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Umfrage: Beinahe jeder zweite Ukrainer für Verhandlungen
Bevölkerung hat Verständnis für Kriegsdienstverweigerer
Friedensverhandlungen ja, aber nicht zu Russlands Bedingungen. So lässt sich eine aktuelle Umfrage des ukrainischen Rasumkow-Zentrums im Auftrag des Internetportals Dserkalo Tyschnja zusammenfassen. Demnach sprechen sich 44 Prozent der Befragten für Verhandlungen mit Moskau aus, lediglich 35 Prozent lehnen dies grundsätzlich ab. Die höchsten Zustimmungswerte gibt es in den zentralen (49 Prozent) und östlichen (60 Prozent) Gebieten der Ukraine.
Zugleich lehnt der überwältigende Teil der Befragten die von Russlands Präsident Wladimir Putin ins Spiel gebrachten Bedingungen für einen Frieden zwischen den beiden Nachbarstaaten ab. Mehr als 80 Prozent sind gegen die von Putin geforderten weiteren Gebietsabtretungen. Gut 76 Prozent lehnen die Aufhebung der Russland-Sanktionen ab und knapp 60 Prozent sprechen sich auch gegen einen neutralen Status für die Ukraine aus. Gut 76 Prozent lehnen die Aufhebung der Russland-Sanktionen ab und knapp 60 Prozent sprechen sich auch gegen einen neutralen Status für die Ukraine aus.
Selenskyj: Mobilisierung läuft nach Plan
Am Montag erklärte Präsident Wolodymyr Selenskyj auf einer Pressekonferenz seine grundsätzliche Bereitschaft, mit Moskau zu reden. Russische Vertreter sollen an der nächsten Friedenskonferenz teilnehmen, so Selenskyj. Zugleich sprach er davon, dass die Ukraine zuletzt doppelt so viele Männer mobilisiert habe wie noch vor drei Monaten. »Die Militärs sagen, dass alles nach Plan verläuft. Was fehlt, sind Truppenübungsplätze«, sagte Selenskyj. Einem Bericht der »Welt« will Kiew bis zum Jahresende 200 000 weitere Männer mobilisieren. Im ukrainischen Parlament war zuletzt die Rede von 110 000 Männern.
In der Bevölkerung ist der Unmut über die Mobilisierung hingegen weiter hoch. Beinahe täglich tauchen in sozialen Medien Videos von teils brutal durchgeführten Mobilisierungen auf der Straße auf. Als Selenskyj zum Tag der Verfassung am 28. Juni eine Botschaft veröffentlichte, kritisierten ihn viele Internetnutzer und wiesen auf das Recht der Kriegsdienstverweigerung hin.
Neue Fluchtwelle von Männern
In den vergangenen Tagen wurden wieder vermehrt ukrainische Männer an der Flucht aus dem Land gehindert. Am Montag wurden 27 Männer an der Grenze zu Moldau verhaftet. Am Wochenende schossen Grenzbeamte an der Grenze zu Transnistrien auf Soldaten, die zuvor aus ihrer Kaserne entkommen waren. Dabei wurde ein Mann getötet.
In mehreren Städten gingen mindestens fünf Militärfahrzeuge in Flammen auf. In Busk bei Lwiw explodierte in der Nacht zu Montag eine Granate vor der örtlichen Wehrbehörde TZK. Zu Schaden kam dabei niemand, unbestätigten Berichten könnten jedoch die Unterlagen wehrfähiger Männer in Mitleidenschaft gezogen worden sein.
Anders als von der Regierung behauptet, wollen viele ukrainische Männer nicht in die Armee, weil sie befürchten, an der Front verheizt zu werden. Die Rasumkow-Umfrage zeigt, dass 46 Prozent der Ukrainer meinen, Männer müssten sich für die Kriegsdienstverweigerung nicht schämen. Das meiste Verständnis haben Ukrainer in den östlichen Landesteilen (60 Prozent). Während in den von der Mobilisierung betroffenen Altersgruppen und deren Eltern über 50 Prozent der Verweigerung offen gegenüberstehen, erklären von den über 60-Jährigen lediglich 37 Prozent der Befragten Verständnis für Männer, die nicht in die Armee wollen.
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