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Podcast »Klassik für Klugscheißer«: Zu Jazzmusik dribbeln
Im Podcast »Klassik für Klugscheißer« denken Laury Reichart und Uli Knapp Klassik popkulturell
»Gossip Girl« war gestern, jetzt kommt »Klassik für Klugscheißer«. Der unterhaltsame Podcast mit Laury Reichart und Uli Knapp nimmt sich selbst nicht allzu ernst, ist aber gespickt mit allerlei Fakten sowie fremden und eigenen Anekdoten. Dazu gibt’s auch klassische Musik und eine (manchmal sehr große) Prise Popkultur. Während die beiden Podcasthosts sich immer wieder um Kopf und Kragen reden, bilden sie die Hörenden fort.
Sie klären urbane Mythen der Musik auf, fragen den »Klassik Knigge« Tarik Tesfu nach Regeln im Konzertsaal, stellen die schlechteste Opernsängerin aller Zeiten vor oder widmen sich der komplizierten Freundschaft von »Tastenreh« Frédéric Chopin und »Tastenlöwe« Franz Liszt. Man lernt in »Wenn Töne blau leuchten« nicht nur, dass Liszt in Farben gedacht hat, sondern entdeckt gemeinsam mit den Hosts verschiedene Formen von Synästhesie und bekannte Synästheten.
Die bis zu einstündigen Folgen sind extrem kurzweilig. Man bekommt Lust, sich mehr mit den Menschen, Themen und Musik aus den Klassik-Folgen auseinanderzusetzen, und versteht Folge für Folge mehr, wie sehr unser Umfeld mit der Klassik verwoben ist. Nicht nur in der Popmusik (»Road to Joy« von »Bright Eyes« ist beispielsweise an Beethovens »9. Sinfonie« angelehnt) und in der Werbung sind einige alte Meisterwerke zu finden, sondern auch im Gaming.
Angefangen mit der Tetris-Melodie »Korobeiniki«, die einem russischen Volkslied entstammt, springen die beiden rüber zu dem Game-Entwickler Jun’ichi Masuda, der für die Pokémon-Melodie den »Chinese Dance« aus Pjotr Iljitsch Tschaikowskys »der Nussknacker« Mitte der 90er vereinfacht übernommen hat. Warum klassische Musik so gerne für Gameboy und Co. benutzt wurde, erfährt man natürlich auch und worauf es beim Komponieren von Games-Musik ankommt.
In Folgen wie »Weltraum und Science Fiction«, »Klassik und Drogen«, »Fußball in der Klassik« und »Klassik und Mode« ist die Lupe auch auf die Klassik gerichtet. Ausflüge zu modernen Songs sind nicht nur erlaubt, sondern auch gewollt. Und so machen die beiden Moderatoren ganz nebenbei Komponistinnen und Komponisten aus längst vergangenen Zeiten nicht nur hörbar, sie setzen sie mit unserer Zeit in den Kontext. Aktuell haben sie eine Folge zu Olympia rausgehauen.
Darin kommt zum Beispiel die Leichtathletin Rebekka Haase zu Wort, die aufgrund ihrer Querflötenleidenschaft den Titel »die schnellste Flöte der Welt« trägt. Für jede Folge gibt es eine Spotify-Playlist. Die Playlist zu »Auf die Plätze, fertig, los! Musik und Olympia« ist mit neun Musikstücken nicht ganz so dick bestückt wie andere Folgen. Man hört dafür viel über die Olympischen Spiele und ihre Entwicklung, außerdem überlegen die beiden, in welchen Sportarten Musik eine Rolle spielt und wie Musik für Sport genutzt werden kann: zum Beispiel zum Training.
Die Olympionikin erklärt in »Klassik für Klugscheißer«, dass sie einen Kurzstreckenlauf wie ein Musikstück wahrnehme: »Du hast ’nen vorgegebenen Rhythmus in ’ner Geschwindigkeit.« Das sei wie in der Musik: »Man muss den Takt halten, sonst fügen sich die Stücke nicht zusammen.« Für Basketballtrainer Holger Geschwindner, der unter anderem Ex-Basketballprofi Dirk Nowitzki trainiert hat, ist Musik auch ganz wichtig. Geschwindner vergleicht das Team mit einem Jazzensemble: Alle kriegen irgendwann ihr Solo, aber gemeinsam entsteht der Groove. Deshalb lässt er gerne Jugendspieler zu Jazzmusik dribbeln und werfen.
Mittlerweile umfasst »Klassik für Klugscheißer« an die hundert Folgen, weshalb gerne Querverweise gegeben werden. Ihre Moderationsbälle spielen Laury und Uli gekonnt wie in einem Pingpong-Spiel hin und her. Wäre Reden eine olympische Disziplin, dann würden Laury Reichart und Uli Knapp auf jeden Fall die Goldmedaille bekommen.
»Klassik für Klugscheißer« läuft auf BR-Klassik und ist in der ARD-Audiothek und auf allen gängigen Podcastplattformen verfügbar.
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