- Sport
- Fußball
İlkay Gündoğan: Der Vermittler beendet Karriere im DFB-Team
Der Kapitän geht von Bord – eine reflektierte Entscheidung
Fast 13 Jahre spielte İlkay Gündoğan Fußball im deutschen Nationalteam. Leicht hatte er es nie. Als er sich im Oktober 2011 mit seinem ersten Einsatz unwiderruflich für das DFB-Trikot entschieden hatte, erfuhr er Ablehnung von türkischer Seite. Schließlich stammen seine Eltern aus Dursunbey, einer Stadt im Nordwesten der Türkei. Als der gebürtige Gelsenkirchener und sein Teamkollege Mesut Özil vor der Weltmeisterschaft 2018 auf einem Foto mit Staatspräsident Erdoğan zu sehen waren, kam die Kritik aus Deutschland. Beides wollte er nicht als Statement gegen etwas verstanden wissen, schon gar nicht als »politisches«, wie er damals sagte. Auch deshalb lief es anders als bei Özil. Gündoğan spielte weiter – und wurde Kapitän des DFB-Teams, der erste mit Migrationshintergrund.
Nun beendete der 33-Jährige vom FC Barcelona nach 82 Länderspielen seine Karriere im DFB-Team. Er habe auf seinen Körper gehört. Vielleicht reifte auch die Einsicht, dass er dem Neuaufbau im Weg steht. Dies hatte sich sportlich zumindest teilweise schon vor und während der Europameisterschaft angedeutet. Vor allem aber zeigt diese Entscheidung gegen den Willen von Bundestrainer Julian Nagelsmann, wie »reflektiert« Gündoğan handelt. So wurde er oft beschrieben.
Seine angenehme Zurückhaltung war nicht immer hilfreich in diesem Sport der Selbstdarsteller, vor allem im DFB-Team. Schon bei Borussia Dortmund stach Gündoğan fußballerisch heraus, aber erst der ganz große Erfolg mit Manchester City samt der Wertschätzung von Startrainer Pep Guardiola ebneten den Weg zum Stammspieler im Nationaltrikot. Zum Abschied lobte Bundestrainer Nagelsmann: »Er hat häufig selbst geglänzt, noch häufiger hat er andere glänzen lassen.« Ein Vermittler ist Gündoğan nicht nur als Fußballer, auch als Mensch. Die Dankbarkeit für das DFB-Kapitänsamt zeigt dies ebenso, wie die finanzielle Unterstützung für die Heimatstadt seiner Eltern.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft
Das »nd« bleibt gefährdet
Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.