- Berlin
- Potsdam
Vielfalt, schöner Götterfunken
Flashmob gegen Ausgrenzung und Abschottung
Dienstag, 17 Uhr, am Brandenburger Tor in Potsdam: Plötzlich singt eine Frau »Freude, schöner Götterfunken«. Ihre herrliche Opernstimme lässt aufhorchen. Sie geht dann lächelnd ein paar Schritte zur Seite. Andere stimmen das Lied erneut an und immer mehr fallen ein, bis schließlich etwa 100 Menschen die von Friedrich Schiller gedichtete »Ode an die Freude« singen, die Ludwig van Beethoven für seine 9. Sinfonie vertonte und die seit 1985 die Hymne der Europäischen Union ist.
Flashmob nennt sich so eine blitzartige Überraschung für ahnungslose Passanten. Brandenburgs Sozialministerin Ursula Nonnemacher und die Landtagsabgeordnete Marie Schäffer (beide Grüne) beteiligen sich. Es werden noch ein paar kurze Ansprachen gehalten, und dann zerstreuen sich die Leute nach 15 Minuten wieder. Taxis schieben sich nun aneinander vorbei, wo gerade noch gesungen wurde.
nd.Muckefuck ist unser Newsletter für Berlin am Morgen. Wir gehen wach durch die Stadt, sind vor Ort bei Entscheidungen zu Stadtpolitik – aber immer auch bei den Menschen, die diese betreffen. Muckefuck ist eine Kaffeelänge Berlin – ungefiltert und links. Jetzt anmelden und immer wissen, worum gestritten werden muss.
Der Flashmob ist Auftakt zur Kampagne »Bewegung Brandenburg!« Eine Kampagne für ein Land, »das freundlich ist und menschlich bleibt«, wie die neue Integrationsbeauftragte Diana Gonzalez Olivo sagt. Es ist ein bisschen ein Schwimmen gegen den Strom in einem Bundesland, in dem die AfD mit 27,5 Prozent der Stimmen am 9. Juni die Kommunalwahl gewonnen hat und sich anschickt, am 22. September mit einem ähnlichen Ergebnis auch die Landtagswahl zu gewinnen.
»Während andere nach Ausgrenzung und Abschottung rufen, setzen wir auf Mut und Zuversicht«, sagt Gonzalez Olivo. »Wir wollen damit ein Zeichen setzen. Wir wollen, dass die Herkunft keine Rolle spielt.« Zusammen soll daran gearbeitet werden, dass alle in Brandenburg ein gutes Leben führen können – egal ob zugewandert, geflüchtet, schon lange oder immer hier lebend.
Die Kampagne wurde noch unter der früheren Integrationsbeauftragten Doris Lemmermeier entwickelt – unter Beteiligung migrantischer Organisationen. Lemmermeier ist am Dienstag am Brandenburger Tor dabei und sagt: »Wenn man Sündenböcke sucht, dann ist das kein Weg in eine gute Zukunft – und dann ist das kein Brandenburg, in dem ich leben möchte.«
Es soll Veranstaltungen an vielen Orten im Bundesland geben. Eine zeichnet sich bereits für Groß Schönebeck ab.
bewegungbrandenburg.de
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft
Das »nd« bleibt gefährdet
Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.