Einreiseverbot für Sören Pellmann: Eigentor für Kiew

Daniel Säwert hat kein Verständnis für die Ausweisung Sören Pellmanns aus der Ukraine

  • Daniel Säwert
  • Lesedauer: 2 Min.
Sören Pellmann wollte sich in der Ukraine ein Bild von der Lage vor Ort machen, wurde aber an der Grenze abgewiesen.
Sören Pellmann wollte sich in der Ukraine ein Bild von der Lage vor Ort machen, wurde aber an der Grenze abgewiesen.

Schnelles Ende einer Dienstreise: Für Sören Pellmann war der Aufenthalt in der Ukraine kurz hinter der Grenze schon vorbei. Statt nach Kiew zu reisen, holten ukrainische Grenzbeamte den Linke-Bundestagsabgeordneten schon in Lwiw aus dem Zug und schickten ihn zurück nach Polen. Ein bisher einmaliger Vorgang. »Völlig unverständlich« sei das, meint der Leipziger, und er hat recht. Zumal die Grenzer nicht mal begründen konnten, warum er nicht in die Ukraine einreisen darf.

nd.Kompakt – unser täglicher Newsletter

Unser täglicher Newsletter nd.Kompakt bringt Ordnung in den Nachrichtenwahnsinn. Sie erhalten jeden Tag einen Überblick zu den spannendsten Geschichten aus der Redaktion. Hier das kostenlose Abo holen.

Ob Pellmann wirklich auf einer Liste unerwünschter Personen steht, wie er vermutet, weiß niemand. Die gängige ukrainische Praxis zeigt aber, dass es durchaus möglich ist. Schon vor der russischen Invasion im Februar 2022 gab schwarze Listen mit Künstlern, die »die nationale Sicherheit gefährden«, weil sie auf Russisch sangen oder in Moskau auftraten. Später bekamen Unternehmen, die den »Terror sponsern«, auch eine. Letztere sorgte international für Kritik, befinden sich doch darauf viele multinationale Unternehmen, die den Krieg nicht unterstützen.

Allen auf den Listen ist eine vermeintliche Russland-Nähe gemein. Pellmann hat sich 2021 mit dem russischen Konsul in Leipzig getroffen, schreiben ukrainische Medien jetzt eifrig. Auch die Ablehnung von Waffenlieferungen soll ein Grund sein. Doch beides gehört zur normalen politischen Tätigkeit.

Kiew hat sich mit der Ausweisung eines demokratischen Abgeordneten des Bundestags blamiert und Defizite in Sachen Meinungsfreiheit offenbart. Man muss Pellmanns Meinung nicht teilen, aber aushalten, so funktioniert Demokratie. Zudem haben die Verantwortlichen ein doppeltes Eigentor geschossen: Pellmann wurde die Möglichkeit genommen, sich ein Bild von der Situation vor Ort zu machen und mit Menschen aus der Zivilgesellschaft in Kontakt zu kommen. Was hingegen bleibt, ist eine unschöne Grenzerfahrung.

Wir-schenken-uns-nichts
Unsere Weihnachtsaktion bringt nicht nur Lesefreude, sondern auch Wärme und Festlichkeit ins Haus. Zum dreimonatigen Probeabo gibt es ein Paar linke Socken von Socken mit Haltung und eine Flasche prickelnden Sekko Soziale – perfekt für eine entspannte Winterzeit. Ein Geschenk, das informiert, wärmt und das Aussteiger-Programm von EXIT-Deutschland unterstützt. Jetzt ein Wir-schenken-uns-nichts-Geschenk bestellen.
- Anzeige -

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.

- Anzeige -
- Anzeige -