausnahmestürmer und sein französisches Team nicht überraschend, schließlich hieß der Gegner im Halbfinale von München Spanien. Die beste Mannschaft der EM gewann mit 2:1, auch weil die Franzosen es nicht schafften, sich in drei Wochen irgendwie in das Turnier hineinzuspielen. Nach zwei Eigentoren und einem von Mbappé verwandelten Elfmeter erzielten sie am Dienstagabend ihren ersten eigenen Treffer aus dem Spiel heraus. Nach neun Minuten traf Randal Kolo Muani per Kopf zur Führung.
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Tiefstart an der Mittellinie
Der Abschied aus Deutschland fiel gerade Mbappé nicht leicht. Wie ein Sprinter hatte er vor dem Anpfiff des Halbfinalduells mit Spanien an der Mittellinie gestanden. Nachdem er sich im Auftaktspiel der Franzosen bei dieser EM gegen Österreich die Nase gebrochen hatte, wollte er spätestens jetzt das Turnier endlich zu seinem machen. Mehr als die Vorlage zum 1:0 gelang ihm im ersten Spiel ohne die aufsehenerregende, aber äußerst hinderliche Maske nicht. »Ich wollte Europameister werden und eine gute EM spielen«, sagte er nach der Niederlage und gab zu: »Ich habe weder das eine noch das andere getan. Das ist eine Enttäuschung.«
Großes blieb auch Didier Deschamps verwehrt. Als erster im Weltfußball hätte der 55-Jährige sowohl als Spieler und Trainer Welt- und Europameister werden können. Das dies nicht gelang, liege in seiner »Verantwortung«, sagte er. Etwas ratlos klang seine Analyse: »Auch wenn wir in Führung gehen konnten, haben wir das Spiel in fünf Minuten verloren.« Die Spanier bewiesen ihre Vielfältigkeit: Lamine Yamal hatte nach einer wunderbaren Einzelaktion in der 21. Minute den Ausgleich erzielt. Der Siegtreffer durch Daniel Olmo, schon vier Minuten später, war nicht weniger sehenswert, aber eine schon fast logische Folge des druckvollen spanischen Spiels – über außen oder durch die Mitte, mit langen Ballbesitzphasen oder schnellen Kombinationen direkt in die Gefahrenzone hinein.
Eindimensionale Angriffe
Das französische Team hatte nicht viel entgegenzusetzen. Auf die eindimensional, meist über die Außenbahnen vorgetragenen Angriffe mit nur drei Zielspielern, Mbappé, Kolo Muani und Ousmane Dembélé, waren die Spanier bestens vorbereitet. Im Mittelfeld hatte der Trainer wieder auf Adrien Rabiot und N’Golo Kanté gesetzt. Deren Auswechslungen zeigten, dass Didier Deschamps die Zeit eines Umbruchs im Team verpasst hat. Der 21-jährige Eduardo Camavinga von Real Madrid brachte spürbar mehr Dynamik, Druck und Gier auf den Platz. Weil aber nach einer Stunde Spielzeit ebenso der formschwache 33-jährige Antoine Griezmann eingewechselt wurde, blieb das französische Spiel so harmlos wie in den fünf Turnierspielen zuvor.
Ob Deschamps nach zwölf sehr erfolgreichen Jahren Nationaltrainer bleiben wird, ist keine ausgemachte Sache. Fest steht, dass Kylian Mbappé das französische Nationaltrikot weiterhin »mit Stolz tragen« kann. Darauf hatte er so sehr gehofft – und einiges dafür getan. Nicht auf dem Platz: Zweimal forderte der 25-Jährige während der EM seine Landsleute auf, unbedingt wählen zu gehen. Auch die große Beteiligung brachte am vergangenen Sonntag das Ergebnis, für das er geworben hatte. Die Nationalversammlung wird nicht vom ultrarechten Rassemblement National angeführt. Welchen Einfluss der Fußballer mit fast 120 Millionen Followern auf Instagram auf den Wahlausgang hatte, ist nicht zu beziffern. Geholfen hat sein politisches Engagement mit Sicherheit.
Der Lauf des Profifußballs
Der Weltstar Mbappé ist weg, schon strahlt ein neuer Stern am europäischen Himmel. Den unaufhaltsamen Lauf des Profifußballs personifizierte in München Lamine Yamal. Mit sichtbarer Leichtigkeit, einem Lächeln, voller Stolz und der Trophäe für den Spieler des Spiels in der Hand nahm der Spanier die drei Stufen auf das Podium des Presseraums. Mit 16 Jahren und 362 Tagen ist er nun der jüngste Torschütze der EM-Historie. »Mein Ziel war es, meinen Geburtstag in Deutschland zu feiern. Das habe ich geschafft«, sagte Yamal. Am kommenden Sonnabend wird der schnelle, trickreiche Außenstürmer 17 Jahre alt. Einen Tag später kann er dann im Berliner Olympiastadion seinen ersten großen Titel gewinnen – und der Fußballgeschichte ein neues Kapitel bescheren.
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