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Radsport-Kneipenfans auf Reisen bei der Tour de France
Besuch bei den »Pogi Boys«, einem der treuesten Fanklubs von Tourfavorit Tadej Pogačar
Radsport bewegt die Massen. Eines der besten Beispiele dafür ist die Kundschaft der Kneipe »Black Pearl« im belgischen Wervik. Dort gründeten sich vor fünf Jahren die »Pogi Boys«, ein ganz spezieller Fanklub von Tourfavorit Tadej Pogačar.
»Alles begann 2019. Ich sah Tadej Pogačar bei der Baskenland-Fahrt. Damals war er noch ein Niemand, keiner kannte ihn. Aber wie er sich da unter den Großen des Sports bewegte, einem Geraint Thomas, einem Julian Alaphilippe – das war einfach beeindruckend«, erzählt Jeroen Mahieu dem »nd«. Der Belgier stellt sich als Präsident der »Pogi Boys« vor. Die Umstehenden, die mit ihm ein Transparent mit Pogačars Abbild sowohl im Gelben Trikot als auch in der Dienstkleidung des Teams UAE hochhalten, bestätigen die Präsidentenschaft des jungen Mannes, der auch zum Etappenstart schon gesunden Bierdunst verbreitet – wie es sich ja auch für einen in einer Kneipe beheimateten Klub gehört.
Mahieu ist stolz auf seinen Blick. »Ich hab schon damals gesehen, dass er etwas Besonderes ist. Und so entschied ich mich, die ›Pogi Boys‹ zu gründen«, blickt er zurück. Ob Grand Tours oder Klassikerrennen, ob Slowenien-Rundfahrt oder demnächst die Olympischen Spiele – die »Pogi Boys« begleiten ihr Idol zu vielen Wettkämpfen. »Wir haben auch guten Kontakt zu seinen Eltern. Erst im Juni, kurz vor dem Tourstart, haben wir sie in seiner Heimatstadt Komenda besucht. Und sie haben uns die Schule gezeigt, auf die er ging, und den Berg, auf dem er als Jugendlicher trainierte«, erzählt Mahieu, und redet sich mit jedem Satz mehr in Begeisterung. »Wir sind eine große Familie«, sagt er. Das schließe den belgischen und den slowenischen Zweig ein.
Tom Mustroph, Radsportautor und Dopingexperte, begleitet diesen Sport weltweit seit mehr als 20 Jahren für »nd«.
Natürlich hat er auch Kontakt zum Idol selbst. »Wenn ich ihm schreibe, meldet er sich immer zurück. Er textet, er ruft auch an, er macht alles für mich. Er ist ein Supertyp«, meint er über Pogačar. Der so Bewunderte selbst mag seinen Fanklub auch. »Ich freue mich immer, wenn ich sie sehe«, sagte er zuletzt beim Giro d’Italia. Den gewann er bekanntlich vor dieser Tour.
Für die »Pogi Boys« sind die Erfolge ihres Stars natürlich prächtig. »Wir haben inzwischen viele Mitglieder weltweit. 150 Fans im nahen Umkreis unserer Kneipe und mehrere Hundert weltweit. Wir verschicken auch unsere ›Pogi Boys‹-Basecaps. Das ist mittlerweile fast schon ein Unternehmen geworden. 300 Basecaps haben wir kürzlich über das Internet versendet«, sagt der Präsident.
Für Mahieu ist klar, dass Pogačar die Tour gewinnen wird. Für ein paar Tage ist er daher in seine Heimat gefahren. »Wenn er in Gelb in Nizza ankommt, kaufe ich mir aber sofort ein Flugticket und komme zurück«, versprach er. An der Giro-Abschlussparty des Teams durfte er ja auch schon teilnehmen. Fotos davon mit dem Slowenen schmücken Instagram- und Facebook-Account. »Das Größte wäre, wenn er einmal zu uns in die «Schwarze Perle» nach Wervik kommt. Er hat es schon versprochen«, sagt Mahieu. Solange das nicht passiert, reist der Belgier mit seinem Anhang eben dem Slowenen hinterher.
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Die vergangenen zwei Jahre waren dabei auch von Trauer erfüllt. »Ich war traurig, dass er zweimal die Tour verloren hat. Aber er ist ein Kämpfer, gibt niemals auf. Er versucht es immer wieder, lässt sich von Misserfolgen nicht entmutigen. Das mag ich an ihm. Er weiß einfach: Selbst wenn man an schlechten Tagen verliert, so kommen auch die guten Tage, an denen man wieder gewinnt«, ist Mahieu überzeugt.
In letzter Zeit häuften sich wieder die guten Tage für Pogačar. Das hebt die Stimmung in der »Schwarzen Perle« und natürlich unterwegs. Es lässt auch noch mehr Menschen »Pogi Boys«-Devotionalien erwerben. Mal sehen, wann das Geschäft so groß wird, dass die arabischen Teambesitzer auch hier einsteigen. Zu wünschen ist den »Pogi Boys« indes, dass sie ihre Bodenständigkeit nicht verlieren. Bescheiden bleiben, selbst bei Höhenflügen, ist eine der schwierigeren Disziplinen des Lebens.
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