Schlechte Nachrichten aus den Schulen tabu

Bildungsminister Freiberg legt ermutigende Lehrerzahlen vor, Oppositionsabgeordnete Dannenberg nennt sie geschönt

  • Andreas Fritsche
  • Lesedauer: 3 Min.
Rund 25 000 Erstklässler gibt es nun in Brandenburg.
Rund 25 000 Erstklässler gibt es nun in Brandenburg.

Zum Beginn des neuen Schuljahrs wartet Brandenburgs Bildungsminister Steffen Freiberg (SPD) am Donnerstag mit lauter guten Nachrichten auf. Der Unterricht an den 745 öffentlichen Schulen des Bundeslandes sei gesichert.

Es gibt außerdem noch 197 Privatschulen. Ein staatliches Gymnasium in Potsdam ist neu hinzugekommen. Neu sind außerdem eine evangelische Grundschule in Cottbus, ein evangelisches Gymnasium in Frankfurt (Oder) und die Natur-Grundschule in Temnitztal.

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»Unsere Maßnahmen haben gewirkt. Trotz deutlich gestiegener Schülerzahlen hat sich die Zahl der offenen Stellen nicht weiter erhöht«, erklärt Freiberg. 322 000 Schüler gibt es jetzt, darunter 25 000 Schulanfänger, und das sind zusammen etwa 5000 mehr als Ende des vergangenen Schuljahrs. 22 600 Lehrer beschäftigt das Land Brandenburg – so viele wie seit 20 Jahren nicht mehr. 1512 Lehrkräfte sind zum Stichtag 12. August unbefristet eingestellt worden. Vor einem Jahr waren es zur gleichen Zeit erst 1380 und die staatlichen Schulämter stellen fortlaufend weitere Lehrkräfte ein. 712 der 1512 unbefristet Eingestellten waren allerdings schon vorher im Schuldienst, nur bis dato mit befristeten Arbeitsverträgen.

Eingestellt wurden unter anderem 499 Deutschlehrer, 343 Mathematiklehrer, 217 Englischlehrer, 197 Sportlehrer und 167 Geschichtslehrer. 565 der unbefristet Eingestellten sind Seiteneinsteiger – insgesamt hat Brandenburg damit inzwischen rund 4200 solcher Lehrkräfte, die kein reguläres Lehramtsstudium absolviert haben. Unter den 1601 Lehrkräften, denen Brandenburg jetzt nur befristete Verträge gegeben hat, befinden sich 1132 Seiteneinsteiger. 370 eigene Referendare hat Brandenburg übernommen, 13 aus Berlin und 29 aus anderen Bundesländern.

Zu den Maßnahmen gegen den Lehrermangel, von denen Minister Freiberg spricht, gehören das »63Plus-Angebot« und das »Unter70-Modell«. Es konnten mit Zuschlägen und Zulagen 363 Lehrer dazu bewegt werden, ihren Ruhestand hinauszuschieben. 72 bereits pensionierte Lehrer sind an Schulen zurückgekehrt, wobei ihnen ihr Einkommen jetzt nicht mehr auf die Pension angerechnet wird, wie es vorher der Fall gewesen ist.

450 offene Vollzeitstellen sind zum 12. August aber noch nicht besetzt gewesen. Zum gleichen Zeitraum des Vorjahres waren es allerdings 460 – sodass selbst dies wie eine gute Nachricht klingt.

Die oppositionelle Landtagsabgeordnete Kathrin Dannenberg (Linke) schätzt die Lage derweil völlig anders ein als Freiberg. Sie sagt: »Die Devise des Ministers ist klar: Kurz vor der Landtagswahl sind negative Nachrichten tabu.« Nur haben Dannenberg zufolge die Kinder und Jugendlichen nichts davon. »Die Situation hat auch zum Start des neuen Schuljahres das Potential für die nächste Bildungskatastrophe«, sagt Dannenberg.

Ja, es laufe eine Werbekampagne und Brandenburg mache älteren Lehrern endlich ein Angebot, länger im Schuldienst zu bleiben. »Dumm nur, dass diese Entscheidungen viel zu spät kommen, den Schulen jetzt nicht helfen und deren grundsätzliche Probleme nicht an der Wurzel packen.« Denn die Schulen suchen Dannenberg zufolge unverändert dringend pädagogisches Personal. »Um die Zahlen zu schönen und den Regelunterricht zumindest dem Schein nach abzusichern, werden Klassen vergrößert, Kurse zusammengeschmissen, die individuelle Förderung von Kindern gekürzt.«

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