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Für Markus Rehm ist Gold das Mindeste

Der Weitspringer hat bei den Paralympics in Paris erneut seine Ausnahmestellung bewiesen

  • Lennart Garbes
  • Lesedauer: 4 Min.
Para-Weitspringer Markus Rehm setzte seine unglaubliche Serie von 13 Jahren ohne Wettkampfniederlage auch in Paris fort.
Para-Weitspringer Markus Rehm setzte seine unglaubliche Serie von 13 Jahren ohne Wettkampfniederlage auch in Paris fort.

Nach dem sechsten Versuch hob Markus Rehm fast entschuldigend die Hände. Dass der 36-Jährige erneut Gold holen würde, stand schon vor seinem letzten Sprung fest. Wie so oft in den vergangenen Jahren ging es für den Weitspringer am Mittwochabend in Paris am Ende nur noch um den Kampf gegen die eigene Bestleistung. Noch einmal langsames Anklatschen mit dem Publikum im Stade de France. Noch ein letzter Motivationsschrei kurz vor dem Anlauf.

Doch der letzte Versuch wurde mit 7,59 Metern sein schwächster im Finale des paralympischen Weitsprungs. Als Bestwert blieben die 8,13 Meter stehen, die Rehm mit seinem fünften Sprung aufgestellt hatte. Eine Weite, die vor den US-Amerikanern Derek Loccident (7,79 Meter) und Jarryd Wallace (7,49 Meter) zwar souverän für Gold reichte – die aber doch hinter den eigenen Ansprüchen des deutschen Topathleten zurückblieb.

»Es war heute echt ein schwerer Wettkampf, wir sind alle schwer reingekommen. Aber am Ende zählt die Medaille, zählt die Farbe, und Gold ist unfassbar großartig«, sagte Rehm nach dem Wettkampf am Mikrofon der ARD. Eine ausgiebige Ehrenrunde durch das Stade de France hatte da schon dafür gesorgt, dass die Unzufriedenheit über die eigene Leistung fast vergessen war: »Ich bin auf jeden Fall unfassbar stolz und dankbar. Ein Traum ist in Erfüllung gegangen.«

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Im Alter von 14 Jahren musste Rehm nach einem Wakeboard-Unfall der rechte Unterschenkel amputiert werden. Nun hat er zum vierten Mal Gold im Weitsprung bei den Paralympics gewonnen. 2012 in London begann seine unglaubliche Siegesserie. Es folgten Gold in Rio 2016, Gold in Tokio 2021 und jetzt Gold in Paris. Hinzu kommen sieben Welt- und fünf Europameistertitel. Seit 13 Jahren hat der Profi aus der Leichtathletikabteilung von Bayer 04 Leverkusen keinen Wettkampf mehr verloren.

Wie weit es für den Parasportler an guten Tagen gehen kann, zeigt das vergangene Jahr. Zweimal verbesserte Rehm seinen Weltrekord. Im Mai sprang er 8,64 Meter, ehe er einen Monat später beim Internationalen Leichtathletik-Meeting in Rhede mit 8,72 Meter seinen bisher besten Sprung setzte. Nur acht Menschen sprangen jemals weiter – alle ohne Prothese. 23 Zentimeter trennen den Deutschen vom 1991 aufgestellten Weltrekord der US-amerikanischen Weitsprunglegende Mike Powell.

Zum Start der Saison 2024 hatten der gebürtige Göppinger und seine Trainerin, die ehemalige Speerwurf-Weltmeisterin Steffi Nerius, deswegen die magische Neun-Meter-Marke als neues Ziel ausgerufen. »Viele sagen, dass es nicht möglich ist, so weit zu springen. Ich habe schon oft davon geträumt, als erster Mensch so weit zu springen«, sagte der 36-Jährige noch vor den Paralympics. Dabei helfen sollte auch die Weiterentwicklung seiner Sportprothese, die der gelernte Orthopädietechnikmeister selbst immer weiter vorantreibt. Doch so richtig wollten Mensch und neues Material in diesem Jahr noch nicht zusammenfinden. Im Weitsprung-Finale am Mittwoch benutzte Rehm deswegen wieder die Einstellung aus der Vorsaison.

Auch mit dem alten Set-up blieb er am Ende aber deutlich unter seinen Möglichkeiten. Wirklich frei wirkte er während des gesamten Wettkampfes nicht. Vielleicht war der Druck – neben dem vierten Olympiasieg auch noch eine herausragende Weite liefern zu wollen – einfach zu groß. Dass es trotzdem souverän für Gold reichte, war ein weiterer Beleg für Rehms Ausnahmestellung im Para-Weitsprung.

Letzendlich war es auch ohne Fabelweite ein Meilenstein für die paralympische Bewegung. Dass der Wettkampf der Weitspringer zur besten Sendezeit live in der ARD übertragen wurde, liegt zu großen Stücken auch an der Aufmerksamkeit, die Rehm der Sportart gebracht hat. Eine späte Genugtuung für den vierfachen Paralympics-Sieger, der sich seit Jahren für mehr Inklusion im Sport und für gemeinsame Wettkämpfe von Sportler*innen mit und ohne Behinderung einsetzt.

Wie lange er seine Botschafterrolle für den Parasport noch ausfüllen will, ließ Rehm nach dem Wettkampf von Paris erstmal offen. Die Entscheidung werde er künftig von Jahr zu Jahr treffen, sagte er nach seinem Gold-Triumph dem SID. Ein paar Ideen habe er allerdings noch, wie er dem Neun-Meter-Ziel wieder näher kommen könnte: »Der Traum lebt weiter.« Und solange sein Körper noch mitmacht, sei auch eine Teilnahme bei den Spielen 2028 in Los Angeles nicht ausgeschlossen.

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