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Finale: Spanien mit Glücksfall Dani Olmo gegen England
Im EM-Endspiel erhöht der Spätstarter dieser Europameisterschaft die Favoritenrolle seines Teams
Heute ist ein besonderer Tag«, singt Raphael. Sein Lied »Mi gran noche« schallte bei dieser Europameisterschaft schon sechsmal direkt nach dem Abpfiff durch die Stadionboxen: Nach jedem Sieg der Spanier feierten die Fans zu den Klängen des Klassikers aus dem Jahr 1967. Dieser Sonntag könnte ein weiterer, ganz besonderer Tag – und die größte spanische Fußballnacht seit zwölf Jahren werden. Im Berliner Olympiastadion tritt das Nationalteam als Favorit im Finale gegen England an.
Alles Notwendige
Zu den heißesten Titelanwärtern zählte das spanische Team vor dem Turnier nicht. Nach dem letzten Titelgewinn bei der EM 2012 war das Spiel zwar meist noch immer schön anzusehen, Zielstrebigkeit und Durchschlagskraft fehlten aber fortan. Bei den drei folgenden Weltmeisterschaften kam das Aus erst in der Vorrunde und dann zweimal im Achtelfinale. Dort endete auch die Europameisterschaft 2016.
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Nun hat Trainer Luis de la Fuente in seiner bislang 15-monatigen Amtszeit wieder eine Mannschaft geformt, die alles Notwendige mitbringt. Spanien gewann alle seine sechs bisherigen Spiele bei dieser EM – mit einem Torverhältnis von 13:3. Für die defensive Stabilität sorgt neben einer gut funktionierenden Viererkette in der Abwehr vor allem das zentrale Mittelfeldduo Rodri und Fabián Ruiz als Verbindung zwischen allen Mannschaftsteilen. Und die Offensive lebt von den beiden aufsehenerregenden jungen Außenbahnspielern Lamine Yamal und Nico Williams.
Wichtige Weisheit
Spaniens bester Torschütze aber ist Dani Olmo. Mit drei Treffern steht er zusammen mit Englands Stürmer Harry Kane in dieser EM-Statistik ganz vorn. Mit dem 26-jährigen Offensivspieler von RasenBallsport Leipzig ist aus einem starken spanischen Team binnen vier Wochen in Deutschland das geworden, was im großen Buch der Fußball-Weisheiten unter Turniermannschaft zu finden ist: Seit Olmo in der Startelf steht, wurde Spanien noch besser.
Erst in der Viertelfinalpartie gegen Deutschland wurde aus dem Ersatzmann Olmo ein Startelfspieler. Nach acht Minuten für den verletzten Pedri eingewechselt, traf er in der 51. Minute zur Führung, bereitete in der letzten Minute der Verlängerung mit einer maßgenauen Flanke den Siegtreffer durch Mikel Merino vor – und wurde zum Spieler des Spiels gekürt. Der traurige Umstand von Pedris Ausfall wurde zum Glücksfall für das spanische Team. Im Halbfinale gegen Frankreich gelang ihm dann der 2:1-Siegtreffer.
Letztes Puzzlestück
Dani Olmo ist vielleicht das entscheidende Puzzlestück für den ganz großen Wurf bei dieser Europameisterschaft. »Ich hatte immer noch den gleichen Ehrgeiz«, blickte er auf seine Zeit als Bankdrücker in den ersten fünf Spielen bei der EM zurück. Seine Vorzüge beschreibt Mitspieler Rodri: »Mit Dani haben wir mehr Präsenz im Strafraum.« Und das spanische Ballbesitzspiel bereichert er mit einer positiven Passquote von mehr als 83 Prozent ebenso.
Langes Warten auf den großen Durchbruch hat Dani Olmo schon sehr früh gelernt. Im katalanischen Terrassa geboren, wurde er sieben Jahre lang in der berühmten Talentschmiede »La Masia« des FC Barcelona fußballerisch ausgebildet. Doch schon mit 16 wechselte er zu Dinamo Zagreb. Nach sechs Jahren in Kroatien kam er 2020 dann nach Leipzig in die Bundesliga. Nach den beeindruckenden Auftritten bei dieser Europameisterschaft müssen die RasenBallsportler aus der Messesstadt, so scheint es, in der kommenden Saison ohne ihren offensiven Mittelfeldspieler auskommen. Manchester City, der FC Liverpool und auch sein Jugendverein FC Barcelona sollen bereit sein, die 60 Millionen Euro teure Ausstiegsoption in Olmos bis 2027 laufenden Vertrag zu ziehen.
Großartige Form
Um Olmos sportliche Zukunft kümmern sich derzeit »meine Leute«, meinte er. Ihn interessiert gerade nur die EM. Für das große Finale am Sonntag im Berliner Olympiastadion gegen England hat Olmo sich noch mal einiges vorgenommen. »Bei diesem Turnier fühle ich mich sehr gut, ich bin in einer großartigen Form, also muss ich das weiterhin ausnutzen«, sagte er am Freitag. Der Kampf um die Torjägerkrone sei dabei vielleicht eine »zusätzliche Motivation«, letztlich aber »völlig egal. Das Wichtigste ist, das Spiel zu gewinnen.«
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