Noch mehr Bomben könnten folgen

Am Mittwoch wurde in der Nähe des Tesla-Protestcamps eine Weltkriegsbombe gesprengt

Die Waldbesetzer*innen am Tesla-Werk müssen wegen einer Bombenentschärfung ihr Protestcamp räumen.
Die Waldbesetzer*innen am Tesla-Werk müssen wegen einer Bombenentschärfung ihr Protestcamp räumen.

Keine zwei Wochen liegen zurück, seit an der Tesla-Fabrik in Grünheide ein Blindgänger aus dem Zweiten Weltkrieg gefunden und entschärft wurde. Am Mittwoch musste mit einer weiteren Bombe umgegangen werden. Um 12.19 Uhr erfolgt die laute Detonation, die britische Bombe wird gesprengt. Kurz nach eins erklärt Nico Bauermeister, Ordnungsamtsleiter von Grünheide, dem »nd«, dass »die Sprengung erfolgreich gewesen« sei.

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Die Protestierenden aus dem Protestcamp »Tesla den Hahn abdrehen« können nun zurück in ihr Camp. Im Vorfeld hatte das Vorgehen der Behörden dort für Unmut gesorgt. »Die Polizei hat uns heute morgen mitgeteilt, dass wir weniger als eine Stunde Zeit haben, um das Camp zu verlassen«, kritisierten die Aktivist*innen am Dienstagabend auf ihrem Telegram-Kanal. Sie seien kurzfristig am Dienstag früh um 9 Uhr morgens informiert und ihr Camp mit großer Polizeipräsenz geräumt worden, während sich Anwohner*innen angeblich weiterhin im Sperrkreis aufhielten. Optionen für alternative Schlafplätze hätten ebenfalls gefehlt. Noch am selben Abend errichteten die Protestierenden ein Ausweichcamp am nahegelegenen Werlsee. »Wir bleiben wachsam und werden nicht erlauben, dass die Polizei die Entschärfung als Vorwand nutzt, um unseren Protest zu verhindern«, schrieben die Protestierenden am Abend.

Die Polizei weist die Kritik von sich. »Im Zusammenhang mit dem Fund von Weltkriegsmunition in dem Waldstück an der L23 bei Grünheide unterstützt die Polizei das Ordnungsamt der Gemeinde Grünheide«, erklärt Daniel Keip, Pressesprecher der Polizei Brandenburg auf Anfrage des »nd«. So sei aufgrund der gefundenen, transportunfähigen 250 Kilogramm schweren Bombe die Neutralisation und Einrichtung eines Sperrkreises notwendig gewesen. Diese Maßnahme habe die Gemeinde »bereits am Montag in einer Allgemeinverfügung und mit einer Pressemitteilung bekannt gemacht«, so Keip weiter. Das Betretungsverbot für den betroffenen Wald wurde am Dienstag, 9 Uhr ausgesprochen, »um Gefahren für Leib und Leben von Unbeteiligten auszuschließen«. Die Aktivist*innen sollen dieser Aufforderung gegen 12 Uhr nachgekommen sein, weitere Personen sollen sich zu diesem Zeitpunkt nicht mehr im Gebiet aufgehalten haben. Was Unterkunftsmöglichkeiten betrifft, sei dies nicht im Zuständigkeitsgebiet der Polizei, »sondern der kommunalen Ordnungsbehörde für Menschen, die durch die Anordnung des Sperrkreises von Obdachlosigkeit bedroht sind«, erklärt der Polizeisprecher weiter.

Die Weltkriegsbombe war bereits vor etwa einer Woche auf dem Erweiterungsgebiet der Tesla-Fabrik gefunden worden. Da sie nach Angaben der Gemeinde nicht transportfähig war, musste sie vor Ort gesprengt werden. Zusammen mit der Räumung des Tesla-Protestcamps sperrte die Polizei am Dienstag das Gebiet in einem Radius von einem Kilometer ab. Auch der Bahnhof Fangschleuse war ab 7 Uhr gesperrt, Busse fuhren nicht zum Bahnhof.

Von der Sperrung betroffen war auch ein Teil des Tesla-Betriebsgeländes. Diese soll allerdings keine Auswirkungen auf die Produktion haben, da es sich vor allem um eine Logistikfläche und eine Abfallbehandlungsanlage handelt. Die vergangene Sprengung, die vor einigen Wochen durchgeführt wurde, sei auf ein Wochenende gefallen, an dem ohnehin keine Produktion stattfand.

»Es ist nun mal eine Kampfmittelverdachtsfläche.«

Nico Bauermeister  Ordnungsamtsleiter von Grünheide

War die Stimmung bei den Protestierenden zunächst aufgeheizt, klingt sie am Mittwochmittag kurz vor der Sprengung schon heiterer. »Abgesehen davon, dass uns zu Beginn sehr viel Stress gemacht wurde, lief der Umzug ganz gut«, erzählt Roman von »Tesla den Hahn abdrehen« dem »nd«. Seinen Nachnamen möchte der Aktivist nicht in der Zeitung lesen. Da während der Detonation niemand am Camp sei, könne keine*r »nach dem Rechten sehen«, fügt er hinzu. Er sei jedoch zuversichtlich, »dass wir heute wieder alles so vorfinden, wie wir es hinterlassen haben«.

Da die Sondierungsarbeiten noch nicht beendet sind, rechnet Nico Bauermeister vom Ordnungsamt allerdings damit, dass es zukünftig noch mehr Detonationen geben wird. »Es ist nun mal eine Kampfmittelverdachtsfläche«, erklärt er. Derzeit lägen die Sondierungsarbeiten im Zeitplan, wie dieser konkret aussieht, kann er nicht mitteilen. Wann die Arbeiten genau beendet werden, sei abhängig davon, »ob sie gestört werden«, so der Ordnungsamtsleiter.

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