Olympiasiegerin Brunckhorst: »Das ist jetzt der Startschuss«

Nach Gold im 3x3-Basketball schlüpft Svenja Brunckhorst in eine neue Rolle

  • Lennart Garbes
  • Lesedauer: 4 Min.
Svenja Brunckhorst will auch nach ihrem Karriereende für weitere Erfolge im deutschen Frauenbasketball sorgen.
Svenja Brunckhorst will auch nach ihrem Karriereende für weitere Erfolge im deutschen Frauenbasketball sorgen.

Die Goldmedaille hat sie natürlich dabei. Sicher aufbewahrt in einer weißen Socke holt Svenja Brunckhorst das Edelmetall aus ihrer kleinen Bauchtasche. »Es ist für uns immer noch ein bisschen surreal. Es gibt immer mal wieder Momente, in denen man es realisiert, aber was das mit sich bringt für die Zukunft, habe ich noch nicht ganz verstanden«, gibt die Olympiasiegerin im 3x3-Basketball beim Medientermin in der Geschäftsstelle von Alba Berlin zu.

Konkret bringt die Zukunft für die 32-Jährige einen wohlverdienten Urlaub. Zeit, um die historische Überraschung der 3x3-Frauen bei den Spielen von Paris sacken zu lassen. Gut eine Woche ist es her, dass die 1,79 Meter große Aufbauspielerin mit ihren Teamkolleginnen Sonja Greinacher, Elisa Mevius und Marie Reichert auf dem Place de la Concorde die erste olympische Medaille überhaupt für den deutschen Basketball geholt hat.

Goldenes Karriereende

Der 17:16-Erfolg im Finale gegen Spanien war gleichzeitig auch das goldene Karriereende für Brunckhorst: »Das ist jetzt ein gutes Ende. Wie soll es noch besser werden?«, lacht die langjährige Kapitänin der deutschen Nationalmannschaft. Schon vor Olympia war klar, dass es ihr letztes Turnier als aktive Spielerin sein wird. Weil die nächste Aufgabe schon auf sie wartet. Nach dem Urlaub beginnt ihr neuer Job als Managerin der Mädchen- und Frauenteams von Alba Berlin. Ab September geht es für die Olympiasiegerin darum, die aktuelle Erfolgswelle der deutschen Basketballerinnen am Laufen zu halten.

»Wir wollen nicht, dass das nur ein einmaliges Ding ist«, sagt Brunckhorst auch mit Blick auf das gute Abschneiden der deutschen 5x5-Frauen, die bei ihrer Olympiapremiere das Viertelfinale erreichten, wo sie an den Gastgeberinnen aus Frankreich scheiterten. »Ich glaube, dass das jetzt der Startschuss ist und jetzt muss man diese Chance nutzen«, fordert die neue Alba-Managerin, denn trotz der jüngsten Erfolge sieht sie weiter großen Handlungsbedarf im deutschen Frauenbasketball.

Frauenbundesliga als Sorgenkind

Das fängt für die sechsmalige deutsche Meisterin dabei an, dass es nicht genug Hallen- und Trainingszeiten für Mädchenteams gibt. Außerdem müssten mehr Trainer*innen für den Frauenbereich ausgebildet werden. Und auch die schwachen Strukturen der Frauenbundesliga bleiben ein großes Problem: »Es ist natürlich auch die Liga, wo wir schon seit Jahren sagen, dass da was gemacht werden muss, dass die Infrastruktur besser ist, dass es professioneller ist, dass auch für Jugendspielerinnen die deutsche Liga wieder ein Ziel ist.«

Aktuell spielen fast alle deutschen Topspielerinnen im Ausland. Auch junge Talente versuchen eher in die College-Liga in den USA zu kommen, als den Sprung in die Bundesliga zu schaffen – so wie 3x3-Goldmedaillengewinnerin Elisa Mevius. Die 20-Jährige spielt seit zwei Jahren am College, genauso wie die 5x5-Nationalspielerinnen Lina Sontag und Emily Bessoir. Für Brunckhorst ist das keine gute Entwicklung: »Wir haben jetzt bei der Nationalmannschaft sowohl beim 3x3 als auch beim 5x5 wenige Spielerinnen, die wirklich aus der Bundesliga kommen, und ich glaube, da muss jetzt einfach der Unterbau geschaffen werden.«

Erfolg auf wackeligen Beinen

Der Erfolg der deutschen Basketballerinnen steht noch auf wackeligen Beinen. Vor der EM-Teilnahme des 5x5-Frauenteams im vergangenen Jahr schafften es die Basketballerinnen zwölf Jahre nicht zu einer internationalen Endrunde. »Wir hatten eine ganz lange Durststrecke, die ich auch selber aktiv mitgemacht habe, die nicht so schön war«, blickt die 83-fache Nationalspielerin zurück. Jetzt will sie mithelfen, dem Frauenbasketball ein stabileres Fundament zu geben.

Als neue Managerin bei den Berliner Albatrossen sieht sich Brunckhorst dafür genau an der richtigen Stelle: »Ich habe schon öfter gesagt, dass Alba das Projekt mit dem größten Potenzial für mich ist. Was mich auch extrem abgeholt hat, ist die Basisarbeit, die in Berlin gemacht wird.« Seit Jahren fördert der Hauptstadtklub den Basketball auch in der Breite, unter anderem mit dem Programm »Alba macht Schule«, bei dem Grundschulkinder direkt nach dem Unterricht Basketball spielen können, angeleitet von Alba-Trainer*innen.

Wie genau ihre Aufgaben beim amtierenden Meisterinnenteam aussehen werden, wird Svenja Brunckhorst mit Alba erst im September festlegen. Zuerst steht der Urlaub an und eine wichtige Einrichtungsfrage für die neue Berliner Wohnung: Die Goldmedaille braucht noch einen besonderen Platz – damit sie raus kann aus ihrer Sicherheitssocke.

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