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Was Berlins Bevölkerung zur Hitze wissen sollte
Auch ohne Hitzeschutzplan gibt es Möglichkeiten, sich für hohe Temperaturen zu wappnen
Offiziell startet der Herbst am 22. September. Anhaltende Hitze lässt allerdings noch lange keine herbstlichen Gefühle zu. Nach wie vor bewegen sich die Temperaturen in der Hauptstadt bei 30 Grad Celsius – als wäre es noch Anfang August. Für langanhaltend hohe Temperaturen bis in den Herbst hinein machten Expert*innen in der Vergangenheit immer wieder die menschengemachte Klimakrise verantwortlich.
Dass sich heiße Tage mehren, ist auch dem Berliner Landesamt für Gesundheit aufgefallen. In den vergangenen Jahrzehnten habe sich »die durchschnittliche Anzahl an Tagen pro Jahr mit über 30 Grad fast verdoppelt«, teilt die Behörde auf ihrer Website mit. Im dicht bebauten Stadtgebiet staue sich heiße Luft zudem auf und werde von Beton und Asphalt gespeichert, sodass es auch nachts zu höheren Temperaturen komme.
Das stellt besonders für Risikogruppen eine gesundheitliche Gefährdung dar – dazu zählen nicht nur Säuglinge, Kleinkinder und Menschen über 65 Jahren, sondern auch Schwangere, Obdachlose, Betroffene von akuten chronischen Erkrankungen sowie Menschen, die regelmäßig Alkohol oder Drogen konsumieren. 2024 sind bislang deutschlandweit 2300 Menschen an Hitzetod verstorben, 2023 waren es etwas über 3000. Davon waren 106 Berliner*innen. 2022 starben insgesamt 5000 Menschen an Hitzetod, davon 425 in Berlin. Statistiken zeigen, dass die Zahl der Hitzetoten mit stärkeren Hitzetagen korreliert – und somit die Zahl von Hitzetoten je nach Jahr schwankt.
Um Berliner*innen vor der Hitze zu schützen, unterstützt die Ärztekammer Berlin den Senat bei der Erarbeitung des Hitzeschutzplans, der 2025 realisiert werden soll. »Wir brauchen die Hitzeschutzpläne sehr«, sagt Peter Bobbert, Präsident der Ärztekammer Berlin, zu »nd«. »Es sollte aber nicht nur bei Plänen bleiben, sondern sie sollten auch realisierbar sein.« Bislang ist er der Meinung, dass die Stadt nicht gut auf Hitzeperioden vorbereitet ist, die durch die Klimakrise ausgelöst werden.
»Damit meine ich eine Situation, wie wir sie im vergangenen Jahr in Kanada oder Pakistan erlebt haben, wo es wochenlang enorme Temperaturanstiege von über 40 Grad ohne Abkühlung gab«, erklärt der Präsident der Ärztekammer. »Aber die Wahrscheinlichkeit, dass so etwas passiert, wird von Jahr zu Jahr größer. Wir haben einfach Glück gehabt, dass wir das in Deutschland noch nicht erlebt haben.«
»Die Leute müssen erkennen, dass Hitze kein wohltuendes Klima für einen Grillabend ist.«
Peter Bobbert Präsident der Ärztekammer Berlin
Einige Maßnahmen trifft die Stadt bereits. So gibt es neben diversen Trinkbrunnen die digitale Berliner Erfrischungskarte, mit der sich Menschen anhand bunter Punkte auf einer Karte über Berlins Stadtbäder, Parkbänke, Grünanlagen und Trinkbrunnen informieren können. Außerdem gibt die Stadt eine Übersicht über diverse kühle Räumlichkeiten, die für die Öffentlichkeit zugänglich sind, wie Kirchen oder Rathäuser.
Für obdachlose Menschen gebe es zudem noch Hitzebusse der Berliner Stadtmission, sagt Bobbert. »Das Hitzebusteam wird zu Menschen auf der Straße gerufen, um ihnen Sonnenschutz wie Hüte, Basecaps oder dünne Jacken zu geben.« Wer beobachte, dass Menschen durch Hitze in Gefahr seien oder Erschöpfungssymptome zeigten, solle sie ansprechen und fragen, ob sie Hilfe bräuchten, so Bobbert. »Manchmal reicht es, ihnen Wasser zu geben oder sie in den Schatten zu bringen. In lebensbedrohlichen Fällen muss der Notruf gerufen werden.« Zudem bittet die Berliner Stadtmission die Bevölkerung, Aufenthaltsorte von Obdachlosen im Sommer zu melden. So könne ihnen effektiv geholfen werden.
Oberste Priorität für Hitzeschutz ist laut Bobbert die Sensibilisierung der Bevölkerung. »Die Leute müssen erkennen, dass Hitze kein wohltuendes Klima für einen Grillabend ist. Es birgt eine Gefahr für die Gesundheit, die tödlich enden kann«, sagt er. »Wir können aber positiv auf die vergangenen Jahre zurückblicken und feststellen, dass die Gesellschaft besser informiert ist über Risiken der Hitze als noch vor zehn Jahren.«
Bis der Hitzeschutzplan erscheint, gibt es vom Aktionsbündnis Hitzeschutz Berlin mehrere Verhaltenstipps, wie sich Bewohner*innen vor starker Hitze schützen können. Neben Vermeidung von direkter Sonneneinstrahlung, ausreichendem Trinken von Wasser sowie Vermeidung starker körperlicher Aktivitäten sollen Berliner*innen auf möglichst helle, leichte Kleidung achten, Außenaktivitäten eher auf Morgen- und Abendstunden auslegen sowie keine Tiere oder Menschen im Auto zurücklassen.
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